Besuch bei Kogler: Warum der Vizekanzler es lieber "ehrlich schirch" hat

„Schirch“ ist schon ein hartes Wort. Bei Werner Kogler hat es aber etwas wertschätzendes, wenn er erklärt, warum er lieber hier, im Bundesamtsgebäude in der Radetzkystraße 2 residiert als am Minoritenplatz in der Innenstadt wie sein Vorgänger Strache.
„Ich hab’s lieber ehrlich schirch als diesen barocken Plunder. Das drückt auf den Kopf, da kannst ja nicht klar denken“, sagt der grüne Vizekanzler.
In dieser Bausünde sind traditionell (und unfreiwillig) auch das Klimaschutz- und Teile des Gesundheitsministeriums angesiedelt. Zumindest hat das „grüne Regierungsviertel“ einen schönen Ausblick. Von den Büros weiter oben schaut man auf den Prater.
Lange Zeit hatte der Grünen-Chef überhaupt kein Büro. Als der Klub 2017 aus dem Parlament flog und die Bundespartei fast bankrott war, tingelte er mit Smartphone und grünem Stoffsackerl durch die Lande. Gearbeitet hat er im Zugabteil oder im Kaffeehaus.
Unterwegs ist der 59-Jährige immer noch gerne. Praktisch ist das Büro deshalb, weil hier genug Platz ist für all die Geschenke und Erinnerungsstücke, die er in seiner Funktion als Sportminister ansammelt.
Zwei offene Schränke sind voll davon, mutmaßlich auch die geschlossenen. Und die Schrankwand ist lang. Ihr entlang geht Kogler auf und ab, wenn er nachdenkt, telefoniert oder etwas liest. Manchmal mit schwarzem Kaffee, manchmal mit grünem Tee in der Hand. Am Schreibtisch sitzt er kaum.
Sein Lieblingsstück in diesem Sammelsurium? Ein Trikot vom FC Liverpool. Rot, mit KOGLER und der Ziffer 1 auf der Rückseite. Der Vizekanzler und Fan breitet es fast ehrfürchtig auf einem Couchsessel (den er von Pamela Rendi-Wagner geerbt hat, die früher Gesundheitsministerin hier im Haus war) aus. Kürzlich war der FC Liverpool zum Trainingslager in Österreich. Viele Top-Vereine kommen regelmäßig zum Trainieren, erzählt er stolz.
Über Fußball weiß er „ein bissl was“. In einer weißen Wand hinter seinem Schreibtisch stecken dutzende Nägel, wohl von Vorgängern. Bei Kogler hängt hier nur ein Foto: Es zeigt die „Kampfmannschaft SV St. Johann in der Haide 1980“. Den 19-jährigen Werner Kogler erkennt man sofort.
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