"Charlie Hebdo": Satire ohne Kompromiss

Die Redaktion des Satiremagazins wurde im Januar angegriffen, zwölf Menschen wurden getötet
Seit 1992 nimmt sich das Satiremagazin kein Blatt vor den Mund.

Die Satirezeitung Charlie Hebdo wurde 1970 gegründet und ging aus dem verbotenen Blatt L'hebdo Hara-Kiri hervor. Der Name „Charlie“ wurde von der Comicfigur Charlie Brown übernommen und verweist auf die Ursprünge im Bereich der Comic-Magazine, „Hebdo“ ist im Französischen eine Abkürzung für „hebdomadaire“ was so viel bedeutet wie Wochenzeitschrift. 1981 wurde das Blatt nach 560 Ausgaben eingestellt, 1992 jedoch wieder belebt.

Von Anfang an gab es für Charlie Hebdo keine Grenzen, Mächtige aus Politik und Wirtschaft wurden genauso aufs Korn genommen wie Sekten, Rechtsextreme oder religiöse Eiferer – egal welcher Glaubensrichtung. Damit handelte sich das Blatt auch einige Klagen ein, unter anderem nach einer bitterbösen Papst-Sonderausgabe.

Stéphane Charbonnier

"Charlie Hebdo": Satire ohne Kompromiss
epa04549483 (FILE) A file picture dated 19 September 2012 shows Publishing director of the the French satirical newspaper 'Charlie Hebdo', Charb, displaying the front page of the newspaper as he poses for photographers showing cartoons of the Prophet Mohammed in Paris, France. According to news reports on 07 January 2015, several people have been killed in a shooting attack at satirical French magazine Charlie Hebdo in Paris. EPA/YOAN VALAT *** Local Caption *** 50526910
Herausgeber, kreativer Chef und Aushängeschild vonCharlie Hebdowar Stéphane Charbonnier, genannt Charb - auch er starb beim Terroranschlag inParis. Seine Karikaturen polarisierten meistens, teilweise überschritten sie auch deutlich die Grenzen zur Geschmacklosigkeit.

Schon der Stil seiner Zeichnungen und Comics wirkt hart. Charb setzte kräftige Farben ein, seine Figuren waren nur sehr grob gezeichnet, hatten fast immer giftgelbe Haut mit drei picklig wirkenden Punkten auf hässlichen Knollennasen. Auffällig große weiße Augen unterstrichen die insgesamt unsympathische Wirkung der kleinen Männchen.

Islam-Kritik

Die Redaktion mit rund 20 Mitarbeitern (bei einer wöchentlichen Auflage von 140.000 Stück) veröffentlichte bereits 2006 umstrittene Mohammed-Karikaturen. 2011 verübten Unbekannte einen Brandanschlag auf die Redaktionsräume in Paris, Stéphane Charbonnier erhielt Morddrohungen. Zuvor hatte Charlie Hebdo zum Wahlerfolg der Islamisten in Tunesien eine Sonderausgabe mit dem Titel „Charia Hebdo“ herausgebracht.

Im September 2012 sorgte das Blatt erneut mit Mohammed-Karikaturen für Aufsehen. Nach der Veröffentlichung mussten französische Einrichtungen in einigen Ländern aus Sicherheitsgründen zeitweise geschlossen werden. Die Internet-Seite war tagelang von Hackern gestört.

Vor gut zwei Jahren, am 2. Jänner 2013, veröffentlichte Charlie Hebdo dann eine Comic-Biographie von Mohammed ("La Vie De Mahomet"). Islamische Länder, allen voran der Iran, protestierten dagegen.

Hinweis: Magazincover und Karikaturen finden Sie hier auf der Homepage von Charlie Hebdo.

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