Die Taylor-Swift-Konzerte sind, ganz klar, derzeit die Events mit der meisten Aufmerksamkeit - und allein deshalb in der wirren Logik religiöser Fundamentalisten wohl ein lohnendes Anschlagziel.
Doch der Popstar und seine Fans stehen darüber hinaus exemplarisch für Werte des Westens, die, nach allem was man über die Gedankenwelt der Islamisten liest, diesen ein Dorn im Auge sind: In den Songs und dem Image Swifts geht es ganz stark um die Ermächtigung junger Frauen und auch die sexuelle Selbstbestimmtheit, beides westliche Projekte, die mit religiösem Fundamentalismus kollidieren. Frauenhass ist ein Terrorthema.
Schon die Messerattacke in Großbritannien gegen junge Mädchen, bei der drei Mädchen ermordet wurden, war gegen eine Taylor-Swift-Tanzparty gerichtet. Die Absagen in Wien nun umkleiden ein weiteres Event mit Trauer und Traurigkeit, das eigentlich ein Fest des Zusammenhalts vorwiegend junger Frauen hätte sein sollen.
Inwieweit das Gesamtkonzept Taylor Swift feministisch ist - sie singt sehr viele Lieder lang über Männer und gibt ihnen so mehr Macht, als man müsste -, darüber gibt es durchaus differenzierte Debatten. Aber nicht darüber, wen sie abholt. Nämlich Mädchen und Frauen in mehr oder weniger männerdominierten Kontexten, die sich das nicht mehr gefallen lassen wollen. Das ist auch eine der Grundstimmungen bei den Auftritten der Sängerin.
Terroristische Männergewalt - ob geplant oder durchgeführt - hingegen richtet sich gezielt gegen neuralgische gesellschaftliche Punkte. Mit Horror erinnert man sich an die Lastwagen-Morde bei öffentlichen Veranstaltungen, an das Selbstmordattentat beim Manchester-Konzert von Ariana Grande oder auch das Attentat in der Fortgehmeile in Wien. Ziel ist, gelebte Freiheit mit Furcht zu durchsetzen.
Ein essentielles Element dieses Vorgehens ist Frauenhass - der sich nun in Wien deutlich manifestiert hat. Insofern ist die gegen Taylor Swift gerichtete Planung alles andere als ein Zufall. Dass Frauen hier ihre Unabhängigkeit von männlichen Hierarchiestrukturen in der Popkultur widerspiegeln, ist ein wichtiges Statement - und mit hierarchiegläubigen Männergruppierungen, die Macht ausüben wollen, inkompatibel.
Dass dieses Vorhaben in Wien Erfolg gezeitigt hat - die Konzerte wurden abgesagt, die nächsten werden mit einem mulmigen Gefühl versetzt sein -, ist insbesondere deshalb bitter, weil einmal mehr junge Frauen Ziel gewesen sind. Und ihre Freiheit, die ohnehin immer noch neu erkämpft werden muss.
DIE BISHERIGE BERICHTERSTATTUNG IM ÜBERBLICK
Die Taylor-Swift-Konzerte in Wien wurden wegen Terrorwarnung abgesagt. Was wir wissen und was Fans tun können.
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