dm-Geschäftsführer zu Pfandsystem: "Es wird Müll in unsere Filialen gebracht"

dm-Geschäftsführer zu Pfandsystem: "Es wird Müll in unsere Filialen gebracht"
dm-Geschäftsführer fordert moderne Sammelanlagen für Einwegverpackungen anstatt einer "Methode aus der Vergangenheit".

Ab 2025 müssen in Österreich Verkaufsstellen von Getränken in PET-Flaschen oder Aluminiumdosen diese Verpackungen von ihren Kunden gegen Pfand zurücknehmen. Die Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) kritisierte das Pfandsystem bereits in der Vergangenheit, da es hohe Kosten für den "geplagten Einzelhandel" bedeute.

Nun kommt auch Kritik vom Geschäftsführer der größten Drogeriemarktkette des Landes, dm. Bei einer Pressekonferenz zur aktuellen Unternehmensbilanz nennt Harald Bauer das geplante Einwegpfand "eine Methode aus der Vergangenheit, um die Probleme der Zukunft zu lösen" und vergleicht es mit "Milchflaschen aus dem frühen 19. Jahrhundert".

Rücknahme ohne Automaten geplant

Bauer verweist auf moderne Sortieranlagen, wie etwa die der Altstoff Recycling Austria (ARA) in Ennshafen, mit denen die gewünschten Rückgabequoten von 80 bis 90 Prozent erreicht werden könnten.

Trotz der Kritik kündigt Bauer an, dass dm sich "vorbildlich an die Vorgaben halten wolle. Im Unternehmen soll die Rückgabe händisch ablaufen und nicht über Automaten, wie es bei den meisten Lebensmitteleinzelhändlern geplant ist. 

Den Ablauf erklärt Bauer so: "Es wird Müll in unsere Filialen gebracht - anders kann man es nicht bezeichnen - und dieser wird dort entgegengenommen und in zwei Säcken gelagert. Wenn die Säcke voll sind, werden sie abgeholt."

Dm betreibt in Österreich aktuell 382 Filialen mit knapp 7.000 Mitarbeitern, im vergangenen Jahr mussten drei Standorte geschlossen werden. Der Umsatz betrug hierzulande 1,3 Milliarden Euro und damit um 9,5 Prozent mehr als im Vorjahr. 

Mehr als 5 Milliarden Euro Umsatz

Noch stärker wuchs der Umsatz im Verbund gemeinsam mit den von Österreich aus betreuten Tochtergesellschaften in elf mittel- und südosteuropäischen Ländern (etwa Italien, Bulgarien oder Kroatien) - und zwar um 16,5 Prozent auf 5,25 Milliarden Euro. 

Ursache für die Zuwächse sei in erster Linie die stark gestiegene Anzahl der Einkäufe, sagte Martin Engelmann, Vorsitzender der Geschäftsführung: "Wir haben pro Tag um durchschnittlich 15.000 Einkäufe mehr als im Vorjahr realisiert." 

Im Schnitt seien in den vergangenen zwölf Monaten in Österreich 580 Kundinnen und Kunden pro Tag und Filiale verzeichnet worden, mittlerweile werde im Drogerie-Fachhandel jedes zweite Produkt bei dm gekauft.

Fast die Hälfte der Produkte von Eigenmarken

Bauer hebt besonders die geringen Preissteigerungen hervor: Während die allgemeine Inflation laut dem Österreichischen Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO) bei 3,8 Prozent liegt, seien die Preise für die Artikel bei dm um nur 1,8 Prozent zum Vorjahr gestiegen.

Das liegt vor allem an den starken dm-Eigenmarken, wie etwa Balea, Alverde, Babylove, Denkmit oder dm Bio, die etwa die Hälfte des dm-Sortiments (47 Prozent) ausmachen.

Weniger gut als in der Handelssparte, läuft es bei den Friseursalons und Kosmetikstudios des Unternehmens. Obwohl der Bedarf nach Dienstleistern wie etwa Friseuren zwar immer bestehe, handle es sich um ein "labiles Geschäft", wie dm-Geschäftsführer Thomas Köckt sagt.

Aus diesem Grund habe das Unternehmen im Vorjahr Standorte im "niedrigen zweistelligen Bereich" geschlossen. Aktuell betreibt dm noch 123 Friseur- und 89 Kosmetikstudios.

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