Mandela-Trauerfeier: Blamage für Österreich
Washington ist beim Trauerakt für den in der Vorwoche verstorbenen südafrikanischen Freiheitskämpfer Nelson Mandela mit einem amtierenden Präsidenten, Barack Obama, und drei ehemaligen, George W. Bush, Bill Clinton, Jimmy Carter, vertreten – Österreich gar nicht. In letzter Not wurde zwar der aktuelle Vorsitzende des Bundesrates, der bis zu seinem Einzug in die zweite Parlamentskammer (2001) SP-Bezirksrat in Wien-Simmering war, als Vertreter der Republik nominiert. Doch Reinhard Todt wird die größte Gedenkveranstaltung, die Südafrika je gesehen hat und die von den Dimensionen her nur mit dem Begräbnis von Papst Johannes Paul II. vergleichbar ist, verpassen.
Auch die Nummer zwei in der heimischen Polit-Hierarchie, Nationalratspräsidentin Barbara Prammer, fiel aus – sie absolvierte einen Besuch beim EU-Neuling Kroatien. Also musste Reinhard Todt ran, spät, zu spät.
Die zentrale, vierstündige Gedenkfeier für Mandela beginnt am Dienstag um 11 Uhr Ortszeit (10 Uhr MEZ) im 95.000 Zuschauer fassenden FNB-Stadion. In der „Soccer City“ von Johannesburg, wo 2010 das Fußball-WM-Finale ausgetragen wurde, wird der Leichnam der Freiheitsikone aufgebahrt.
Dutzende Staatschefs
Das Begräbnis findet erst am Sonntag in Mandelas Heimatprovinz Ostkap statt. Dazu werden rund 9000 Trauergäste erwartet. Tags darauf, am südafrikanischen „Versöhnungstag“, wird in Pretoria ein Denkmal des „Vaters der Nation“ enthüllt.
Die Bilder der Trauerfeier
Der Ablauf der Trauerfeier
10. Dezember: Im FNB-Stadion in Johannesburg-Soweto findet die zentrale Trauerfeier für Nelson Mandela statt. Bis zu 95.000 Menschen können teilnehmen.
11. bis 13. Dezember: Der Leichnam Mandelas wird vor dem Regierungskomplex in Pretoria aufgebahrt. Jeweils in der Früh wird der Sarg vom Militärkrankenhaus zu den „Union Buildings“ gebracht, wo er tagsüber aufgebahrt bleibt. Die Regierung hat die Bürger ermuntert, am Straßenrand den Konvoi mit dem Leichnam des Friedensnobelpreisträgers zu verfolgen und ihn so zu ehren.
13. Dezember: Die Luftwaffe bringt den Sarg mit dem Leichnam in die Provinz Ostkap.
15. Dezember: In der Nähe seines Geburtsorts Qunu in der Provinz Ostkap wird Nelson Mandela – wahrscheinlich bei einem Staatsbegräbnis – die letzte Ruhe finden.
Mandela im Porträt
Manfred Domschitz ist überrascht. Als der Wiener am vergangenen Samstag die Facebook-Gruppe „Nelson Mandela Platz statt Karl Lueger Platz“ gründete, wollte er „eigentlich nur ein Statement abgeben“. Doch die Seite wurde binnen 48 Stunden mehr als 7000-mal geliked. Unter den Unterstützern finden sich Kabarettist Joesi Prokopetz, Caritas-Generalsekretär Klaus Schwertner oder auch der Verkehrssprecher der Wiener Grünen, Rüdiger Maresch.
Inspiriert wurde Domschitz von Walter Sauer. Der Universitätsprofessor und langjährige Anti-Apartheitsaktivist hatte Bürgermeister Michael Häupl (SP) in einem Brief darum gebeten, dem am 6. Dezember gestorbenen Nelson Mandela in Wien einen Ort zu widmen. Dass in diesem Zusammenhang die Sandgasse in Döbling genannt wurde, in der sich die südafrikanische Botschaft befindet, reichte Domschitz aber nicht. Die Straße sei zu entlegen, meint er. Mandela verdiene einen Platz im Herzen Wiens. „Er war ein Vorbild für alle, der Antisemit Lueger war keines. Wenn es einen Platz gibt, der es verdient, umbenannt zu werden, dann dieser.“
Denkmal in Döbling?
Adolf Tiller ist da anderer Meinung. Der VP-Bezirksvorsteher von Döbling wünscht sich zwar ebenfalls eine Erinnerung an Mandela. Der Karl-Lueger-Platz dürfe aber nicht dafür verwendet werden. „Ohne Lueger wäre Wien nicht so attraktiv: Gemeinsam mit der jüdischen Gemeinde hat er all die Prachtbauten entlang der Ringstraße errichten lassen. Er war kein Judenhasser.“
Aber auch die Umbenennung der Sandgasse hält Tiller für unmöglich – „da müssten ja Tausende Dokumente geändert werden: Meldezettel, Zulassungsscheine, Bankdaten usw.“
Als Alternative schlägt der Bezirksvorsteher ein Mandela-Denkmal auf jener Grünfläche vor, an der Sandgasse und Grinzinger Straße zusammenkommen. Zurzeit steht dort ein Schild, auf dem „Willkommen in Grinzing“ steht.
Im Rathaus wird die Idee, Mandela einen Ort zu widmen zwar grundsätzlich goutiert. Im Büro von Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SP) verweist man aber darauf, dass vor etwaigen Umbenennungen ein sogenanntes Trauerjahr einzuhalten sei – „das war nach dem Tod von Bürgermeister Zilk genauso“. Danach werde man auf Vorschläge aus den Bezirken warten.
In Wien wird aber auch abseits dieser Debatte Nelson Mandelas gedacht. In der südafrikanischen Botschaft (Sandgasse 33) liegt seit Montagfrüh ein Kondolenzbuch auf – am Dienstag, Donnerstag und Freitag kann man sich darin jeweils von 9 bis 16 Uhr eintragen. Als einer der Ersten nutzte Bundespräsident Heinz Fischer die Gelegenheit. Am Begräbnis des Friedensnobelpreisträgers nimmt er allerdings nicht teil (mehr dazu hier).
Letzte persönliche Worte an „Madiba“ richten aber auch zahlreiche Privatpersonen. Wie zum Beispiel Marinda Du Preez. „Mandela war für das ganze Volk wie ein Vater – für Weiße und Schwarze. Er hat jeden im Herzen berührt“, sagt die 59-jährige Südafrikanerin mit Tränen in den Augen. Seit 18 Jahren lebt sie in Wien.
Zu Ehren Mandelas findet am Mittwoch um 13 Uhr in der Lutherischen Stadtkirche in der Dorotheergasse ein Gedenkgottesdienst statt.
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