In Österreich ist der Anteil mit etwa zwei Drittel im Jahresschnitt noch deutlich höher. Trotzdem wäre die Versorgung nach Einschätzung der E-Control auch gewährleistet, wenn die russischen Lieferungen ausbleiben würden.
Sichere Gasversorgung
Betroffen wären davon neben Österreich vor allem Slowenien, Ungarn und die Slowakei. Das Gas müsste dann über Italien und Deutschland nach Österreich importiert werden. Der Import etwa von norwegischem Pipelinegas oder LNG auf diesen Routen ist etwas teurer, weswegen er sich derzeit nicht rentiert. Verglichen mit den vergangenen Marktverwerfungen wären die Mehrkosten nach Einschätzung der E-Control aber überschaubar.
Die vergangenen zwei Jahre hätten gezeigt, dass inklusive Flüssiggas (Liquefied Natural Gas, kurz LNG) ausreichend Erdgas am Markt sei, sagte Haber. Auch hätten die europäischen LNG-Terminals ausreichend Kapazitäten.
Klar ist aber auch, sollten die russischen Gaslieferungen nach Europa versiegen, würden am gesamten Kontinent die Preise zumindest vorübergehend steigen. Dauerhafte hohe Preisunterschiede sind im europäischen Großhandel aber nicht zu erwarten, weil Gas international gehandelt wird.
Der Gasverbrauch lag 2023 in Österreich etwa ein Fünftel unter dem mehrjährigen Durchschnitt, temperaturbereinigt, beträgt das Minus noch 15 Prozent. Laut dem E-Control-Ökonomen Johannes Mayer liegt das nur bedingt an der schwächelnden Konjunktur, denn bei Gewerbe und Industrie zeige sich keine nachhaltige Senkung. Die Einsparungen entfallen also auf den Kleinverbraucherbereich.
Neue Kraftwerke
Der Preisschock von 2022 hat sich bei vielen Kundinnen und Kunden in Österreich erst 2023 ausgewirkt. Das hat nicht nur zu einem sparsameren Umgang mit Erdgas geführt, sondern auch dem privaten Photovoltaik-Ausbau einen Schub versetzt. Die in Österreich installierte Kraftwerksleistung ist 2022 um 1,26 Gigawatt gestiegen, mit einem Gigawatt (GW) entfiel der größte Teil auf neue PV-Anlagen. Im Jahr 2023 hat sich der PV-Zuwachs auf 2,66 GW mehr als verdoppelt.
Der Ausbau der Windkraft hinkt bisher hingegen nach. Haber erklärte das damit, dass dafür noch Netze fehlen würden. Die E-Control rechnet bei der Windkraft mit einem Ausbauschub in den nächsten drei bis fünf Jahren.
In jedem Fall werde sich der Kraftwerkspark bis 2030 deutlich verändern. Da der Strombedarf steigt und die Produktion von Wind und PV mit dem Wetter schwankt, muss die installierte Leistung im Vergleich zum Jahr 2021 um 70 Prozent (von 24 auf 41 GW) steigen.
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