Kaiserschmarrn aus Kayseri auf der Wiener Kaiserwiese

Zwei Frauen stehen auf einer Bühne, während ein Mann am Bühnenrand sitzt.
Emre will Hodscha werden / Emre hoca olmak istiyor: Türkisch-österreichische Live-Sitcom im Rahmen des Wiener Kultursommers.

Eine österreichisch-türkische Live-Sitcom mit Potenzial zur Serie – das ist eine DER Entdeckungen dieses Wiener Kultursommers: Emre will Hodscha werden / Emre hoca olmak istiyor - noch heute 2. August auf der Kaiserwiese (vor dem Riesenrad) zu sehen.

Sicher, dem knapp einstündigen, turbulenten Stück ist anzumerken, dass es in wenigen Probentagen sozusagen aus dem Boden gestampft wurde. Aber rasant und witzig gespielt, greift es schwere Themen – oft wie nebenbei – mit einer durch Witz getragen gewissen Leichtigkeit auf. Ob die Auseinandersetzungen in Favoriten zwischen Rechten und Linken, Erdoğan-Autoritätsgläubigen und demokratisch-kurdischen Demonstrant_innen, ob Österreich- oder Türkei-Gefühl in der zweiten und dritten Generation, Geschlechter-Rollenklischees, Culture-Clash...
Weniger klischeehaft und dafür differenzierter - vor allem die Figur des 10-jährigen Emre - könnten die einzelnen Charaktere sein – aber das ließe sich schon noch entwickeln.

Eine Frau in einem Hosenanzug moderiert auf einer Bühne mit minimalistischem Bühnenbild.

Eine Frau im roten Kostüm hantiert auf einer Bühne mit einem Stuhl.

Eine Theaterszene mit drei Schauspielern auf einer Bühne im Freien.

Zwei Frauen stehen auf einer Bühne, während ein Mann am Bühnenrand sitzt.

Zwei Frauen und ein Mann auf einer Bühne während einer Aufführung.

Drei Schauspieler auf einer Bühne während einer Aufführung.

Drei Schauspieler auf einer Bühne während einer Aufführung.

Drei Schauspieler auf einer Bühne während einer Aufführung.

Drei Schauspieler auf einer Bühne während einer Aufführung des Kultursommers 2020.

Drei Schauspieler stehen auf einer Bühne während einer Aufführung.

Drei Personen stehen auf einer Bühne während einer Kulturveranstaltung.

Drei Schauspieler auf einer Bühne während einer Aufführung.

Drei Schauspieler auf einer Bühne während einer Theatervorstellung.

Drei Schauspieler auf einer Bühne während einer Aufführung.

Drei Personen auf einer Bühne während einer Aufführung.

Drei Schauspieler auf einer Bühne während einer Aufführung.

Drei Schauspieler stehen auf einer Bühne während einer Aufführung.

Drei Personen stehen auf einer Bühne unter Scheinwerfern.

Tolle, größer, schöner

Die hauptsächlich in Deutsch – mit einigen Sätzen auf Türkisch – gespielte Komödie dreht sich aber nicht zuletzt um die Frage „wie kommt das bei den anderen an?“ Die Beschneidungsfeier für den 10-jährigen Emre muss größer, toller usw. sein als die von anderen. Hunderte Gäste, Musikgruppe aus der Türkei eingeflogen, einreiten auf Pferden … - allein das Geld dafür ist nicht ansatzweise da.

Und sie muss traditionell sein – so seine Mutter Zafie. Nicht wie bei Onkel Baki, bei dem sie in einem Krankenhaus vorgenommen wurde. Zwar viel schmerzfreier, aber deswegen ist er auch nicht so streng-gläubig, wie ihm seine Schwester vorwirft. Drum fühlt er sich auch eher als Österreicher denn als Türke, hat mit Ulli eine österreichische Freundin, bei der er sich so gar nicht als Macho aufführt.

Aber dass er sich allein um die alte, kranke gemeinsame Mutter Hanife kümmert, das findet Zafie schon besser, als selbst einmal auch nur einen Abend diese Pflege zu übernehmen.

Drei Schauspieler stehen auf einer Bühne während einer Aufführung.

