"Charlie Hebdo": "Wir machen weiter"

Auch nächsten Mittwoch erscheint eine Ausgabe von "Charlie Hebdo"
Die überlebenden Zeichner machen weiter: "Charb hat immer gesagt, dass die Zeitung erscheinen müsse, koste es, was es wolle".

Wir werden weitermachen!", gab Charlie Hebdo-Autor Patrick Pelloux am Donnerstag bekannt und zeigte damit, dass sich die überlebenden Redaktionsmitglieder nicht einschüchtern lassen - und zwar keiner von ihnen. "Wir haben uns entschieden, kommende Woche eine Ausgabe herauszugeben. Wir sind alle einverstanden", führt Pelloux weiter aus.

Gearbeitet werde von zu Hause aus, da die Redaktionsräume wegen den Ermittlungen der Behörde momentan nicht genutzt werden können. Dennoch, "wir werden zurechtkommen", zitiert die französische Nachrichtenagentur AFP den Autor weiter. Einen Tag zuvor haben zwei schwerbewaffnete Attentäter die Büroräume der Satire-Zeitung gestürmt und das Feuer eröffnet. Im Kugelhagel starben acht der rund zwanzig Journalisten, unter ihnen ihr langjähriger Leiter Stéphane "Charb" Charbonnier.

"Dummheit wird nicht gewinnen"

Pelloux betonte in dem Statement, die Zeitung werde sich nicht unterkriegen lassen und zitiert seinen verstorbenen Chefredakteur: "Das ist sehr hart, wir alle sind voller Leid, Schmerz, Angst", sagte er. "Aber wir machen es trotzdem, denn die Dummheit wird nicht gewinnen. Charb hat immer gesagt, dass die Zeitung erscheinen müsse, koste es, was es wolle."

Eine Million Exemplare

Laut Richard Malka, dem Anwalt des Satiremagazins, soll die nächste Ausgabe in einer Auflage von einer Million Stück gedruckt werden, berichtet die FAZ.net. Damit das gelingt werden staatliche Medien sowie die Zeitung Le Monde Personal zur Verfügung stellen. Finanzielle Unterstützung gibt es von der Stiftung "Presse et pluralisme" und Google mit 500.000 Euro. Der Grossist Presstalis verzichtet auf die Verkaufsprovision.

Weltweite Solidarisierung

Das "Dummheit nicht gewinnen darf" denken auch Karikaturisten in der ganzen Welt, die dem Terroranschlag und der versuchten Einschüchterung mit Pinselstrichen begegnen (siehe unten und hier). Auch Tageszeitungen weltweit zeigen Karikaturen auf ihren Titelseiten. Betroffene Menschen gehen (wie hier berichtet) auf die Straße, um sich mit den Opfern zu solidarisieren.

Wie die Stimmung in Paris einen Tag nach dem Attentat war, berichtete unser Reporter Philipp Hacker-Walton.

Das Attentat auf Charlie Hebdo, das war ein ein Anschlag auf die Meinungsfreiheit. Tausende Menschen, die noch am Mittwochabend auf die Straßen gingen, traten deshalb für das Recht auf freie Meinungsäußerung ein: Sie forderten Gerechtigkeit und solidarisierten sich mit den Machern von Charlie Hebdo, die ihren Wagemut mit dem Leben bezahlen mussten (Details zum Attentat hier).

Doch wie geht man mit einer solchen Attacke um, wenn man selbst ein Meinungsmacher ist? KURIER-Karikaturist Michael Pammesberger hat dazu eindeutig Stellung bezogen: "Es darf nicht sein, dass wir aus Angst vor Radikalen gewisse Dinge einfach nicht mehr tun oder sagen", meint er (das ganze Interview lesen Sie hier). Damit spricht Michael Pammesberger auch jenen aus der Seele, die selbst durch ihre kritische Kunst im Fokus der Aufmerksamkeit stehen. Karikaturisten weltweit solidarisierten sich bereits am Mittwoch mit Charlie Hebdo - bewaffnet nur mit ihrem Pinsel.

Reaktionen von Zeichnern und Medien

Am Donnerstag meldete sich der legendäre Asterix-Zeichner Albert Uderzo (87) mit einer berührenden Botschaft aus seinem Ruhestand und verabschiedete sich auf seine eigene Weise von den vier ermordeten Cartoon-Kollegen: In einer via Twitter ohne Worte verbreiteten Zeichnung Uderzos verbeugen sich Asterix und Obelix tief. Sie haben ehrfürchtig ihre Helme abgenommen und halten voller Kummer die Augen geschlossen. Asterix trägt eine Rose. Idefix, der kleine Hund, dreht dem Betrachter geknickt den Kopf zu.

Ein eindeutiges Statement, das im netz vielfach Banksy zugeschrieben wurde, aber eigentlich von der Künstlerin Lucille Clerc stammt:

Die Reaktion des Briten Magnus Shaw:

David Pope, Cartoonist aus Canberra:

Der Niederländer Ruben L. Oppenheimer:

Dave Brown vom Independent hat eine eindeutige Haltung:

Der in London lebende Franzose Jean Jullien:

Der französische Karikaturist Boulet meint, dass Enten - französisch auch für Zeitungen - immer höher fliegen werden als Kugeln:

Klaus Stuttmann vom Berliner Tagesspiegel reagiert mit bitterer Ironie.

Auch der Tagesspiegel bringt Karikaturen auf Seite 1:

Viele Zeitungen räumen für "Je suis Charlie" ihre Titelseiten leer.

Jeden Tag ein Mohammed?

Ein Amateur-Karikaturist fiel mit dem Vorhaben auf, als Reaktion auf das furchtbare Attentat an jedem der verbleibenden 347 Tage des Jahres 2015 eine Zeichnung des Propheten Mohammed anzufertigen. Als erstes zeichnete er ein Bild des Religionsgründers ohne bestimmte Emotion oder komische Verfremdung. "Ich würde Mohammed gerne in faden Alltagssituationen sehen, und nicht als jemanden, der alles in die Luft jagt", kommentierte ein Reddit-User das Ansinnen des unbekannten Künstlers.

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