Brunner vor Budgetrede: "Es ist genügend Geld da"

Magnus Brunner
Finanzminister über seine zweite Budgetrede, grüne Forderungen, türkise Personalspekulationen und Löhne in Zeiten der Rezession.

Am 18. Oktober hält Magnus Brunner seine zweite Budgetrede im Parlament, im Interview verrät er nicht das Motto, aber Zahlen.  Ein um 1 % niedrigeres BIP mündet in ein zumindest 0,5 % höheres Budget-Defizit.

NATIONALRAT MIT BUDGETREDE: BRUNNER

Magnus Brunner bei seiner Budgetrede am 12. Oktober 2022

KURIER: Ihre Budgetrede 2022 folgte dem Motto "Aus Verantwortung für Morgen“, enthielt 48 Mal das Wort Krise. Wie oft kommt das Wort heuer vor?

Magnus Brunner: Das Motto des Budgets 2024 werden Sie am Mittwoch hören. Die Krisen und die Reaktion darauf werden auch heuer eine Rolle spielen. Jetzt geht es darum, die Weichen aus den Krisen zu stellen, Verantwortung für die Zukunft zu übernehmen, den Optimismus in den Vordergrund zu stellen.

Optimismus? Österreich ist in einer, wenn auch milden, Rezession.

2023 sind die konjunkturellen Aussichten sehr bescheiden. Allein die Veränderung von einem Prozentpunkt im Vergleich zum Juni schlägt sich auf das Budget nieder. Ein Prozentpunkt niedrigeres BIP bedeutet mindestens 0,5 Prozentpunkte mehr Defizit. Das ist eine Wahnsinnsherausforderung, die wir zu bewerkstelligen haben. Damit ändert sich kurzfristig vor der Budgeterstellung einiges.

Wo setzt der Finanzminister bei ständig nach unten revidierten Prognosen an, um ein Budget zu erstellen, das die Entwicklungen der Zukunft miteinschließen soll?

Wir müssen uns auf die Expertinnen und Experten von Wifo, IHS und anderen verlassen und: Die Prognosen für 2024 liegen mit einem Prozentpunkt Wachstum im positiveren Bereich. Ich muss mich als Finanzminister auf Schätzungen beziehen können, sowohl, was Steuereinnahmen als auch die wirtschaftlichen Entwicklungen betrifft.

Setzen Sie bei den Rechnungen beim Worst Case oder beim Best Case an?

Beim Mittelweg! Es gibt meist drei Szenarien, in denen gerechnet wird, und ich bevorzuge das mittlere Szenario, weil es weniger Ausreißer nach oben und unten hat.

MINISTERRAT: BRUNNER / KOCHER

Finanzminister Magnus Brunner und Arbeitsminister Martin Kocher

2022 konnten Sie das Ende der Kalten Progression verkünden. Haben Sie für 2024 etwas im Talon?

Mit der Abschaffung der Kalten Progression habe ich mir als Finanzminister Spielraum genommen – sowohl was die Ankündigung als auch die budgetären Möglichkeiten betrifft. Ich kann nicht die „größte Steuerreform aller Zeiten“ oder „größte Steuerreform der II. Republik“ verkünden, aber das wussten wir. Wir haben uns für die Abschaffung der Kalten Progression entschieden, weil es fairer ist und jedes Jahr eine automatische Entlastung mit sich bringt. 2024 sind es 3,6 Milliarden Euro. Das ist normalerweise eine Steuerreform!

Kalte Progression brachte den Steuerzahlern heuer 1,8 Milliarden  Euro. Für das kommende Jahr 2024 geht das Finanzministerium  von rund   3,6 Milliarden Euro aus, die demgemäß im Budget fehlen werden

Zinsen Die Auszahlungen des Bundes für Finanzierungen beliefen sich von Jänner bis Mai 2023 auf 4,4 Milliarden Euro. Das entspricht einem Anstieg um 1,5 Milliarden Euro beziehungsweise  50 Prozent gegenüber dem Zeitraum des Vorjahres

3,4 Milliarden Euro kostet der Finanzausgleich den Bund jährlich. In den kommenden fünf Jahren belaufen sich die Kosten auf 17 Milliarden Euro

Rezession Für 2023 rechnen Wifo und Wifo mit einem Rückgang des realen Bruttoinlandsprodukts um 0,8 % bzw 0,4 %. Ein um 1 % niedrigeres BIP 
bzw. niedrigeres BIP-Wachstum hat ein  zumindest 0,5 % höheres Budget-Defizit zufolge

Fehlt auch der Spielraum für ein Konjunkturpaket, wie es Arbeitsminister Martin Kocher vergangene Woche in den Raum gestellt hat?

Die konjunkturelle Entwicklung muss im Budget abgebildet werden. Experten raten zur Zurückhaltung, aber selbstverständlich setzen wir Schwerpunkte, um die Konjunktur am Laufen zu halten.

Gibt es retrospektiv Maßnahmen, die Sie bereuen, zu spät, zu früh gemacht haben?

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