Emre nach der Beschneidung mit großem VErband in der Hose ...

Drei Schauspieler stehen auf einer Bühne während einer Aufführung.

...

Ein Mann mit Brille hantiert auf einer Bühne mit weißen Stühlen.

Eine weinende Frau mit Schleier und ein Mann sitzen auf einer Bühne.

Zanife und Ohrhan im Auto ...

Eine Frau mit Kopftuch und ein Mann im Anzug sitzen auf einer Bühne.

...

Eine Frau tanzt auf einer Bühne, während ein Mann auf einem Stuhl sitzt und zusieht.

... das sie wüend verlässt ...

Zwei Frauen treten auf einer Bühne im Rahmen des Kultursommers 2020 auf.

Oma Hanife (Zeynep Alan) mit einer Trueh voller Kaiserschmarrn ... und Ulli (Marie-Therez Lorenz)

Zwei Frauen treten auf einer Bühne vor einem roten Tuch auf.

Eine Frau in einem roten Rock sitzt auf einer Bühne und telefoniert mit einem Handy.

Staunend daneben

Die Ulli steht so ziemlich staunend, wohlwollend, aber ziemlich verständnislos neben dem Geschehen – eine Rolle, die Marie-Therez Lorenz oft auch räumlich neben der Szene stehend naiv anlegt. Zeynep Alan switcht gekonnt und glaubwürdig zwischen den beiden Rollen der Hard-Core-Zafie und der sich aufopfernden eigenen Mutter Hanife hin und her. Und endlich ist Oktay Günes nach Jahren anderer Brotberufe wieder als Schauspieler zu erleben. Vor rund einem Jahrzehnt spielte er in mehreren Stücken vor allem Aslı Kışlals Theaterverein „Das Kunst“. Hier ist er sowohl Zanifes Bruder Baki als auch deren im Streit getrennter Ehemann Orhan, vor allem aber auch der Bub Emre, der eine Art Superheld werden will und unter der bevorstehenden Beschneidung leidet.

„Zaungäste“

Genial nicht zuletzt einer der drei Aufführungsorte beim Kultursommer: Der Wallensteinplatz in der Brigittenau. Eine echte südländische Piazza – mit Gastgärten, Kindern, die nebenan spielen und turnen und zwischendurch voll interessiert das Spiel auf der Bühne verfolgen. Und trotz der culture-clashigen Themen stellt sich als großer Bogen doch wohl eine wohl viele Kulturen umspannende gemeinsame Frage: Sein oder Schein? Was tun wir, um bei anderen gut – oder zumindest nicht schlecht – da zu stehen?

Serie und Folgen wären toll

Cool wäre, würde diese zweisprachige Komödie – durchaus auch mit mehr Anteilen in der zweiten Sprache – ausgebaut, weiter daran gearbeitet werden und in einer längeren Spielserie durch die Bezirke touren – out- und indoor. Die Konstellation hat auch das Potenzial für viele weitere Folgen.

Zwei Schauspieler sitzen auf einer Bühne während einer Aufführung.

Oktay Günes als Onkel Baki und Zeynep Alan als Zafie, seine Schwester und Emres Mutter ...

Ein Mann mit Tablet und eine Frau mit Kopftuch stehen auf einer Bühne.

Ein Mann und eine Frau stehen auf einer Bühne und lesen aus Papierblättern vor.

Eine Szene mit einer als Rotkäppchen verkleideten Frau und einem Mann auf einer Bühne.

Oktay Günes als Onkel Baki und Zeynep Alan hier als seine Mutter Hanife ...

Eine Frau im Kostüm gestikuliert zu einem Mann mit rotem Umhang, der auf ein Tablet schaut.

Oktay Günes als Emre und Zeynep Alan als seine Oma Hanife

Heute noch!

Ach ja, am Sonntagabend (2. August - Infos siehe unten) ist Emre will Hodscha werden / Emre hoca olmak istiyor noch einmal zu erleben – auf der Kaiserwiese vor dem Riesenrad am Beginn des Wiener Praters. Dort wird Hanife aus der zentraltürkischen Stadt Kayseri noch einmal den unsichtbaren Kaiserschmarrn – türkisch gewürzt ;)

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