Was der Klimawandel für die Wasserkraft in Österreich bedeutet

Laufkraftwerke müssen in den Sommermonaten wegen der Trockenheit mit weniger Wasser auskommen
Dürreperioden im Sommer, weniger Schnee und mehr Regen im Winter. Die Veränderungen könnten sich sogar positiv auswirken.

Die langen Dürreperioden im vergangenen Sommer haben zu einem Absinken der Stromproduktion aus Wasserkraft geführt, in manchen Regionen phasenweise um bis zu 50 Prozent. Der Klimawandel wirkt sich also bereits merklich auf die wichtigste Säule der österreichischen Ökostromproduktion aus, sagte Martin Fuchs, Autor der Studie „Wasserkraft und Klimawandel in Österreich“. Auf die Stromversorgung könnte sich das aber sogar positiv auswirken.

„Das Ergebnis der Studie zeigt eine Verschiebung der Abflüsse vom Sommer in den Winter“, fasst Karl Heinz Gruber, von Oesterreichs Energie, der Branchenvertretung der Strombranche, die die Studie bei dem Ingenieurs- und Beratungsdienstleisters Afry in Auftrag gegeben hat, zusammen. Das kommt den Anforderungen insofern entgegen, weil im Winter mehr Energie verbraucht wird als im Sommer. Bisher hat die Wasserkraft ihre stärksten Monate während der Schneeschmelze im Frühjahr. Die höheren Durchschnittstemperaturen führen aber nicht nur zu trockeneren Sommern, es schneit auch weniger im Winter.

100 % Ökostrom. Österreich will über das Jahr gerechnet bis 2030 so viel erneuerbaren Strom produzieren, wie das Land verbraucht

60 Milliarden Euro an Investitionen sind dafür nach aktuellen Schätzungen notwendig. Etwa 30 Milliarden Euro für zusätzliche Ökostrom-Produktion, weitere 30 Milliarden Euro für die Stromnetze

Über das Jahr betrachtet, gibt es absehbarerweise aber nicht weniger, sondern sogar etwas mehr Niederschlag. Das gilt zumindest nördlich der Alpen, im Süden Europas wird die Trockenheit hingegen zunehmen. Der Effekt von weniger Schnee und mehr Regen im Winter ist eine gleichmäßigere Verteilung der Stromproduktion aus Wasserkraft.

Anpassung und Ausbau

Allerdings müssen die Wasserkraftwerke auch an die neuen Bedingungen angepasst werden. Einerseits wird daran gearbeitet, dass Laufkraftwerke auch während der trockeneren Sommermonate effizient funktionieren. Andererseits müssen vermehrt Extremwettereignisse abgefangen werden. Das betrifft etwa die Wassermengen, die durch Turbinen geschleust werden können, oder auch die Volumina, die Stauseen aufnehmen können.

Was der Klimawandel für die Wasserkraft in Österreich bedeutet

Barbara Schmidt, Oesterreichs Energie Generalsekretärin

Neben dem Netzausbau bieten unsere Speicher- und Pumpspeicherkraftwerke die Voraussetzungen um die schwankenden Erzeugungsmengen aus den Wind- und PV-Anlagen im System zu glätten und so eine sichere und verlässliche Stromversorgung zu gewährleisten.

von Barbara Schmidt

Oesterreichs Energie

Die Speicher- und Pumpspeicherkraftwerke sind aber auch wichtig, um Energie über mehrere Monate zu speichern. Bisher haben diese landesweit eine Leistung von 8,9 Gigawatt (GW). Sie sollen um 5,7 GW gesteigert werden. In Bau befindet sich etwa eine Kapizitätserweiterung des Verbund-Kraftwerks in Kaprun. Mehrere Projekte sind in Planung. Die Frage ist, ob und wie schnell sie umgesetzt werden können.

Dabei geht es unter anderem um die Bedingungen und Dauer der Genehmigungsverfahren. „Es könnte viel mehr passieren im Erneuerbaren-Ausbau“, sagte Barbara Schmidt, Generalsekretärin Oesterreichs Energie im Zuge der Studienpräsentation am Donnerstag. Insbesondere müsse das neue Elektrizitätswirtschaftsgesetz (ElWG) bald vorgelegt werden

Die Branchenvertretung erhofft sich davon unter anderem eine Festsetzung des Erneuerbaren-Ausbaus als „übergeordnetes gesellschaftliches Interesse“. Dadurch könnten die Genehmigungsverfahren beschleunigt werden. Schmidt hofft, dass die rechtlichen Grundlagen noch geschaffen werden, bevor das politische Geschehen durch die heuer anstehenden Wahlkämpfe blockiert werden.

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