Gäste aus 70 Ländern in Moskau: Wie Putin den Globalen Süden verführt
Am Rande der Moskauer Sicherheitskonferenz empfängt Putin den Palästinenserpräsidenten Abbas. Damit dürfte es ihm erneut gelingen, bei Vertretern des Globalen Südens zu punkten.
Für den Dienstagabend hatte sich Wladimir Putin wieder eine Bühne geschaffen, um seine ganz eigene Version der Geschichte und der geopolitischen Zusammenhänge zum besten zu geben. Dafür lädt Russlands Präsident erneut zur Moskauer Konferenz für Internationale Sicherheit, wo immerhin Vertreter von mindestens 70 Staaten erwartet werden.
Das zeigt, dass Putins Regime mit seinen Erzählungen von der Heuchelei und dem "Neo-Kolonialismus" des Westens noch immer viele Länder des sogenannten "Globalen Südens" anspricht - sowie jene Großmächte wie Indien und Brasilien, die sich weder zum einen, noch zum anderen Block bekannt haben.
In Wahrheit ködert Putin seine Gäste mit wirtschaftlichen Angeboten
Rechtfertigungsversuche für die russische Invasion in der Ukraine werden bei der Konferenz viel Raum einnehmen. Wegen der ukrainischen Offensive im russischen Oblast Kursk spricht Putin etwa davon, dass es stets das Ziel der NATO gewesen sei, Russland anzugreifen. So würden nach dem Zweiten Weltkrieg erneut "deutsche Panzer" über russischen Boden rollen.
In Wahrheit ködert Putin seine Gäste aber vor allem mit wirtschaftlichen Angeboten.
Russland bietet vielen ärmeren Staaten in Afrika und Asien günstiges Öl und Gas, Waffen oder schlicht Investitionen an und stellt dabei - ähnlich wie China - keine unangenehmen Fragen zu Menschenrechten oder internen Konflikten. So werden auch am Dienstag wieder viele Gäste hoffen, neue russische Militärtechnologien präsentiert zu bekommen.
Warum Putin den Palästinenserpräsidenten Abbas für sich nutzt
Doch auch im Nahostkonflikt hat sich Russland geschickt positioniert, nämlich weitestgehend aufseiten der Palästinenser. So empfängt Putin am Rande der Konferenz Mahmoud Abbas, den Präsidenten der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA). Die beiden werden noch am Dienstag über "die Situation in Gaza und Russlands Rolle im Nahostkonflikt" sprechen.
Abbas sieht sich zwar als Präsident aller Palästinenser, hat aber eigentlich auf dem Gazastreifen nichts zu melden. Seine im Westjordanland dominante Fatah-Bewegung ist seit Jahren tief mit der Hamas verfeindet. Doch der jüngste Krieg und vor allem die vielen getöteten Zivilisten haben den Konflikt mit der israelischen Regierung wieder angeheizt.
Dass der 88-Jährige von Putin empfangen wird, ist also in erster Linie als Signal an all jene zu verstehen, die der Sache der Palästinenser nahestehen. Ähnlich geht die chinesische Regierung vor, die Abbas erst vor Kurzem gemeinsam mit den Anführern anderer palästinensischer Organisationen in Peking hofierte.
Sowohl China als auch Russland positionieren sich damit konträr zu den USA, die wegen ihrer Nähe zu Israel bei vielen muslimischen Staaten an Kredit verloren haben.
Das Timing des Abbas-Besuchs könnte für Putin kaum besser sein. Schließlich hatte die israelische Armee erst am Samstag bei einem Luftangriff auf eine Schule in Gaza laut palästinensischen Angaben 93 Menschen getötet. Die Entrüstung darüber ist in der Weltgemeinschaft noch groß.
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