Blumenhändler Bellaflora: Kaufunlust der Österreicher und Kampf gegen Online-Riesen

Blumenhändler Bellaflora: Kaufunlust der Österreicher und Kampf gegen Online-Riesen
Mit Regionalität, Beratung und saisonalen Kundenerlebnissen trotzt der oberösterreichische Blumenhändler der Konsumflaute und will sich auch gegen Online-Riesen aus dem Ausland durchsetzen.

Der Herbst ist da und damit auch das Ende der Hauptsaison für alle Hobbygärntner. Die Gartenfachmarkt-Kette Bellaflora reagiert darauf mit einer neuen „Erlebniswelt“.

Weihnachtliche Produktwelt im Oktober

Bereits jetzt im Oktober wurde ein großer Teil der Filiale am Firmensitz in Leonding in eine weihnachtliche Produktwelt verwandelt. Neben echten und künstlichen Christbäumen finden Kunden dort glitzernde Tischdeko, Lichterketten oder auch ausgefallene Christbaumkugeln etwa in Form eines Donuts oder eines Essiggurkerls.

Über das Geschäft mit der Dekoration möchte das Gartencenter auch im Winter die Umsätze hoch halten. Nur ein Teil der Strategie, mit dem Bellaflora den aktuellen Krisen trotzen möchte. Und es scheint zu wirken: Denn obwohl das vergangene Jahr nicht einfach und von der Sparsamkeit der Kunden geprägt war, konnte das Unternehmen seinen Umsatz zum Vorjahr steigern.

Kaufunlust der Österreicher

Die Kaufunlust der Österreicher aufgrund der Teuerung bereitet Bellaflora-Geschäftsführerin Susanne Eidenberger trotz des guten Bilanzergebnisses Sorge. Hinzu komme der schwierige Wettbewerb gegen die Online-Riesen, wie etwa der Gemischtwarenhändler Temu, der vor allem im Bereich der Dekoration herrscht: „Die Konkurrenz durch Billiganbieter aus China vor allem bei Kunstblumen und Bastelware macht der Branche zu schaffen, aber ich denke, wir sind auf einem guten Weg“, sagt Eidenberger.

Einkaufen als lästige Pflicht

Gerade für stationäre Händler seien es schwierige Zeiten. Bereits seit der Coronapandemie habe sich das Einkaufsverhalten der Österreicher stark verändert. Und wurde von einer Freizeitbeschäftigung zu einer lästigen Pflicht.  „Für circa 40 Prozent ist Einkaufengehen wie Arbeit. Wir als Unternehmen sehen es als unsere Aufgabe, den Kunden wieder zu zeigen, dass Einkaufen Spaß macht“, erläutert Eidenberger.

Neben der Weihnachtswelt und möglicher weiterer saisonaler Erlebniswelten in der Zukunft setzt Bellaflora dafür auf aktuelle Trends, wie etwa die Selbstversorgung durch selbstangebautes Obst und Gemüse. Immer mehr Kunden legen großen Wert auf ihre Lebensmittel und gerade in Zeiten der Teuerung werde es immer beliebter, seine eigenen Lebensmittel zu ziehen und zu ernten.

"Alles, was Kunden für sich und ihre Pflanzen brauchen"

Da wolle man ansetzen und den Hobbygärtner durch das ausgewählte Sortiment und kompetente Beratung ein Erlebnis bieten, heißt es. „Wir wollen Kunden zum Kauf inspirieren. Und an der Kassa soll sich jeder Kunde denken, dass er alles gefunden hat, was er für sich und seine Pflanzen braucht“, sagt Eidenberger.

Neben der Sparsamkeit der Kunden stellt auch der Klimawandel eine immer größer werdende Herausforderung für Bellaflora dar. So mache etwa die extreme Hitze im Sommer nicht nur den Gärtnern, die die Pflanzen zuliefern, sondern auch den Kunden des Gartenfachmarktes zu schaffen. Auch hier müsse man sich als stationärer Händler durch Kompetenz auszeichnen und Hobbygärtnern bei Problemen zur Seite stehen und beraten, so Eidenberger.

"Pionierrolle" beim Thema Nachhaltigkeit

Beim Thema Nachhaltigkeit will Bellaflora „eine Pionierrolle“ einnehmen. Ende November soll hierzu ein Bericht veröffentlicht werden. Als nächsten großen Schritt plant das Unternehmen die Pflanzentrays aus Kunststoff großflächig von Einweg- auf Mehrweg-Träger umzustellen, um künftig Plastikmüll einsparen zu können. Diese wiederverwendbaren Trays werden gerade produziert, erste Tests hierzu plant das Unternehmen für den kommenden Frühling . 

Auch woher die Pflanzen und das Saatgut stammen, das Bellaflora verkauft, ist für Eidenberger ein wichtiges Thema. Die Geschäftsführerin schätzt, dass Bellaflora etwa 70 Prozent seiner winterharten Pflanzen aus Österreich bezieht. Gerade für viele Zimmerpflanzen sei man aber auf den Import aus südlichen Ländern wie etwa Italien oder „auch von weiter her“, angewiesen, so Eidenberger.

Ausländische Ware bringt wirtschaftliche Risiken

Bei der Herkunft der Pflanzen gehe es aber nicht nur um den Nachhaltigkeitsaspekt aufgrund der langen Transportwege. Der Bezug von ausländischer Ware bringe auch wirtschaftliche Risiken mit sich und sei allgemein „die größte Unschärfe“, wie Eidenberger sagt. Damit meint die Geschäftsführerin das Risiko von Preisschwankungen und Lieferschwierigkeiten aufgrund internationaler Krisen. 

Gerade in den letzten Jahren, in denen die Covid-Pandemie, Klimakatastrophen und bewaffnete Konflikte die Liefersituation erschwerten, habe Bellaflora in diesen Bereichen stark von seiner regionalen Ausrichtung profitiert.

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