Franz Schellhorn: "Die Politik ist wahnsinnig weit nach links gerutscht"

Franz Schellhorn im KURIER-Gespräch mit Michael Hammerl
Warum der Direktor der Agenda Austria vehement gegen Vermögenssteuern ist und keinen "starken" Rechtsruck in Europa sieht.

Franz Schellhorn, Leiter des wirtschaftsliberalen Thinktanks Agenda Austria, spürt "gewissen Defätismus" bei Österreichs Unternehmern. Was die Politik nach der Wahl aus seiner Sicht unbedingt angehen muss und warum er die gängigen Vorstellungen einer "multikulturellen Gesellschaft" naiv findet.

KURIER: Die Agenda Austria attestiert Türkis-Grün „fünf verlorene Jahre“, weil Österreich von 2019 bis 2024 das schwächste Wirtschaftswachstum pro Kopf hatte. Der Bundeskanzler hält das für unseriös, da Österreich aufgrund der Migration stark gewachsen sei. Zurecht?

Franz Schellhorn: Man kann natürlich alle Migranten aus der Statistik rausrechnen, um ein freundlicheres Bild zu bekommen. Aber sie sind nun einmal da und selbst ohne sie sähe das Bild nicht viel besser aus. Österreich wäre nicht mehr Letzter, sondern Viertletzter. Der wahre Grund, warum Österreich nicht mehr wächst, versteckt sich in den Haushalten der autochthonen Bevölkerung. Zu viele Menschen arbeiten zu wenig.

Nehammer argumentiert, dass die Kaufkraft trotz Krise erhalten wurde. Was kann die Regierung dafür, dass die Menschen zu wenig ausgeben?

Das stimmt. Österreich erwartet heuer bei den Reallöhnen hinter Dänemark die zweithöchste Kaufkraft-Steigerung in Europa. Warum die Menschen das Geld aber nicht in die Geschäfte tragen, ist relativ schnell erklärt: Weil sie in den Betrieben sehen, dass Aufträge wegbrechen, Produktionen verlagert und Kollegen gekündigt werden. Und das hebt nicht unbedingt die Konsumlaune.

Die Treibhausgasemissionen sinken. Sind das die positiven Nebenwirkungen der grünen Regierungsbeteiligung, wie Klimaministerin Leonore Gewessler behauptet?

Was in Österreich klimapolitisch wirkt, ist in erster Linie der EU-Zertifikatehandel. Damit bekommt Verschmutzung einen Preis, der als Regulativ wirkt. Bei der Treibhausgasbilanz befürchte ich aber, dass ihr größter Helfer ein nicht gerne gesehener Geselle war, nämlich der Rückgang der Wirtschaftsleistung.

Sie kennen die Wirtschaftsprogramme der Parteien. Wer überzeugt Sie, wer nicht?

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