RunNa: Von Dampflok bis let's fetz!

Die Ziellinie habe ich dieses Jahr nicht immer erreicht
Zum Jahreswechsel ein kleiner Auszug aus meinem Trainingstagebuch.

Eines gleich vorweg: Ich bin kein Silvestertyp. Den Grund dafür kenne ich eigentlich nicht so genau. Ich könnte mich jetzt auf die Couch legen, den Kram vom Psycho-Studium herausholen und mit Interpretationen beginnen: Das Alte loslassen, Neues beginnen. Nach vorne schauen, nicht zurück. Vielleicht hakt es genau daran: nicht zurückschauen. Aber man kommt ja nicht aus: Egal wie prickelnd das Jahr war, die Rückblicke beginnen pünktlich schon lange bevor die Raketen in den Himmel steigen. Und ich bin ein Mensch, der viel zu oft zurückschaut. „Ich weiß was du letzten Sommer getan hast“ könnte mein Motto sein. Wobei es eher heißen sollte: Ich weiß genau was ich heute vor einem Jahr getan habe…

Läuferisch ging in diesem Jahr so ziemlich alles in die Hose, was in die Hose gehen kann. Es gab weder einen Medaillenregen, geschweige denn eine einzige PB. Daher wird dies auch kein „normaler“ Jahresrückblick, in dem sich ein Monat nach dem anderen vor lauter „ach wie super toll mein Laufjahr war“ abwechselt, sondern ein kleiner Überblick, über die etwas anderen Highlights. Ein kleiner Auszug aus meinem Trainingstagebuch, fein säuberlich festgehalten auf Strava.

Kriechen und Endorphine

Jänner: Laufen ist wie ein großes Fragezeichen, das dich jeden Tag fragt: Bist du heute stark, oder bist du ein Weichei? Der kanadische Marathonläufer Peter Maher spricht mir zu Jahresbeginn aus der Seele. Die ersten Tage und Wochen von 2017 sind geprägt von „Und, wie wird’s heute gehen?“ Erste gesundheitliche Probleme zeichnen sich ab und machen das Training zu einer Achterbahnfahrt. Einmal oben „eeeeendlich wieder geil“, einmal unten „no fun at all“.

Februar: Die Achterbahnfahrt geht weiter. Von „Uh la la la. Zum Schluss trau ich mich dann doch noch immer“ (25k + 10k Wechseltempo) am 18. bis hin zu „Bäh. Ein Lauf wie ein ausgelutschter Kaugummi“ am 21. war alles dabei.

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Laufblog

März:Die Dampflok nimmt Fahrt auf. Gängige Strava-Titel: „?“, „Kriechen“ und „Schön langsam ist auch schön“.

April: „Rhodos-Half. Locker flockig mit angezogener Handbremse“, heißt es am 9. April, denn mittlerweile heißt es „easy bis zum finalen Doc-Check". Nach Rhodos ist die Luft endgültig draußen. Motivationstechnisch dennoch voll auf der Höhe, heißt es am 12. April: „Ich kann easy nimmer lesen, schreiben und will’s einfach nimmer laufen.“ Einen Tag später „Atemlos“. Nicht durch die Nacht mit Helene Fischer, aber durch RunNa’s Training, das damit in die Zwangspause geht.

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Mai:„Yeahhhhhhh!Kardiologesagt, moderat, ok go.“ Ich darf wieder und Muse singen für mich oder besser ich mit ihnen: „Birds flying high, you know how I feel. Sun in the sky… it’s a new dawn, it’s a new day and I’m feeling good!“ Mein Lauf-Song des Tages am 18. Mai.

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Juni:Mit„Mondsee-HM. Längster und schnellster Lauf seit einer gefühlten Ewigkeit“geht’s beschwingt in den Juni. Mit „Wer schneller läuft, ist früher fertig“, „Nicht nachdenken, just do it: 20x400“ und „Tempo am Morgen vertreibt Wochenenddienst-Sorgen“ ist die Dampflok endgültig Geschichte.

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Freude pur beim Mondsee Halbmarathon.

Juli:Hoch hinaus geht es im Juli. Mit demHalbmarathon auf der Seiser Almhabe ich Berg-Premiere: „Mega anstrengend, mega geil #wantitmore“ ist der Titel am 2. Juli. Mit vielen Höhenmetern geht es die kommenden Tage weiter. Urlaub auf 2000 Metern heißt unter anderem „Merke: wenn’s zuerst nur owi geht, geht’s nachher auffi.“ Tja, Flachlandler eben.

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700 Teilnehmer waren beim Seiser Alm Halbmarathon am Start

August:„Let’s fetz!“ 15k HM-Tempo am 10., drei Tage später „Let the Endorphins get out“ beim zweiten 30er für Amsterdam sorgen für RunNa’s High.

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RunNa

September:„Not my day. Von Anfang an ein K(r)ampf“ war der Titel, der mir auf Strava die meisten Kudos (also Likes) 2017 einbrachte. Aha... Gemeint: DerHalbmarathon in der Wachau.

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Wachau Marathon

Oktober:Der Spruch „Verpatzte Generalprobe, gelungene Premiere“ stimmt nicht wirklich. Mit„Amsterdam. Erstes DNF. Gesundheit geht vor“gibt es nach 34 Kilometern beim Marathon zwar eine Premiere, gelungen lasse ich mal beiseite.

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November:„Flott zum Hot Flow und slow zurück.“ Dieser Monat ist geprägt von Verrenkungen bis zum Umfallen. „Bein höher. Strecken. Mehr strecken. Stirn zum Knie…“ MeineYoga-Challengeist gestartet und damit verbunden ein Monat, in dem ich beim Laufen mit „Entschleunigung" und „aktives Aufwachen“ kürzertrete.

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Dezember:4000!Mit einem „Stunderl-Runderl“ von zehn Kilometern knacke ich am 26. die 4000 Kilometermarke für 2017. Ein paar Zerquetschte werden es morgen am 31. noch. Wie viel genau wird mein Bauch entscheiden, denn den Silvesterlauf lass ich dieses Jahr aus. So hat es begonnen und so endet es, mein Laufjahr 2017 - alles anders als sonst.

Was von diesem Jahr übrig bleibt? Ganz nach Katherine Switzer: Das Leben ist zum Mitmachen da, nicht zum Zuschauen. Auch wenn man nicht immer auf der Höhe ist, zum Laufen braucht es keine Medaillen und keine PBs. Denn, sobald sich meine Beine bewegen, beginnen meine Gedanken zu fließen, hat Henry David Thoreau gesagt.

Außerdem hat mich dieses Jahr mit all den Schwierigkeiten so Einiges gelehrt: Halte dich fern von denjenigen, die versuchen, deinen Ehrgeiz herabzusetzen. Kleingeister tun das immer, aber die wirklich Großen geben dir das Gefühl, dass auch du selbst groß werden kannst. Mark Twain war ein weiser Mann. In diesem Sinne lasse ich das Alte hinter mehr und freue mich aufs Neue. Guten Rutsch und ein gesundes neues Laufjahr!

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