Redemptoristenkirche: Der Bäcker predigt, die Polizei lauscht mit

Redemptoristenkirche: Der Bäcker predigt, die Polizei lauscht mit
Serie "Kunst in der Kirche": In der Hernalser Pseudobasilika befindet sich die Haupt-Reliquie von Klemens Maria Hofbauer

Brigitte Flasch bittet uns nach Hernals – zur Redemptoristenkirche in der Mariengasse von Wien. „Ich wohne in Ottakring“, erzählt die Fremdenführerin. „Während des ersten Lockdowns zog ich so meine Kreise – und einmal bin ich hier vorbeigekommen. Ich kannte die Kirche nicht. Weil sie geschlossen war, umrundete ich die ehemalige Klosteranlage.“ So entdeckte sie auf dem Vereinshaus eine Tafel: Der Burgtheaterschauspieler und Ifflandringträger Josef Meinrad stand hier zum ersten Mal auf der Bühne.

Redemptoristenkirche: Der Bäcker predigt, die Polizei lauscht mit

Bäcker mit Butte, der einem Kind einen Laib Brot gibt: Dargestellt ist Klemens Maria Hofbauer, der seit 1914 – neben Leopold – Stadtpatron von Wien ist.

Magisch angezogen worden sei sie aber, so Flasch, von einer Skulptur an der Längsmauer der Kirche. Diese zeigt einen Bäcker mit Butte, der einem Kind einen Laib Brot gibt. Dargestellt ist Klemens Maria Hofbauer, der seit 1914 – neben Leopold – Stadtpatron von Wien ist.

„Er wurde 1751 in Südmähren geboren und wollte schon als Bub Pfarrer werden“, erklärt Flasch. „Aber das ging nicht, weil der Vater früh starb. Daher musste er einen Beruf erlernen und wurde in Znaim Bäcker.“

„Apostel von Wien“

1780 kam Johannes Hofbauer, wie er eigentlich hieß, nach Wien. Er konnte schließlich doch Theologie studieren, nahm den Namen Klemens Maria an und trat in den jungen Redemptoristenorden ein. Sein Auftrag war, Niederlassungen außerhalb von Italien zu gründen; weil dies in Österreich aufgrund des Josephinismus nicht möglich war, ging er nach Polen. 1808 kam er zurück – und vermochte mit seinen Predigten die Massen zu begeistern: Die Polizei bespitzelte ihn, seine Anhänger priesen ihn als den „Apostel von Wien“. 1820 starb er 68-jährig an Entkräftung.

Etliche Jahrzehnte später, 1886, errichteten die Redemptoristen in Hernals ein Kloster. „Damals war das hier eine richtige G’stättn mit Ziegelteichen, Wiesen, Äckern. Der Kaiser fragte, ob die Brüder wirklich in dieses Brachland wollten. Aber sie ließen sich nicht davon abbringen. Damals herrschte in Hernals, das noch nicht eingemeindet war, ein ziemliches Elend. Hier konnten die Redemptoristen, denen die Fürsorge wichtig ist, tätig werden.“

Die Kirche mit dem prächtigen Turm, 1889 eingeweiht, wurde von Richard Jordan geplant. „Er war ein Schüler von Friedrich Schmidt, dem wir das Rathaus verdanken, und einer der am meisten beschäftigten Architekten seiner Zeit. Er hatte sich auf Sakralbauten spezialisiert.“

Die Redemptoristenkirche, der Hl. Maria geweiht, ist ein typisches Backstein-Bauwerk des Späthistorismus im neugotischen Stil – und eine „Pseudobasilika“: Es gibt zwischen den Seitenschiffen und dem Mittelschiff keinen Fensterbereich, das Dach zieht sich als große Fläche darüber.

Redemptoristenkirche: Der Bäcker predigt, die Polizei lauscht mit

Backsteinbaum: die Redemptoristenkirche

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Im überwältigenden Innenraum nahm Jordan Anleihen bei der byzantinischen Kunst: Dominant sind die acht Säulen, reich verziert mit Blattwerk und Ornamentik in Grün und Gold. In den Hauptaltar, geschnitzt vom Redemptoristenbruder Maximilian Schmalzl, integriert ist eine Kopie des bekannten Gnadenbilds „Unserer Lieben Frau von der immerwährenden Hilfe“, einer Ikone aus dem 15. Jahrhundert, die in der Kirche Sant’Alfonso all’Esquilino, dem Hauptsitz der Redemptoristen in Rom, aufbewahrt wird. Brigitte Flasch spricht von einem „interessanten Programm“. Denn links und rechts erkennt man Anna und Joachim, Marias Eltern: „Die sieht man eigentlich relativ selten in einem Hauptaltar.“

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Hauptaltar mit der Kopie des bekannten Gnadenbilds „Unserer Lieben Frau von der immerwährenden Hilfe“ 

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Alarmgesichert: Holzbauer-Altar

Gleich neben der (schwarzen) „Madonna der Liebenden“, bei der man bei Kummer Trost und Hilfe finden kann, stößt man in der Seitenkapelle auf einen Altar mit dem Motto „Glaube, Liebe, Hoffnung“. Er ist nicht ohne Grund alarmgesichert: Im Tabernakel wird die Haupt-Reliquie von Hofbauer aufbewahrt, der 1888 selig- und 1909 heiliggesprochen wurde. Seine restlichen Gebeine befinden sich in der gotischen Kirche Maria am Gestade, die seit 1820 von den Redemptoristen betreut wird.

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