Eskalation nach der Wahl? Die USA in Angst vor neuen Ausschreitungen

Eskalation nach der Wahl? Die USA in Angst vor neuen Ausschreitungen
Sniper auf dem Dach, Panikknöpfe und Überwachungsdrohnen: Fast jeder rechnet nach der US-Wahl mit Ausschreitungen – und dabei ist ganz egal, wer gewinnt.

Schon seit Wochen stehen die Scharfschützen in Washington D. C. auf den Hausdächern, meistens gut versteckt. Jetzt sind sie mancherorts sichtbar, als Zeichen der Abschreckung, ebenso wie die Zäune rund ums Kapitol und das Weiße Haus: Die Hauptstadt der USA rüstet sich für den Tag nach der Wahl – denn die Erinnerung an die Gewalteskalation vor vier Jahren ist hier mehr als präsent.

„Es war wie im Bürgerkrieg“, sagt Jake, der damals unweit des Weißen Hauses gewohnt hat. An seinem Fenster zog der Mob an Trump-Fans vorbei, der am 6. Jänner das Kapitol stürmte; sechs Menschen wurden dabei getötet. Die Ausschreitungen gingen aber viel früher los – gleich nach dem Wahltag.

Eskalation nach der Wahl? Die USA in Angst vor neuen Ausschreitungen

Vorbereitungen für Ausschreitungen nach der US-Wahl

Wieder die Proud Boys

Damals waren es vor allem die rechtsextremen Proud Boys, die marodierend durch Washington zogen und den Behörden unter dem Schlachtruf „stop the steal“ vorwarfen, die Wahl zu Trumps Ungunsten zu fälschen. Der hatte damals wie heute im Wahlkampf mit genau dieser Theorie gespielt, und auch jetzt scheint das Kalkül wieder aufzugehen: Die Neonazi-Truppe, deren Chef Enrique Tarrio wegen des Kapitolsturms zu 22 Jahren Haft verurteilt worden ist, hat wieder Aktionen in den Swing States und der Hauptstadt angekündigt. In Telegram-Gruppen, berichtet das Wall Street Journal, will man für den „Schutz von Präsident Trump“ sorgen, notfalls wieder mit Gewalt.

In den Schlüsselstaaten und in Washington sind aber nicht nur wegen Gruppen wie der Proud Boys die Sicherheitsvorkehrungen so massiv wie nie. Auch mit Gewaltakten auf Trump selbst und dessen Fans ist zu rechnen, die zwei Attentatsversuche auf ihn haben das bewiesen. Das FBI ist deshalb in jeden der über 3000 Wahlbezirke ausgerückt, setzt Drohnen zur Überwachung ein; viele Wahllokale wurden mit Panikknöpfen ausgestattet. Einige Wahlbehörden haben sogar Kontaminationsschutzanzüge und Narcan beschafft, ein Gegenmittel für Opioid-Überdosierungen – für den Fall, dass wieder verdächtiges Pulver per Post eintrifft.

In Maricopa County in Arizona, wo 2020 die ersten großen Ausschreitungen stattfanden und Trump-Fans die Behörde stürmten, hat man Wahllokale sogar mit Stacheldraht und Metalldetektoren ausgestattet; auch Bombensuchtrupps streifen durch die Räume. Schon im Vorfeld hatte die Region Millionen investiert und ein 30-köpfiges Kommunikationsteam aufgestellt, um ihre Wähler davon zu überzeugen, dass hier alles mit rechten Dingen zugeht – etwa mit stundenlangen Livestreams von den Tests der Auszählungsmaschinen oder öffentlichen Führungen.

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Angst ist groß

In der Hauptstadt Washington sind die Vorkehrungen ähnlich massiv. Viele Geschäftsleute sichern sich dort auch auf eigene Faust ab, verbarrikadieren ihre Lokale mit Sperrholz und heuern sogar private Securitys an. Von den Behörden heißt es zwar, dass das nicht nötig sei, viele gehen aber auf Nummer sicher: Immerhin glauben laut einer aktuellen Umfrage 73 Prozent, dass nach der Wahl Blut fließen wird.

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