Sport-Rückblick: Olympia-Sensation Kiesenhofer und Thiems Seuchenjahr
Das Sport-Jahr 2021 hat viele Großereignisse gebracht, sowohl die Olympischen Spiele in Tokio als auch die paneuropäische Fußball-EM gingen wegen der Corona-Pandemie ein Jahr verspätet in Szene. Dazu kamen für Österreich ebenfalls sehr erfolgreich verlaufene Wintersport-Weltmeisterschaften und spannende Wahlen um die Chefposten im Fußball- und Skiverband. Tennis-Ass Dominic Thiem wurde indes von einer Blessur gebremst.
Der dritte Teil des sportlichen Jahresrückblicks. Im Fokus: Die überraschende wie sensationelle Gold-Fahrt von Anna Kiesenhofer bei den olympischen Spielen aber auch das Krisenjahr von Tennis-Star Dominic Thiem.
Eine Gold-Fahrt bei Olympia
Juli/August: Mit sieben Medaillen übertrifft Österreichs Team die Medaillenerwartungen und legt die erfolgreichste Performance im Zeichen der Fünf Ringe im Sommer seit Athen 2004 hin. Anna Kiesenhofer erobert sensationell Gold im Rad-Straßenrennen und sorgt damit weltweit für Schlagzeilen. Dazu gibt es im Judo Silber durch Michaela Polleres (bis 70 kg) sowie Bronze für Shamil Borchashvili (bis 81 kg). Dritte werden auch Magdalena Lobnig im Ruder-Einer, Lukas Weißhaidinger im Diskuswurf, Karateka Bettina Plank in der Kumite-Klasse bis 55 kg und Kletterer Jakob Schubert. Der US-Schwimmer Caeleb Dressel wird mit fünf Goldmedaillen der erfolgreichste Athlet in Tokio, die Australierin Emma McKeon holt mit viermal Gold und dreimal Bronze die meisten Medaillen.
Die um ein Jahr verschobenen Spiele finden wegen der Corona-Pandemie vor leeren Zuschauerrängen statt. Organisation und Sportstätten erfahren höchstes Lob. Negative Höhepunkte sind die Anfeuerungsrufe von deutschen Team-Offiziellen im Radsport ("Hol' die Kameltreiber, hol' die Kameltreiber, komm") und Modernen Fünfkampf ob eines verweigernden Pferdes ("Hau mal richtig drauf! Hau drauf!"). Beide Betreuer wurden von den Spielen ausgeschlossen. Viel Beistand erhält US-Turn-Superstar Simone Biles, die von ihren mentalen Problemen erzählt und sich zwischenzeitlich aus den Wettkämpfen zurückzieht. Bis 2025 im Amt bleibt Thomas Bach als 2025 Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC).
Der verpasste Grand Slam
Februar bis September: Daniil Medwedew verhindert den Kalender-Grand-Slam von Novak Djokovic. Der Russe gewinnt das Finale der US-Open gegen den Serben. Bei den Australian Open triumphierte Djokovic im Endspiel gegen Medwedew, bei den French Open gegen den Spanier Rafael Nadal und in Wimbledon gegen den Italiener Matteo Berrettini. Bei den Frauen gehen die prestigeträchtigen Titel der Reihe nach an die Japanerin Naomi Osaka, die Tschechin Barbora Krejcikova, die Australierin Ashleigh Barty und sensationell die 18-jährige Britin Emma Raducanu.
Thiem zwischen Verletzung und Impf-Debatte
31. Oktober: Der Sieger des mit 2,09 Millionen Euro dotierten Erste Bank Open in Wien heißt Alexander Zverev. Der 24-jährige Olympiasieger aus Deutschland setzt sich beim ATP-Tennisturnier in der Stadthalle gegen den US-Überraschungsmann Frances Tiafoe mit 7:5,6:4 durch.
Nicht mit dabei ist Dominic Thiem. Er gibt Ende Juni in seinem Auftaktspiel beim ATP-Rasenturnier auf Mallorca auf und muss wegen einer Ablösung des hinteren Kapselapparates am rechten Handgelenk mehrere Woche eine Schiene tragen. Ein rasches Comeback scheint möglich, aber Mitte August sagt er für die US Open und die restliche Saison ab. Eine Operation bleibt Thiem erspart.
Der Niederösterreicher steht auch wegen der Trennung von seinem Manager Herwig Straka und Physiotherapeut Alex Stober in den Schlagzeilen. Seine Äußerung, noch nicht gegen Covid-19 geimpft zu sein, wird zur politischem Debatte. Mittlerweile ist er geimpft, hat die Rückkehr ins Turniertennis aber mehrmals verschoben.
Österreichs Sportler des Jahres
14. Oktober: Anna Kiesenhofer und Vincent Kriechmayr sind Österreichs "Sportlerin und Sportler des Jahres 2021". Die Olympiasiegerin von Tokio wird als erste Radsportlerin mit der NIKI genannten Trophäe prämiert, Doppelweltmeister Kriechmayr sorgt dafür, dass zum siebenten Mal in den vergangenen zehn Jahren in der Männer-Kategorie ein Skifahrer triumphiert. Als "Mannschaft des Jahres" wird im Wiener Konzerthauses zum vierten Mal in Serie Fußball-Champion Red Bull Salzburg geehrt. Langläuferin Carina Edlinger und Handbiker Walter Ablinger sind Sportlerin und Sportler des Jahres mit Behinderung. Ablinger ist im August/September mit einer Gold- und einer Bronzemedaille erfolgreichster Österreicher der Paralympics, gesamt werden in Tokio neun Medaillen errungen (eine Gold, fünf Silber, drei Bronze).
