Englishman in Vienna: "In Österreich fühlt sich Fußball authentischer an"
Lee Wingate kann etwas von sich behaupten, das die wenigsten von sich behaupten können: Der Engländer hat alle zwölf Bundesliga-Stadien Österreichs besucht. Dass einem Engländer derartige Details der österreichischen Liga Freude bereiten, ist für so manchen Kenner der heimischen Fußball-Ligen vielleicht kurios.
Doch nicht für Lee Wingate. Gemeinsam mit seinen Freunden Tom Middler und Simon Clark, die auch beide von der Insel stammen, hat sich der Übersetzer und Journalist nämlich dem Fußball in Österreich verschrieben.
Seit mittlerweile mehr als fünf Jahren betreiben die drei den englischsprachigen Podcast „The Other Bundesliga“, in dem sie regelmäßig über das Geschehen in der höchsten österreichischen Spielklasse berichten.
Aus dem Mutterland des Fußballs nach Österreich – wo, seit Wingate vor zehn Jahren übersiedelt ist, kein anderer Verein Meister wurde als Red Bull Salzburg und wo bei vielen Spielen etliche Plätze leer bleiben – warum macht es dem Engländer dennoch Freude, darüber zu berichten?
„Ich habe die Liebe für den englischen Fußball ein stückweit verloren in den letzten Jahren“, sagt Wingate im KURIER-Fußball-Podcast "Nachspielzeit" über die Premier League. Man habe das Gefühl, es gehe nur ums Geld. Hinzu komme der Eindruck, den die Diskussion um die Super League mit sich gebracht habe: „Dass den Vereinen die Fans wirklich egal sind.“ In Österreich sei das anders: „Hier fühlt es sich authentischer an.“
"Blick in die Zukunft"
Was Wingate und seine Kollegen zudem reizt, sei der „Blick in die Zukunft“: dass man in der Bundesliga Talente beobachten könne, die später in Top-Ligen wie der englischen landen: „Sadio Mané habe ich bei Salzburg schon gesehen, oder den jungen Erling Haaland im Spiel gegen Admira Wacker vor fünf Jahren.“ Er habe Rasmus Hojlund interviewt, als dieser noch bei Sturm Graz war: „Er hat damals schon gesagt, es sei sein Traum, für Manchester United zu spielen.“
Hörer in den USA
Die Reichweite des Podcasts der drei Engländer reicht bis in die USA. Es gebe dort eine beachtliche Zahl an „Groundhoppern“, die sich für deutschsprachige Fußballkultur interessieren und nur für Matches nach Deutschland und Österreich reisen. Dass „The Other Bundesliga“ lange die einzige englischsprachige Quelle für Informationen zur österreichischen Liga war, wo etwa US-Coach Jesse Marsch oder Brenden Aaronson groß geworden sind, brachte ihnen so manchen Hörer auch in Übersee.
EM-Hoffnungen
Auch für das ÖFB-Nationalteam schlägt Wingates Herz. Über die Bestellung von Ralf Rangnick als Teamchef habe er sich gefreut. Franco Foda hingegen habe gute Spieler lange „zurückgehalten“. Die EM-Auslosung sei zwar schwierig, sie „könnte dem Team aber in die Karten spielen“: Gegen nicht tief stehende Top-Teams könnte das aggressive hohe Pressing und schnelle Umschaltspiel wirksam sein. „Ich wette darauf, dass Österreich in der K. O.-Phase stehen wird.“
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