Die Stauseen alleine werden als Stromspeicher nicht ausreichen

Der Verbund baut die Kapazitäten etwa im Pumpspeicherkraftwerk Kaprun weiter aus
Energiewende und Klimawandel stellen neue Anforderungen nicht nur an das Stromnetz. Auch die Verhaltensweisen sollen sich ändern, sagen Experten.

Die Energiewende stellt nicht nur höhere Anforderungen an die Stromnetze, sondern auch an die Speicher. Soll das Land bis 2040 klimaneutral sein, wird der Brutto-Strombedarf laut Berechnung des Austrian Institute of Technology (AIT) um 140 Prozent steigen.

Schon um bis 2030 nur den österreichischen Strombedarf zu 100 Prozent aus Ökostrom zu decken, steige „der Flexibilitätsbedarf um ein Drittel“, sagte Brigitte Bach vom AIT bei einer Expertenrunde am Mittwoch. Denn Windkraft und Photovoltaik sind weniger gut steuerbar als fossile Kraftwerke. Stromüberschüsse müssen also in die Phasen gebracht werden, in denen mehr Energie gebraucht wird.

Und je mehr Sektoren wie Raumwärme und Mobilität elektrifiziert werden, desto größer wird der Bedarf. Während für die Übertragung von Tag zu Nacht Batteriespeicher geeignet sind, ist der sogenannte saisonale Übertrag noch eine große Herausforderung. Denn im Winter wird mehr Energie benötigt als im Sommer.

Technologie-Mix

Bisher spielen dabei in Österreich Pumpspeicherkraftwerke die größte Rolle. Obwohl die Kapazitäten weiter ausgebaut werden, werde man „mit dieser Technologie alleine nicht auskommen“ sagte Verbund-Chef Michael Strugl. Auch neue Technologien wie Druckluftspeicher und Wasserstoff sollen dabei eine Rolle spielen. Auch wäre es vermutlich sinnvoller, statt privaten PV-Anlagen, die schlimmstenfalls gar nicht einspeisen könnten, die Errichtung von Stromspeichern zu fördern. Deutschland habe schon eine Strategie, um den Speicherausbau zu beschleunigen, mahnte Strugl die Politik zur Eile.

Die „ganz große Frage“ ist, wie sich die verschiedenen Technologien am besten ergänzend einsetzen lassen, sagte Gerhard Christiner, Vorstand des Übertragungsnetzbetreibers Austrian Power Grid (APG). Dazu werde ein neues Regelwerk gebraucht, nicht nur für den Betrieb von Speichern. So sollten die Verbraucher mit Preissignalen dazu gebracht werden, sich netzdienlich zu verhalten. „Nur aus Ideologie heraus wird der Kunde sich nicht bewegen“, sagte Christiner. Das betrifft nicht nur Haushalte, große Potenziale sieht Bach in der Industrie.

Die Anforderungen an das Energiesystem ändern sich aber auch aufgrund des Klimawandels. „Eine gute Nachricht ist, dass die Wasserkraft in Österreich nicht sehr leiden wird“, sagte Bach. Im Winter könnte sie sogar ergiebiger werden. Verbrauchsseitig sei mit einem sinkenden Wärmebedarf im Winter und einem deutlich steigenden Kühlbedarf im Sommer zu rechnen.

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