Das "Forum Versorgungssicherheit", in dem mehrere Netzbetreiber organisiert sind, schlug zum Beispiel einen staatlichen Infrastrukturfonds vor, aus dem dann Mittel für den Netzausbau verteilt werden sollten. Der wirtschaftsnahe Thinktank "Oecolution" forderte zuletzt gar, dass der Ausbau der Stromnetze nicht über Netzgebühren, sondern zur Gänze aus dem Budget finanziert werden solle. Das würde die Unternehmen entlasten, so die Argumentation. Die Kosten würden dadurch allerdings nicht gesenkt, sondern nur anders verteilt: Insbesondere Unternehmen mit einem hohen Energieverbrauch würden dadurch voraussichtlich billiger aussteigen, die Kosten auf die Allgemeinheit abgewälzt.
Reale Einsparungen könnte es hingegen geben, wenn "netzdienliches Verhalten" belohnt würde, argumentiert die Strom-Branchenvertretung Oesterreichs Energie. Das könnte zum Beispiel über eine Abgabenbefreiung für Stromspeicher erfolgen, die eingesetzt werden, um Verbrauchs- und Produktionsspitzen zu glätten. Die Ausrollung der digitalen Stromzähler (Smart Meter) soll außerdem volatile Tarife ermöglichen. Strom wäre dann in Phasen des Überangebots billiger als wenn gerade viel nachgefragt wird.
Damit die Strompreise nachhaltig sinken, müsse der Erneuerbaren-Ausbau beschleunigt werden, argumentiert nicht nur Felbermayr, sondern etwa auch Verbund-Chef Michael Strugl. Denn wenn mehr Ökostrom zur Verfügung steht, werden teurere fossile Kraftwerke weniger oft benötigt.
Oesterreichs Energie geht davon aus, dass bis 2030 österreichweit 30 Milliarden Euro in neue und bestehende Kraftwerke investiert werden müssen, um die Ausbauziele zu erreichen. Noch mal so viel Geld werde aber für den Ausbau der Stromnetze gebraucht, etwa zu zwei Dritteln für die Verteilernetze und zu einem Drittel für die Übertragungsnetze im Hochspannungsbereich.
Die österreichischen Stromnetze wurden in ihrer Grundstruktur darauf ausgelegt, den Strom von großen Kraftwerken zu den Verbrauchern zu bringen. Die Kapazitäten sind also dort am größten, wo der Strom produziert wird und wo der meiste Strom verbraucht wird.
Neue Anforderungen an die Stromnetze
Das ändert sich mit dem Erneuerbaren-Ausbau, denn neue Kraftwerke wie etwa Windparks oder Photovoltaikanlagen entstehen über das Netzgebiet verteilt und oft wird die dort erzeugte Energie nicht in der Region gebraucht, in der sie gewonnen wird.
Dazu kommt, dass die Produktion aus Windkraft und PV mit dem Wetter starken Schwankungen ausgesetzt sind. Die Strombranche fordert deswegen, dass die Einspeisung zu Spitzenzeiten -also etwa zu den Mittagsstunden im Sommer- limitiert werden kann.
Drittens wird eine neue Gruppe von Netzteilnehmern immer größer. Die sogenannten "Prosumer" sind Konsumenten (Engl: consumer), die auch selbst Strom produzieren (Engl.: producer), aber nicht autark sind. Das sind typischerweise Eigenheimbesitzer mit Dach-Anlagen oder Energiegemeinschaften. Insbesondere im Frühjahr und Sommer wollen diese immer mehr Strom einspeisen. Dafür werden nicht nur neue Leitungen, sondern auch Trafos und Umspannwerke gebraucht.
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