Jugendliche schrieben und produzierten Kinderbuch zum Klimawandel
Bücher rund um das Thema Klimawandel, Umweltschutz und Bedrohung unseres Planeten sind in den vergangenen eineinhalb Jahren viel erschienen. Auch solche für Kinder und Jugendliche. Jetzt haben Jugendliche selbst eines veröffentlicht. Selbst ausgedacht, geschrieben, auf Englisch übersetzt, weil es zweisprachig erscheinen sollte. Fünf Schüler der HTL Ungargasse (Wien-Landstraße) haben dafür auch schon vor Erscheinen Sponsoren aufgetrieben, um überhaupt den Druck zu ermöglichen, die Homepage dafür gestaltet, über die es vorerst verkauft wird, und, und, und.
Gesundes Klima
„Oma, was ist Schnee?/Granny, what is snow?“ gibt’s seit einigen Tagen druckfrisch. Der Kinder-KURIER traf Julian Baaske und Alexander Frauneder von der fünfköpfigen Crew der dafür gegründeten Junior-Firma „Salubrious Climate“ (Gesundes Klima) und den betreuenden Lehrer Edi Schmid beim Portier des Schulzentrums, als die ersten Bücher angeliefert wurden. Das Buch verpackte Fakten rund um Klimawandel und -schutz in eine Geschichte für Kinder im Volksschulalter. Darüber hinaus enthält es im Anhang einen knappen Wissensteil in klarer, kurzer Sprache. Mehr darüber in einem eigenen Artikel – zu dem geht’s hier unten.
Dieses Kinderbuch und die eigene Junior-Company sind übrigens, so Julian Baaske, Geschäftsführer der Schülerfirma für dieses Schuljahr in der 4. Klasse, eine Art Zufallsprodukt. In der dritten Klasse nahmen vier der fünf Jungs an einem Businessplan-Wettbewerb teil. Für die damals noch nur fiktive Idee eines Kinderbuches zum Klimawandel „haben wir so tolles Feedback bekommen, dass wir daraus wirklich ein Buch machen wollten“.
Junior-Firmen
In der vierten Klasse steht hier in der HTL Ungargasse im Zweig Wirtschaftsingenieurwesen beim besagten Lehrer die Gründung solcher Firmen für ein Schuljahr auf dem Unterrichtsplan. Einige andere dieser Firmen Jugendlicher, die für ein Schuljahr gegründet werden und mit realen Produkten oder Dienstleistungen handeln, setzen übrigens auch auf Umweltschutz wie T-Shirts aus Biobaumwolle oder Jausenboxen aus recyceltem Kunststoff und Bambus.
Gedacht, gesagt – noch lange nicht getan. Ein Buch, noch dazu eines für Kinder, schreibt und produziert sich nicht auf Knopfdruck. Brainstorming in der Gruppe, rasch war die Idee einer zeitreise aus der versauten Zukunft ohne ausreichenden Klimaschutz heute da. Und dann machte sich zunächst Julian Baaske ans Werk. „Ich hab zuerst viele Kinderbücher angeschaut, recherchiert, auch ein Handbuch über Schreiben für Kinder gelesen.“
Gar nicht so einfach
Immer wieder hielt er Rücksprache mit dem Team. Der Plot war fertig, der Text viiiiel zu lang, anfangs auch zu kompliziert. Gar nicht so einfach, einfach zu schreiben! Kürzen, vereinfachen, schön langsam ergab sich ein auch logischer Aufbau der ganzen Geschichte. Mit Charlotte Rösener, einer erwachsenen Illustratorin fand sich eine externe professionelle Kraft, die sich angeboten hat, die Bebilderung des Buches gerne zu übernehmen.
Vorfinanzierung
Mit dem Businessplan des Bewerbs gab’s zwar eine Basis, nachdem der aber nicht auf die reale Produktion ausgerichtet gewesen war, musste auch der überarbeitet, ausgeweitet werden. Nicht zuletzt galt es, Sponsoren aufzutreiben, um eine Vorfinanzierung für den Druck von 5000 Exemplaren aufzustellen. Das gelang – wie in jeder Junior-Firma gibt’s eine Arbeitsteilung. Einige der Firmen kauften sozusagen im Voraus Exemplare, um sie dann an Mitarbeiter_innen oder Kund_innen zu verschenken usw. Der Druck – übrigens klimaneutral - und alle dringend zu bezahlenden Kosten von 6.600 Euro waren beisammen, es konnte losgehen. Und nun ist das druckfrische Buch da und kann verbreitet werden.
Mehr als ein Produkt
Julian Baaske, Alexander Frauneder und Lehrer Edi Schmid konnten zur Anlieferung der Bücher kommen. Die drei anderen Teammitglieder – Leonhard Beisroth, Yunus Emre Demirçan, David Minichshofer - lernten in ihren teils weit entfernt liegenden Wohnungen – es gilt ja immer noch Distance-Learning für die Oberstufe – intensiv für die anstehende Mathe-Schularbeit. Die beiden anwesenden Schüler vermittelten dem Kinder-KURIER, dass sie – und ihre Kollegen – mit diesem Buch aber weit mehr produziert haben als ein Produkt einer von Dutzenden Junior-Firmen. Das Thema ist ihnen ein brennendes Anliegen. „Wir alle müssen wirklich was tun, um den Klimawandel zu stoppen und deswegen wollten wir schon bei den Kindern ansetzen, damit die verstehen, worum’s geht.“
Mehr gelernt als im Unterricht
Wie bei vielen Projekten spielt sich der Großteil der Arbeit jenseits der Schule in der Freizeit statt. „Aber ich hab bei dem Projekt so viel gelernt wie noch nie in der ganzen Schulzeit“, ergänzt Alexander Frauneder das inhaltlich wichtige Engagement und nennt, abwechselnd mit Julian Baaske vor allem die praxisnahen Dinge aus den Kontakten mit den Unternehmen, ob das flexibles Reagieren gerade am Tag der Anlieferung der Bücher war oder schon im Vorfeld die Treffen mit Unternehmen, wenn’s ums mögliche Sponsoring gegangen ist. „Bei einem solchen Pitch haben wir gelernt, dass wir nicht nur unser theoretisches Konzept vorstellen dürfen, sondern auch uns als Menschen präsentieren müssen, die andere von unserer Idee überzeugen wollen und warum.“
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