Besuch bei Sobotka: Was der Nationalratspräsident gegen kleine Räume hat

Dass er irgendetwas zu verbergen hätte, lässt sich Wolfgang Sobotka nicht nachsagen. Jedes Kastl, jede Kiste in seinem Büro macht der Nationalratspräsident (und Vorsitzender des Ibiza-U-Ausschusses, aber das ist eine andere Geschichte) unaufgefordert auf. Alte Kekse kommen zum Vorschein, Zuckerl, Aschenbecher, Geschenke, die er vergessen hat, herzuschenken.
„Sein Büro“ stimmt eigentlich nicht, stellt er richtig: „Es ist das Büro des Büros.“ Jeder könne hier hereinkommen und arbeiten, die Tür stehe fast immer offen. Sobotka mag große, offene Räume. Als er 2017 ins Ausweichquartier des Parlaments eingezogen ist, hat er im 1. Stock gleich ein paar Wände entfernen lassen. „Wer in kleinen Räumen arbeiten muss, bleibt auch im Hirn klein.“
Im modernen Management, erklärt Sobotka, müsse der Chef direkt erreichbar sein. Modernes Management finde nicht hinterm „dicken Schreibtisch“ statt. Er braucht fürs Arbeiten nur Handy, iPad und eine Mappe mit Unterlagen für den Tag.
Sammler
Vom Stehtisch aus blickt der 65-Jährige auf Männer, die ihn politisch inspirieren: Stephan Koren, Leopold Figl, Alois Mock (Volkspartei). Und John F. Kennedy (Demokrat). An Wänden und Fenstern kleben Baupläne fürs Parlament.
Ansonsten hängt Kunst. „Alles aus meinem Privatbesitz, keine Kostbarkeiten“, sagt der 65-Jährige. Er hat angefangen zu sammeln, da war er noch ein Teenager. Von seiner allerersten Gage als Cellist hat er sich ein Bild gekauft. Heute dirigiert er nur noch.
Und er sammelt noch mehr: Auf einem Sideboard stehen dicht an dicht Erinnerungsstücke von seinen Reisen als Innenminister und Nationalratspräsident.
Auf einem zweiten, genau so großen Sideboard stehen Familienfotos. Vom Enkerl, das auf Sobotkas Schultern sitzt und sich am Gesicht vom Opa festhält. Ziemlich persönlich, dieses „Büro des Büros“.
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