Ein 10-facher Meister in Liga 5: Warum der FC Wacker auf Erfolgskurs ist
Der letzte Auftritt in der Tiroler Liga macht noch einmal deutlich, wie tief der FC Wacker Innsbruck gesunken ist und in welcher Welt sich der zehnfache Meister gerade bewegt. Die Innsbrucker treffen am Freitag im Tivolistadion auf den FC Natters, ein Team, das mit der Straßenbahn anreisen könnte.
Einst duellierte sich der FC Wacker mit Rapid, Sturm und Salzburg. Heute warten Derbys gegen Stadtrivalen, die lange nur belächelt worden waren und es geht in Tiroler Orte, die so mancher Fan ohne Navi wohl gar nicht finden würde.
Rein sportlich betrachtet ist der FC Wacker Innsbruck nach dem Konkurs und dem Zwangsabstieg an seinem Tiefpunkt angelangt. Der Traditionsklub war in seiner 111-jährigen Geschichte zuvor noch nie in der Fünftklassigkeit herumgedümpelt. Als Verein erlebt der FC Wacker wahrscheinlich aber gerade eine der besten Phasen in diesem Jahrtausend.
So komisch das im ersten Moment auch klingen mag.
"Es ist seit langem wieder einmal eine runde Geschichte. Ich weiß nicht, wann der Verein das letzte Mal so stabil war", sagt Sebastian Siller. Der 35-Jährige spielte mit Wacker seinerzeit in der Bundesliga, als Trainer führte er seinen Herzensklub nun zum Meistertitel in der Tiroler Liga. "Es geht wirklich in eine positive Richtung."
Sebastian Siller spricht also von "stabil" und "positiv" - zwei Wörter, die man in den vergangenen Jahrzehnten nicht wirklich mit dem FC Wacker Innsbruck und seinen Vorgängervereinen verbunden hat. Der Traditionsklub wirkte vielmehr wie der billige Abklatsch des FC Hollywood.
Das Chaos war in Innsbruck lange Programm, die Selbstdarsteller und Scharlatane gingen im Tivolistadion ein und aus. Gibt es in Österreich einen Verein, der so oft finanziell in der Bredouille gesteckt ist? Und dessen Protagonisten regelmäßig vor dem Konkursrichter gestanden oder im Häfn gelandet sind?
Es sei nur an den ehemaligen Präsidenten Klaus Mair und den früheren Manager Robert Hochstaffl erinnert.
"Wir haben leider auch eine Tradition darin, über unseren wirtschaftlichen Verhältnisse zu leben", sagt Hannes Rauch. "Deswegen heißt es bei uns dann auch oft sofort: ,Ach, ihr seid doch der Pleiteklub."
Wie geht's weiter?
Hannes Rauch ist seit Sommer 2022 Präsident des FC Wacker Innsbruck. Himmelfahrtskommando ist noch ein harmloser Ausdruck für die Herausforderung, der sich der ehemalige ÖVP-Spitzenpolitiker gestellt hat. Es gab keine Mannschaft, keine Unterstützung und keine Perspektive. Und über allem schwebte das Damoklesschwert namens Konkursverfahren.
"Am Anfang habe ich oft nicht gewusst, ob es die nächsten drei, vier Wochen gut geht", erzählt Hannes Rauch.
Zwei Jahre nach der turbulenten Übernahme befindet sich der FC Wacker wieder in ruhigeren Gewässern. Präsident Hannes Rauch ist es irgendwie gelungen, eine Kooperation mit Los Angeles FC einzugehen, dem Kult-Fußballteam aus der Major League Soccer, an dem unter anderem Basketball-Legende Magic Johnson und Schauspiel-Star Will Ferrell beteiligt sind.
Innsbrucker Fußballfans werden bei solchen Geschichten von Natur aus schnell hellhörig und argwöhnisch. Zu oft war den Schwarz-Grünen in der Vergangenheit das Blaue vom Himmel versprochen worden. Zu häufig ist der Verein in der finanziellen Not windigen Gesellen aufgesessen, die sich als Retter aufspielten.
Der strategische und finanzielle Doppelpass mit Los Angeles FC, der erste Doppelpass übrigens, der auch präzise ankommt, ist für den FC Wacker die Starthilfe in einer stabilere Zukunft. "Wir haben jetzt eine Stabilität und Planungssicherheit und müssen nicht jeden Tag aufs Konto schauen", sagt Präsident Hannes Rauch.
Vor allem ist beim FC Wacker, man lese und staune, eine Form von Ruhe eingekehrt, die diesem so hochemotionalen Verein durchaus gut zu Gesicht steht.
Der vernünftige Umgang mit den Finanzen ist aber nur ein Grund für die radikale Imagekorrektur, die der FC Wacker Innsbruck in der sportlich bittersten Stunde seines Bestehens gerade erlebt. Dem zehnfachen Meister, der in Tirol dermaßen polarisiert hat, fliegen wieder die Herzen der Fußball-Fans zu. Und dieser Erfolg ist in Wahrheit noch viel bedeutender als der Aufstieg in die Regionalliga Tirol (4. Leistungsstufe).
Als der FC Wacker in der Saison 2022/'23 in die Tiroler Liga zurückgestuft wurde, war der Widerstand teilweise heftig. Die Klubs in der 5. Liga hatten Angst vor Fan-Tumulten und sahen sich mit enormen strategischen und finanziellen Problemen konfrontiert.
Diese Furcht war komplett unbegründet. Tatsächlich war der FC Wacker für sämtliche Klubs in der Tiroler Liga ein echter Glücksfall. Die Heimspiele gegen den zehnfachen Meister füllten die kleinen Dorfplätze und ließen die Kantineure jubeln. Die Vereine verbuchten nach Heimspielen gegen den FC Wacker Gewinne in fünfstelliger Höhe. "Wir sind der Hauptsponsor vieler Klubs", sagt Wacker-Trainer Sebastian Siller.
Diese Charme-Offensive durch Tirol, die natürlich auch notgedrungen war, hat dem ramponierten Image des FC Wacker Innsbruck jedenfalls nicht geschadet. Wie sagt doch gleich Trainer Sebastian Siller: "Fußball-Tirol lechzt danach, dass es mit dem FC Wacker weiter nach oben geht. Ich habe den Eindruck, dass der Verein die Tiroler sehr bewegt. Und das ist gut so."
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