Drama um den Formel-1-Weltmeistertitel
März bis Dezember: Der Niederländer Max Verstappen ist zum ersten Mal in seiner Laufbahn Formel-1-Weltmeister. Der Red-Bull-Star gewinnt in einem denkwürdigen Finale den Großen Preis von Abu Dhabi durch ein Überholmanöver in der letzten Runde, als er an seinem bis dahin im Rennen führenden WM-Widersacher Lewis Hamilton im Mercedes vorbeizieht. Fix wird der Titel erst vier Tage später, Mercedes verzichtet auf die mögliche Anfechtung des Ergebnisses. Auch 2021 finden zwei Rennen auf dem Red Bull Ring in Spielberg statt und beide gewinnt Verstappen.
Rossis Abschied
März bis November: Der Yahama-Pilot Fabio Quartararo kürt sich in Misano zum ersten französischen Motorrad-Weltmeister in der MotoGP-Klasse. Valentino Rossi gibt beim Saisonfinale in Valencia seinen Abschied, der 42-jährige Italiener hört nach 25 Jahren im Grand-Prix-Zirkus und neun Weltmeistertiteln, sieben davon in der Motorrad-Königsklasse, auf. In Spielberg finden im August wieder zwei Rennen statt. Der spanische Rookie Jorge Martin feiert auf Ducati seinen Premierensieg, KTM-Pilot Brad Binder aus Südafrika ist im zweiten WM-Lauf nicht zu schlagen.
Achter Titel für Wiesberger
April bis Juli: Die vier wichtigsten Golfturniere des Jahres bringen vier unterschiedliche Sieger. Das Masters in Augusta gewinnt als erster Japaner Hideki Matsuyama. Bei den PGA Championship in Kiawah Island in South Carolina schreibt Phil Mickelson Geschichte, der 50-jährige Kalifornier wird der älteste Sieger bei einem Major. Bei den US Open in San Diego setzt sich der Spanier Jon Rahm durch. Der US-Amerikaner Collin Morikawa triumphiert bei den British Golf Open in Sandwich.
Bernd Wiesberger erringt nach zwei Jahren wieder einen Sieg auf der Europa-Tour. Der Burgenländer verteidigt seinen Titel in Farsö in Dänemark erfolgreich und darf zum achten Mal einen Pokal auf der kontinentalen Tour in die Höhe stemmen. Bei seinem historischen Ryder-Cup-Debüt unterliegt Wiesberger in Kohler (Wisconsin) mit Europa der USA 9:19.
Österreichischer Jubel der der Tour de France
Mai bis September: Der 24-jährige Kolumbianer Egan Barnal (Ineos) sichert sich den Sieg beim 104. Giro d'Italia. Überlegener Gewinner der 108. Tour de France wird der Slowene Tadej Pogacar (UAE Emirates). In Frankreich feiert Bora-Profi Patrick Konrad als erst dritter Österreicher einen Etappensieg und wird zudem einmal Zweiter. Der Slowene Primoz Roglic (Jumbo) entscheidet zum dritten Mal in Serie die Spanien-Radrundfahrt Vuelta für sich.
Immer wieder Tom Brady
Jänner bis Juli: Die Tampa Bay Lightning gewinnen den Stanley Cup und verteidigen damit ihren Titel in der National Hockey League (NHL). In der Finalserie werden die Montreal Canadiens besiegt. Michael Raffl unterliegt mit den Washington Capitals in der ersten Play-off-Runde den Boston Bruins, er wechselt zu den Dallas Stars. Die Milwaukee Bucks krönen sich zum zweiten Mal zum Champion der National Basketball Association (NBA), in der Finalserie ist man den Phoenix Suns überlegen. Für Jakob Pöltl und die San Antonio Spurs kommt bereits im ersten Play-in-Spiel gegen die Memphis Grizzlies das Saison-Aus. Superstar-Quarterback Tom Brady führt die Tampa Bay Buccaneers zum Triumph in der 55. Super Bowl. Das Team aus Florida setzt sich im Finale der National Football League (NFL) überlegen mit 31:9 gegen die Kansas City Chiefs durch.
Auböck auf Rogans Spuren
November/Dezember: Der Niederösterreicher Felix Auböck wird mit österreichischem Rekord in Abi Dhabi Weltmeister auf der Kurzbahn über 400 m Kraul. Vor dem 24-Jährigen holte nur mit Markus Rogan am 13. April 2008 über 200 m Rücken ein Österreicher einen WM-Titel geholt. Österreich bilanziert bei den Kurzbahn-EM in Kasan mit zwei Medaillen. Die Burgenländerin Lena Grabowski sichert sich Bronze über 200 m Rücken, der Tiroler Bernhard Reitshammer Bronze über 100 m Lagen. OSV-Erfolge lagen auch da lange zurück: Zuletzt hatte Markus Rogan im Dezember 2011 mit Silber über 200 m Lagen in Szczecin bei einer Kurzbahn-EM eine Medaille geholt.
Corona-Ärger bei der Handball-WM
März bis Dezember: Österreichs durch zahlreiche Coronafälle geschwächte Handball-Nationalmannschaft der Frauen gewinnt bei der WM in Torrevieja zwei Spiele und landet auf dem 16. Platz. Der Titel geht an Norwegen. Die Männer qualifizieren sich für die Europameisterschaft im Jänner 2022 in Ungarn und in der Slowakei. Es wird die Teilnahme am neunten Männer-Großereignis seit 2010, Gruppengegner sind Deutschland, Weißrussland und Polen.
Kommentare