Welche Fragen zu Photovoltaik KURIER-Leser besonders beschäftigen

Arbeiter installieren Module für eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach eines Einfamilienhauses.
Zahlt sich eine PV-Anlage am Gemeinschaftsdach aus? Gibt es Förderungen für nachgerüstete Speicher? Der KURIER Energie-Chat beantwortete viele Fragen.

Photovoltaik-Anlagen sind für viele das Sinnbild der Energiewende. Überall, wo die Sonne scheint, erzeugen sie sauberen Strom. Jeder kann sie nutzen, von Privatpersonen bis zu Großunternehmen. In ganz Österreich gibt es momentan rund eine halbe Million PV-Anlagen. Das Interesse daran ist weiterhin groß, aber es gibt auch viele Fragen zur Technologie, zu Kosten und Erträgen sowie zu rechtlichen Rahmenbedingungen. Das wurde beim KURIER Energie-Chat am Dienstag deutlich.

Hausbewohner wollen gemeinsame Anlage am Dach

KURIER-Leser konnten dabei via Zoom mit Vera Immitzer und Magdalena Frank, zwei Expertinnen vom Bundesverband PV Austria, über all jene Anliegen sprechen, die sie beim Thema Photovoltaik besonders beschäftigen. 

Den gesamten KURIER Energie-Chat gibt's hier zum Nachsehen: 

Ein Teilnehmer schildert etwa, dass ein Mehrparteienhaus, in dem er wohnt, im kommenden Jahr renoviert werden soll. Die Hausgemeinschaft überlegt, eine PV-Anlage am Dach zu installieren. Seine Fragen dazu: "Macht das Sinn? Nach wie vielen Jahren amortisiert sich so eine Anlage? Mit welchen Kosten ist zu rechnen?"

"Eine PV-Anlage macht immer Sinn", sagt Immitzer. Eine gemeinschaftliche Anlage auf einem Mehrparteienhaus zu installieren, sei früher nicht so einfach gewesen, aber die Zustimmungserfordernisse seien gelockert worden. Nun reicht eine einfache Mehrheit der Wohnungseigentümer, um ein Projekt beginnen zu können - solange der erzeugte Strom auch von allen Bewohnern genutzt werden kann.

Beratung zuerst, relativ wenig Wartung danach

Was die Kosten anbelange, seien diese von mehreren Faktoren abhängig, sagt Frank. Die Beschaffenheit und Größe des Daches etwa, seine Ausrichtung und Beschattung. Hier meldet sich auch ein anderer Teilnehmer zu Wort, der in der Solarbranche arbeitet. Kosten ohne Kenntnis der Verhältnisse vor Ort abzuschätzen, sei so gut wie unmöglich. Immitzer rät generell dazu, sich von Fachfirmen unterstützen zu lassen: "Jedes Gebäude ist anders."

Einmal installiert, seien PV-Anlagen jedenfalls sehr wartungsarm. Module werden meist vom Regen gereinigt. Für Gewerbeanlagen gebe es eine verpflichtende Überprüfung alle fünf Jahre. "Für Kleinanlagen wird das auch in dieser Regelmäßigkeit empfohlen", so Frank. Wenn Fehler in der PV-Anlage auftreten, werden diese in vielen Fällen vom Wechselrichter erkannt und den Besitzern gemeldet. "Die meisten Hersteller bieten sehr tolle Apps an."

Vera Immitzer (re.) und Magdalena Frank von PV Austria beim KURIER Energie-Chat.

Vera Immitzer (re.) und Magdalena Frank von PV Austria beim KURIER Energie-Chat.

Balkonkraftwerke regen zum Nachdenken an

Für Menschen, die eine Wohnung mit Balkon bewohnen, werden vielerorts kleine Balkonkraftwerke angeboten. Immitzer warnt davor, diese in Eigenregie zu installieren. "Es ist nicht so leicht, wie man glaubt." Um sich an der Energiewende zu beteiligen, könnte man auch in Betracht ziehen, sich einer Energiegemeinschaft anzuschließen. Österreich sei bei diesem Thema Vorreiter. Ein anderer Teilnehmer am Energie-Chat entgegnet, dass Balkonkraftwerke doch sinnvoll seien - nicht nur, um eigenen Strom zu erzeugen, sondern auch, um sich mit eigenen Verbrauchsgewohnheiten auseinanderzusetzen.

