In der Donaucity-Kirche, die keinem Heiligen geweiht ist, sondern mit dem Beinamen „Christus, Hoffnung der Welt“ auf den Heiland selbst verweist, hat der Architekt Heinz Tesar der Lichtsymbolik eine gebaute Form verliehen. Von außen wirkt der Bau nur auf den ersten Blick blockhaft und abweisend – die Verkleidung aus Chromstahl, einem Material, das sonst eher im Maschinenbau verwendet wird, erhält aber durch gezielt gesetzte Bohrungen einzelne Glanzlichter, die bei Sonne schimmern. Dazu ist das Haus auf allen Seiten mit runden Fenstern versehen, durch die Licht von außen nach innen, aber auch wie aus einer Laterne von innen nach außen dringen kann.
„Manche in der Gegend nennen das Haus ‚Käsekirche‘“, sagt Verena Euticchio. Als Fremdenführerin, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, neben imperialen Schätzen auch die Moderne in Wien schmackhaft zu machen, will sie aber den ausgeklügelten Bau keineswegs kleinreden.
Heinz Tesar, der unter anderem auch das Schömer-Haus (die langjährige Zentrale des Baumax-Konzerns), das heute nur noch als Depot genutzte Essl-Museum sowie eine protestantische Kirche in Klosterneuburg plante, dachte bei der Donaucity-Kirche ganzheitlich: Statt mit einem Kirchturm gegen die Wolkenkratzer rundum anzutreten, hat das gesamte Haus in der Draufsicht eine Kreuzform.
Diese entsteht, weil an jeder Ecke Volumina aus dem Baukörper ausgeschnitten sind. Am Dach findet sich dazu noch eine geschwungene Öffnung, welche die Wunde Jesu darstellen soll – und ebenfalls Licht einlässt.
Im eher schmucklosen Inneren gibt es kein Altarbild, eine Scheibe mit eingelassener Kreuzform ist das dominante Element. Ein kleines Lochfenster in der Mitte des Kreuzes ist so gesetzt, dass Sonnenlicht zum „Christkönigstag“ – dem letzten Sonntag vor dem 1. Advent – hindurch fällt. Ein solcher Sonntag war auch der 26. 11. 2000, der Einweihungstag der Kirche.
„Das Christkönigsfest hat auch eine politische Geschichte“, erläutert Euticchio: „Katholische Jugendverbände veranstalteten früher oft ihre Aufmärsche am Bekenntnissonntag nach Pfingsten. Die Nationalsozialisten setzten dann bewusst das Reichssportfest auf diesen Tag – und die Katholiken wichen auf den Christkönigstag aus.“
Der Glaube an höhere Mächte abseits jener, die gerade in einem Staat das Ruder führen, ist der Donaucity-Kirche also quasi eingebaut. Die Menschen, die sie nutzen, kommen oft aus der nahen UNO-City, abseits der Lockdowns gibt es tägliche Mittags-Gottesdienste auf Englisch: Auch bei Nebel hält das Haus so das Licht der Internationalität hoch.
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