Absage der Taylor-Swift-Konzerte: Einfach nur traurig

US singer Taylor Swift performs in Lisbon
Die Absage der Taylor-Swift-Konzerte ist mehr als nur entgangener Musikgenuss. Zeit für eine offene Debatte – über vieles.
Georg Leyrer

Georg Leyrer

Es wäre heute, es wäre morgen, es wäre der Samstag für viele Menschen ein historischer Tag gewesen. Im Kleinen zwar, im Privaten. Aber das macht es nicht weniger wert.

Es sind auf andere Art  historische Tage geworden: Wien wird nun doch nicht  vorletzte europäische Tourstation des derzeit größten Popstars, Taylor Swift. Drei Konzerte hätten es werden sollen. 190.000 Menschen, vor allem junge und weibliche, hätten friedlich und fröhlich gemeinsam gefeiert. Abgesagt.

Die Absage ist empörend und wohl richtig und gerade deshalb empörend. Klar ist, Sicherheit geht vor. Man kann nicht riskieren, dass etwas passiert. Die Bilder eines  Anschlags auf ein Konzert mit so vielen jungen Menschen wagt man sich gar nicht vorzustellen. Ja, das kann wirklich geschehen. Man erinnert sich mit Horror an die Selbstmordattacke in Manchester bei einem Ariana-Grande-Konzert, an die Attacke auf das Bataclan in Paris.

Aber es bleibt empörend. Dass es solche Irren gibt, die derartige Anschläge überhaupt in Erwägung ziehen. 

Und dass die Pläne offenbar einem derart positiv besetzten Konzertereignis gegolten hätten. Taylor Swift ist nicht irgendeine Künstlerin. Sie ist jene ikonisch verehrte Übermutti, die junge Frauen ins Leben hineinbegleitet, die ihnen Mut und Kraft gibt. Was für eine grausame, ja unmenschliche Idee, hier hineinzuschlagen.

Die Absage setzt auch ein großes Fragezeichen über Österreich. Seit eineinhalb Jahren ist Taylor Swift unterwegs. Konzert für Konzert ist reibungslos über die Bühne gegangen. Friedliche Menschen kamen zusammen und gingen unversehrt auseinander. In Ländern, die alle eigentlich auch nicht weniger Probleme und gesellschaftliche Fragezeichen haben als Österreich.

Hier aber macht die Polizei, zum Glück rechtzeitig, eine Gruppe an Menschen aus, die offenbar überlegten, ihren religiösen  Unsinn an jenen auszulassen, die nicht in ihre Ideologie passen – allein, weil sie jung, frei, weiblich sind.  Man muss davon ausgehen, dass diesmal mehr überbleibt als bei manch anderen jüngeren Terrorwarnungen.  Man ist entsetzt darüber, wie erfolgreich hier ein positiver Lebensmoment vernichtet werden konnte. Nachahmer dürfen sich hier bestärkt fühlen. Das ist schrecklich. 

ANSCHLAGSPLÄNE AUF TAYLOR-SWIFT-KONZERTE

Die aktuellsten Erkenntnisse und Entwicklungen finden Sie hier:

Taylor-Swift-Attentat: "Salam alaikum, ich will Waffen kaufen" Das mutmaßliche Terrorhirn und die Show des Staranwalts Solidarität in Wien: Eine glitzernde Botschaft gegen den Terror Geplanter Terroranschlag auf Wien-Konzert: Taylor Swift "am Boden zerstört" Das Terror-Protokoll: Wie der Anschlag verhindert wurde

Man muss sich aber auch fragen, was dieses Land so besonders macht.

Man wird sich fragen müssen, wie man die allseitige Problempflege beendet, dank der sich die Integrationsfragen so aufgeschaukelt haben.    

Was sich hier abseits der populistischen Sprechblasen  konstruktiv ändern lässt.  

Und sich klar werden, dass die richtige Reaktion auf Derartiges immer ist: auf Weltoffenheit, Freiheit und Gleichberechtigung zu beharren, und nicht die Furcht und die Unfreiheit nach oben zu lassen.

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