Batterien: Notstromvorrat vs. Kostenoptimierung

Speicher für die eigene PV-Anlage legen sich viele Nutzer auch aus dem Grund zu, weil sie eine Notversorgung im Falle eines Stromausfalls wünschen. Diese Möglichkeit sei bei den meisten neuen PV-Systemen inkludiert, sagt Frank. Es stelle sich aber oft die Frage der Dimensionierung des Batteriespeichers. Ist dieser auf maximale Notstromkapazität ausgelegt, bleibe oft nicht mehr viel Raum, um einen Speicher optimal zu betreiben.

"In Zukunft wird es vermehrt darum gehen, dass man Batterien intelligent nutzt", sagt Immitzer. Das bedeute, sie aufzuladen, wenn viel Sonnenlicht verfügbar ist. Zur Mittagszeit sinke der Preis auf Strombörsen durch große PV-Anlagen enorm. Entladen werden sollte der Speicher in jenen Stunden am Nachmittag und Abend, wenn der Strompreis wieder steige. Dynamische Tarife, die diese täglichen Schwankungen widerspiegeln, werden in Zukunft weiter verbreitet sein. Mit einem Speicher könne man hier sehr profitieren.

Speicher günstig, aber E-Auto-Hersteller halten sich zurück

Wie sinnvoll Speicher für das ganze Stromnetz sind, hat auch die Politik erkannt. Sie sollen künftig mehr gefördert werden. Momentan gibt es allerdings noch keine Förderung, wenn man etwa eine bestehende PV-Anlage mit einem Batteriespeicher nachrüsten will. Auf eine eventuell kommende Förderung zu warten, sei aber auch nicht sinnvoll, sagt Immitzer: "Wenn ich sie jetzt brauche, sollte ich sie jetzt dazubauen." Die Kosten für Speicher seien ohnehin dramatisch gesunken.

Ein Teilnehmer merkt an, dass das Speicherpotenzial von E-Auto-Batterien bisher noch kaum ausgenutzt werde. Bidirektionales Laden, bei dem Strom aus einem E-Auto beispielsweise wieder in das Hausnetz fließen kann, sei noch nicht sehr verbreitet. "Am Ende des Tages ist die Frage, ob Automobilhersteller Batterien dafür freigeben." Momentan machen das nur wenige, u. a. um die Garantiezeit für die Batterie nicht zu gefährden.

Netzentgelt für Einspeiser: "Darf man nicht machen"

Unter Nutzern von PV-Anlagen regt sich zur Zeit Unmut über den kolportierten Plan, Solarstromeinspeiser künftig Netzentgelte bezahlen zu lassen. Das könnte im kommenden Elektrizitätswirtschaftsgesetz (ElWG) festgelegt werden. PV Austria sei strikt dagegen, sagt Immitzer. "Anlagenbetreiber haben investiert und sind von Rahmenbedingungen ausgegangen, die das Einspeisen ohne Gebühr erlauben. Sie nun zu ändern, das darf man nicht machen."

Genehmigungen sollen bundesweit einheitlich sein

Die generelle Wunschliste an die Politik sei lang, meint Immitzer auf eine entsprechende Frage. Der größte Wunsch sei es, Genehmigungen von PV-Anlagen zu vereinfachen und bundesweit zu vereinheitlichen. "Neun Bundesländer und in jedem andere Bauordnungen, Elektrizitätsgesetze, Raumordnungen und Naturschutzgesetze - das kann in einem kleinen Land wie Österreich nicht sein." Aufgrund der Vielzahl an Stromnetzbetreibern im Land sei es auch wichtig, mehr Transparenz über Anschlusskapazitäten zu schaffen. Schlussendlich sei es auch wichtig, bei Förderungen Klarheit zu schaffen: "Und zwar nicht nur für die nächsten 12 Monate, sondern für Jahre."

Kommentare