Rapid-Neuzugang Marcel Ritzmaier: "Das ist eine Waffe von mir"
Das Beste kommt zum Beginn: Am Donnerstag um 18.55 Uhr beginnt für Rapid die Europa League mit dem Besuch von Arsenal. Barnsley-Leihgabe Marcel Ritzmaier gibt nach dem perfekten Einstand in Wiener Neustadt das Heimdebüt. Davor hat sich der 27-jährige Mittelfeldspieler aus der Steiermark Zeit für ein KURIER-Interview genommen.
KURIER: Sie haben beim 5:1 im Cup gegen Wiener Neustadt zwei Tore geschossen. Fällt Ihr Auftakt unter die Kategorie „Traumstart“?
Marcel Ritzmaier: Ja, so wünscht es sich jeder. Damit alles so aufgeht, muss viel zusammenzukommen. Die Mannschaft hat mich super aufgenommen, deshalb war ich schon vor dem ersten Spiel gut integriert.
Ihr erster Freistoß landete im Kreuzeck. Beim WAC durften sie nicht einmal schießen ...
Michi Liendl ist ein überragender Standardschütze, der sich beim WAC nix hat wegnehmen lassen. Ich kann es – wie man sieht – auch nicht so schlecht. Das ist schon eine Waffe von mir. Dass Rapid seit drei Jahren auf ein direktes Freistoß-Tor warten musste, hab’ ich erst danach erfahren. Gut, dass diese Marke weg ist.
Was ist am Donnerstag gegen Arsenal zu erwarten?
Arsenal ist eine Top-Adresse. Trainer Arteta hat schon einiges bewegt, sie sind auch gut drauf. Aber wichtig ist, dass wir uns nicht verstecken. Ich hab’ das vor einem Jahr mit dem WAC gegen Gladbach und Roma miterlebt: Es ist alles möglich.
Trainer Kühbauer meint, dass Sie im Zentrum und links auf insgesamt vier Positionen spielen könnten. Wo spielen Sie am liebsten?
Für mich gilt: Je offensiver, desto besser – da komme ich mehr in die Abschlusszone. Und am liebsten spiele ich im Zentrum, ganz eindeutig.
Aber es steht immer die Mannschaft im Vordergrund, und ich muss meine Qualitäten individuell einbringen – egal, auf welcher Position mich der Trainer aufstellt oder welches System wir spielen.
Von Kärnten zu Eindhoven:
Der am 22. April 1993 geborene Steirer wechselte mit 13 nach Klagenfurt und mit 16 zu Eindhoven. Der Linksfuß spielte zwischen 2012 und 2018 für die PSV-Profis und wurde drei Mal in Holland verliehen.
Leihe aus Barnsley:
Im Jänner ging es für den Mittelfeldspieler vom WAC mit Ausstiegsklausel um 500.000 € zu Barnsley und am letzten Oktober-Transfertag per Leihe zu Rapid.
Sie wurden knapp vor Transferende ausgeliehen. Wäre das auch möglich gewesen, wenn Sie nicht gerade in Klagenfurt, sondern in Barnsley gewesen wären?
Ich hab’ keine Ahnung, ob es sich das dann noch ausgegangen wäre. Zum Glück war ich gerade für eineinhalb Tage zu Hause, dann hab’ ich mich ins Auto gesetzt und bin am Nachmittag zum Medizincheck angekommen. Ich bin sehr froh, dass es zustande gekommen ist.
Trainer Struber wollte Sie unbedingt vom WAC zu Barnsley holen. Ist sein Abgang nach New York der Grund für Ihren Transfer?
Es war schon ein Gedanke: Als ich gehört habe, dass der Trainer gehen wird, wusste ich, dass ich offen sein muss für Anfragen.
Sie haben in den Niederlanden, in England und Österreich gespielt. Was hat Sie geprägt?
Ich hab’ aus jedem Land was mitgenommen und mich menschlich dadurch sehr weiterentwickelt. In Holland war das Technisch-Taktische am wichtigsten. Die zweite englische Liga ist komplett konträr. Dort geht es extrem um das Körperliche und die Zweikämpfe.
Wir waren als Underdog Barnsley noch eine der wenigen Mannschaften, die versucht hat, Fußball zu spielen – und am Schluss haben wir uns gerettet. In Österreich ist es ein Mix aus beidem – das passt am besten zu mir.
Bei Eindhoven wurden Sie mit Ballbesitz-Fußball ausgebildet, für Struber ist das Nach-vorne-Verteidigen das Wichtigste, Rapid passt sich aktuell öfters an den Gegner an – können Sie das alles?
Es kommt bei Rapid wieder eine neue Facette dazu, das bringt mich auch als Spieler weiter. Mir fällt auf, dass die Taktik des Trainers schon länger sehr gut umgesetzt wird. Wenn dann auch die Ergebnisse passen, glaubst du als Spieler noch stärker daran. Wir sind auf einem guten Weg, aber gegen Arsenal wird es noch einmal schwieriger.
Wie veränderte sich Rapid seit den vier WAC-Duellen 2018 und 2019?
Gegen Rapid waren es immer eklige Spiele (lacht). Da ist es wenig um Fußball und viel um die Zweikämpfe gegangen. Seither hat sich viel getan, Rapid hat einen guten Plan mit dem Ball. Das kommt meiner liebsten Art, Fußball zu spielen, auch entgegen.
Sie sind von Barnsley nur ausgeliehen – wo werden Sie kommende Saison spielen?
Na, das ist eine Frage (lacht). Ich denke ehrlich gesagt nicht so weit nach vorne. Ich will mit Rapid so erfolgreich wie möglich sein – der Rest ergibt sich dann.
Rapid hat einen Corona-Fall, und es dürfen nur 3.000 Fans ins Stadion. Wie gehen Sie mit dieser Krise um?
Dass wir spielen dürfen, ist im Unterschied zu anderen Sparten ein Luxus. Deswegen müssen wir die Situation annehmen, wie sie ist – das tun wir alle. Nur die Chancen wären gegen Arsenal mit einem vollen Stadion und den fanatischen Anhängern sicher größer gewesen.
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