Rosenkranzkirche: Radikal schlicht, radikal modern

Rosenkranzkirche: Radikal schlicht, radikal modern
Serie "Kunst in der Kirche": Die purifizierte „Gottesburg“ in Hetzendorf beeindruckt mit einem Triptychon von Ernst Fuchs

Christian Fröhlich, einer der KURIER-Layouter, schlug, nachdem er einen Teil dieser Serie gestaltet hatte, die Rosenkranzkirche in Hetzendorf vor. Und Piroska Mayer-Sebestyén, auf Architektur spezialisiert, war sofort bereit, sie uns zu erklären. Denn die Fremdenführerin wusste, dass diese Kirche heraussticht: Sie ist radikal schlicht. Und radikal modern.

Mitbeteiligt an der Neugestaltung war Friedrich Achleitner, der große Architekturkritiker. An der späthistorischen Fassade mit Jugendstilelementen lässt sich das nicht ablesen. Umso größer sind beim erstmaligen Betreten Überraschung und Wirkung.

Weil Hetzendorf anfänglich zur Pfarre Atzgersdorf gehört hatte, diente viele Jahre die – mit der Zeit zu klein gewordene – Kapelle des Schlosses als Kirche. 1893 kam es zur Gründung des Kirchenbauvereins. Weihbischof Godfried Marschall bestimmte den Baugrund weit entfernt vom Ortskern – und verewigte sich. Denn die Kirche liegt am Marschallplatz.

Und der in Hetzendorf ansässige Jung-Architekt Hubert Gangl bot sich an, die Pläne gratis zu zeichnen. Er entwarf eine neuromanische „Gottesburg“, wie mit einem Steinbaukasten aus verschiedenen geometrischen Formen zusammengesetzt.

Wenn man sich von Norden nähert, glaubt man, den kleinen Bruder der Franz-von-Assisi-Kirche am Mexikoplatz erkennen zu können. Was nicht verwunderlich ist, wie Piroska Mayer-Sebestyén erklärt. Denn Hubert Gangl studierte von 1892 bis 1895 an der Akademie der bildenden Künste bei Victor Luntz. Und der Herr Professor gewann den Wettbewerb um die monumentale Kirche an der regulierten Donau, die an die 50-jährige Regentschaft von Kaiser Franz Joseph (1898) erinnern sollte. Die Bauarbeiten zogen sich über Jahrzehnte hin, die Rosenkranzkirche hingegen ließ sich 1908/’09 realisieren.

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