UNICEF: Kinderarmut in reichen Ländern steigt seit und nach Corona
Das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen, UNICEF, befürchtet, dass Kinderarmut in Ländern mit hohem Einkommen mindestens fünf Jahre lang über dem Niveau vor COVID bleiben wird. Das sei eine Folge davon, dass einer Untersuchung der UNICEF und ihres im italienischen Florenz beheimateten Forschungsbüro Innocenti nur zwei Prozent der von den Regierungen bereitgestellten finanziellen Hilfen und Erleichterungen in den OECD- und EU-Ländern speziell für die Unterstützung von Kindern und Familien bereitgestellt worden sind.
Übrigens rechnet auch die OECD, dass Kinder durch Corona und die für sie nicht abgefederten Folgen in entwickelten Ländern 3 bis 5 % ihres Lebenseinkommens verlieren werden, erfährt der Kinder-KURIER vom österreichischen Momentum-Institut.
Viel Geld insgesamt, ganz wenig für Bekämpfung der Kinderarmut
Von Februar bis Ende Juli 2020 wurden historische 10,8 Billionen US-Dollar für COVID-19-Maßnahmen von Ländern mit hohem Einkommen ausgegeben, von denen rund 90 Prozent für Konjunkturpakete ausgegeben wurden, die an Unternehmen gerichtet sind, heißt es in dem Bericht. Obwohl dies ein wesentlicher Bestandteil der Krisenreaktion ist, werden durch diese Unterstützungen die am stärksten ausgegrenzten Kinder und ihre Familien in der Gesellschaft unweigerlich ausgeschlossen, was bedeutet, dass die am schwersten Betroffenen am wenigsten Hilfe bekommen.
„Die Höhe der finanziellen Erleichterungen, die direkt Kindern und Familien gewährt werden, entspricht weder den schwerwiegenden Folgen der Pandemie noch der voraussichtlichen Auswirkungen dieser Krise auf diese Länder“, kritisierte Gunilla Olsson, Direktorin des UNICEF-Forschungsbüros Innocenti.
Gar keine bis wenig Maßnahmen
Rund ein Drittel der in den Bericht einbezogenen OECD- und EU-Länder hat gar keine Maßnahmen umgesetzt, die speziell darauf abzielen, Kinder bei den Pandemie-Folgen zu unterstützen. In jenen Ländern, die in soziale Sicherungen für Kinder und Familien investiert haben - einschließlich Kinderbetreuung, Schulspeisung und Familienbeihilfen – waren die meist auf durchschnittlich drei Monate begrenzt. Dieser sehr kurzfristige Charakter sei völlig unzureichend, um die projizierte Länge der Krise und die Kinderarmutsrisiken langfristig anzugehen, heißt es in dem Bericht.
Stärkere Familien-Hilfen!
„Wir fordern die Regierungen auf, den sozialen Schutz für Kinder neben der Unterstützung durch Unternehmen zu verbessern“, sagte Olsson. „Eine stärkere familienorientierte Politik muss eine Kombination aus bedingungsloser Einkommensunterstützung für die ärmsten Familien, Zulagen für Lebensmittel, Kinderbetreuung und Versorgung, Miet- oder Hypothekenbefreiungen langfristig vorsehen, um stärkere Grundlagen zu schaffen, damit alle Kinder und ihre Familien sich von dieser Krise erholen können."
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