Batteriespeicher: In Niederösterreich ist Ausbaubedarf am größten

Eine ganz andere Dimension: Batteriespeicher im Industriemaßstab.
Eine neue Studie zeigt auf, wo in Österreich wie viel Speicherkapazität aufgebaut werden sollte, um die Energiewende zu stemmen.

Zusammenfassung

  • Niederösterreich hat den größten Bedarf an Batteriespeicher-Ausbau bis 2040 von 193 auf 2.412 Megawatt.
  • Österreichs Strom- und Flexibilitätsbedarf steigt erheblich; bis 2030 werden 5 Gigawatt Speicherleistung benötigt.
  • Großspeicher kämpfen mit doppelten Netzgebühren; rechtliche Änderungen sollen Investitionen anreizen.

Mit dem Ausbau erneuerbarer Energie steigt der Bedarf an mehr Flexibilität im Stromnetz. Stromerzeugung und -Verbrauch passen zeitlich oft nicht zusammen, vor allem bei Photovoltaik. Speicher können das Problem lösen und werden deshalb in größerem Maße als bisher benötigt. Eine neue Studie zeigt auf, wie groß der Flexibilitätsbedarf in Österreich ist und wie sehr Batteriespeicher dazu beitragen können, ihn zu decken.

Doppelter Strombedarf, sechsfacher Flexibilitätsbedarf

Anhand eines komplexen, anhand realer Daten angefertigten Modells wurden genaue Werte dazu ermittelt, wie man die Energiewende in Österreich auf den Boden bringen könne, sagt Sonja Wogrin, Leiterin des Instituts für Elektrizitätswirtschaft und Energieinnovation der TU Graz. "Unser Strombedarf wird sich bis 2040 auf rund 125 Terawattstunden verdoppeln. Dass der Strom nicht immer gleichzeitig produziert wird, wenn er verbraucht wird, ist eine große Herausforderung."

Der Flexibilitätsbedarf unter Tags wird sich laut den Studienergebnissen bis 2040 versechsfachen. In Österreich sind momentan rund 1,1 Gigawatt Batteriespeicherleistung installiert. Im vergangenen Jahr alleine kamen 464 Megawatt dazu. Das liegt vor allem an einem Boom bei Kleinspeichern, die meist in Kombination mit einer eigenen PV-Anlage in Privathaushalten installiert werden. Bis 2030 sollte die durchschnittlich pro Jahr installierte Speicherleistung auf 674 Megawatt ansteigen.

Jedes Bundesland ist anders

"Wenn wir das schaffen, haben wir einen großen ersten Wurf", sagt Wogrin. Bis 2030 sollten 5 Gigawatt Leistung für Flexibilitätsbedarf im Stromnetz vorhanden sein. Danach könnte der Ausbau auf moderatere 350 Megawatt pro Jahr bis 2040 zurückgehen. Bei einem Blick auf die regionale Situation in Österreich, bei der Erzeugungs- und Verbrauchskapazitäten in den einzelnen Bundesländern betrachtet wurden, treten drei Bundesländer deutlich hervor: Niederösterreich, Oberösterreich und die Steiermark.

Batteriespeicher und ihr Ausbaubedarf im Bundesländer-Vergleich.

Batteriespeicher und ihr Ausbaubedarf im Bundesländer-Vergleich.

Mit 193 Megawatt ist die installierte Speicherleistung in Niederösterreich noch vergleichsweise gering. Bis 2040 sollte sie auf 2.412 Megawatt steigen. "Jedes Bundesland ist ein bisschen anders, etwa je nachdem wie viel erneuerbare Energie produziert wird und wie viel Industrie es dort gibt", sagt Wogrin. Im Prinzip liefere die Studie aber einen klaren Fahrplan, wo wieviel Speicherkapazität ausgebaut werden sollte. Länderübergreifend ähnlich ist die Aufteilung zwischen Klein- und Großspeichern. Zwei Drittel entfallen auf kleine Speicher, ein Drittel auf große Speicher.

Großspeicher derzeit doppelt belastet

Während Privathaushalte durch Batteriespeicher den Eigenverbrauch bei selbst produziertem Solarstrom zunehmend erhöhen, sei die Situation bei Großspeichern schwieriger, sagt Alfred Weinberger, Geschäftsführer der Amarenco Solar Austria GmbH. Sein Unternehmen arbeitet derzeit etwa an einem Projekt in Oberösterreich, bei dem ein 200-Megawatt-Speicher für den Übertragungsnetzbetreiber entstehen soll.

Große Speicher hätten in Österreich derzeit unter einer doppelten Belastung zu leiden, sagt Weinberger. Sie zahlen sowohl als Erzeuger als auch als Stromverbraucher Netzgebühren. Es sei wesentlich, dass diese Situation geändert wird, um Investitionen attraktiver zu machen. Wie sehr dies den Ausbau ankurbeln könne, zeige Deutschland vor, wo eine ähnliche Regelung abgeschafft wurde. Mit dem in Österreich kommenden Elektrizitätswirtschaftsgesetz (ElWG) sei aber Besserung in Sicht.

Dem Ferrari Räder verpassen

Mit den richtigen Rahmenbedingungen sei es möglich, die vorhandene Leistung der erneuerbaren Energie auch auf "die Straße" zu bringen. "Photovoltaik ohne Speicher ist wie ein Ferrari ohne Räder", ist Weinberger überzeugt. Laut Herbert Paierl, dem Vorstandsvorsitzenden des Interessensverbands PV Austria, sollte die Regierung Anreize schaffen, um den Ausbau von Speichern anzukurbeln. "Der Markt arbeitet ohnehin für uns." Die Preise für Batteriespeicher seien im Sturzflug, wodurch sich Investitionen leichter auszahlen. Die Kosten für die Einspeisung von Strom aus Batteriespeichern ins Netz sollten im Idealfall null betragen.

Was für die Errichtung von großen Batteriespeichern spreche, sei der vergleichsweise geringe Aufwand, um zu Genehmigungen dafür zu erhalten. Die Technologie sei ausgereift und könne rasch dazu beitragen, Strompreise und Netzentgelte zu senken. Auch die Skalierung sei unproblematisch. Bei anderen Speichertechnologien seien die Hürden höher, sagt Wogrin.

Auch Pumpspeicher sollen ausgebaut werden

Auch bei Pumpspeicherkraftwerken müsste die Leistung ausgebaut werden, um den steigenden Flexibilitätsbedarf zu decken. Die Stromproduktion bestehender Kraftwerke zu steigern, sei möglich, beim Bau neuer Pumpspeicherkraftwerke sei die Obergrenze in Österreich aber beinahe erreicht. Für Wasserstoff fehle es noch an Infrastruktur. Zur Nutzung von E-Auto-Akkus und bidirektionalem Laden, um Strom ins Netz zurückzuspeisen, seien noch viele Fragen offen. Das primäre Ziel von E-Auto-Besitzern sei Fortbewegung und nicht, Batterien für die Stromnetzstabilisierung zur Verfügung zu stellen.

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