Handels-KV: "Das wird a mühsame Gschicht"

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Gewerkschaft pocht auf Abgeltung der rollierenden Inflation von 3,8 Prozent. Den Arbeitgebern ist das viel zu hoch.

Die Kollektivvertragsverhandlungen für die 572.000 Beschäftigten im heimischen Handel  dürften heuer besonders schwierig werden. Die Gewerkschaft GPA fordert einen Abschluss über der rollierenden Inflation von 3,8 Prozent, was den Arbeitgebern aber angesichts von Konsumflaute und wieder gesunkener Inflationsrate viel zu hoch ist. 

Die genauen Prozentforderungen werden beim Start der ersten Verhandlungsrunde am kommenden Mittwoch (23.10.) bekannt gegeben. Die beiden Arbeitnehmer-Chefverhandler Veronika Arnost und Martin Müllauer nannten bereits bei einem Hintergrundgespräch am Donnerstagabend ihre Forderungen. 

Neben mehr Geld soll es auch mehr Freizeit geben. Konkret will die Gewerkschaft, dass ab fünf Dienstjahren drei Freizeittage dazu kommen, ab sieben Dienstjahren weitere zwei Tage und ab zehn Jahren ein zusätzlicher freier Tag. Kein Thema seien Sonntagsarbeit und Einmalzahlungen, denn diese seien nicht nachhaltig. 

Kaufkraft stärken

Es gehe darum, dass die Einkommen spürbar und dauerhaft erhöht würden. "Jedes Zehntel kommt auch dem Handel zugute", erinnert Arnost daran, dass die Mitarbeiter auch Konsumenten sind - und daher eine Kaufkraftstärkung im Interesse der gesamten Wirtschaft sei. 

Ein wichtiger Punkt bei den heurigen KV-Gesprächen sei die Bezahlung der ersten eineinhalb Stunden Mehrarbeit am Tag, denn diese Überstunden seien bis jetzt zuschlagsfrei, was insbesondere die Teilzeitbeschäftigten spüren würden. 

Und davon gibt es im Handel viele. 35,5 Prozent der Beschäftigten stehen kürzer als die Normarbeitszeit im Geschäft, bei den Frauen sind es gar 55,2 Prozent. Wie überhaupt der Handel weiblich ist, 63,3 Prozent der Angestellten sind Frauen.

Die GPA-Chefverhandler stellen sich jedenfalls auf sehr schwierige Gespräche ein, im Vorjahr gab es erst nach Weihnachten einen Abschluss. Vorsorglich wurden bereits vier Verhandlungstage anberaumt, der  letzte davon wäre der 21. November. Bei einer Einigung könnte das so wichtige Weihnachtsgeschäft ungestört verlaufen.

Trefelik: Forderungen unrealistisch

Rainer Trefelik, Obmann der Bundessparte Handel in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), weist gegenüber dem KURIER die Gehaltsforderungen der Gewerkschaft als unrealistisch zurück. Ein Abschluss bei 3,8 Prozent sei nicht darstellbar, zumal die aktuelle (September)-Inflation bei nur 1,8 Prozent liege und sich der Handel "in einer Krise" befinde. "Das wird a mühsame Gschicht", so Trefelik zu den bevorstehenden KV-Verhandlungen. 

ABBRUCH DER KV-VERHANDLUNGEN IM HANDEL

Rainer Trefelik

Dem Argument der Kaufkraftstärkung und somit Konsumbelebung dank kräftigerer Lohnerhöhungen kann er mit Verweis auf die Wirtschaftsforscher wenig abgewinnen. "Da herrscht das Prinzip Hoffnung". Die Menschen hätten seit den letzten KV-Erhöhungen nicht mehr ausgegeben, dem Handel gehe es jetzt noch schlechter, wie die vielen Pleiten zeigen würden. Bei den KV-Verhandlungen gehe es daher um den Erhalt von Arbeitsplätzen. 

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