söwagmocht, honigsüß, Taschenvielfalt & Co.
#söwagmocht – der Name ist Programm. Für jene, die ostösterreichische Dialekte nicht kennen/können: Selber gemacht. Unter diesem Firmennamen verkaufen Schülerinnen und Schüler der HLW Türnitz (NÖ) Nudeln und Pesto. Unter anderem taten sie das a ersten März-Samstag in der Mall von Wien-Mitte. Dort fand die internationale Junior-Firmen-Messe statt.
Seit Jahrzehnten gibt es dieses Projekt: Für ein Schuljahr gründen Jugendliche ein Unternehmen, das – im Gegensatz zu den Übungsfirmen der Handelsschulen und -akademien – ganz real wirtschaftet. Produkte oder Dienstleistungen werden angeboten und gegen bares an Konsument_innen gebracht.
Pasta mögen (fast) alle
Die eingangs genannte Junior Company wollte einen der Ausbildungsschwerpunkte Kochen ebenso nutzen wie den schuleigenen Garten samt den dort wachsenden Kräutern und Gemüse, berichten Jana Schaurhofer, Corina Ilk und Apollo Pamperl dem Kinder-KURIER. „Wenn wir, wie jetzt nichts aus dem eigenen Garten haben können, kaufen wir dazu, aber nur regionale und Bio-Produkte.“ Ideen gab’s viele m, so die drei Vertreter_innen der insgesamt 21 Mitarbeiter_innen umfassenden Firma im vierten Jahrgang. „Aber Pasta mögen fast alle und so haben wir uns sozusagen ein Gesamtpaket ausgedacht: Selber gemachte Nudeln – gefärbt mit zugesetztem Spinat, Paradeisern oder Chilli - samt der Soße dazu.
Honigwein
Ein „Lebensmittel“ ganz anderer Art stellten die Schülerinnen und Schüler der Landwirtschaftlichen FachSchule Hollabrunn (NÖ) her: „Beezante“ ist ein Honigwein. Die 18 Schüler_innen der dritten Klasse stellenjedes Jahr ein Lebensmittel her, mit dem sie sehr oft nicht nur bei den Juniorfirmen-Messen auftreten, sondern nicht selten auch den Einzug ins Bundesfinale von „Jugend Innovativ“ schaffen. Im Prinzip, so Stefan Gnauer, Simon Arbes und Christiana Hofbauer zum Kinder-KURIER, handelt es sich nur um Honig und Wasser, „den wir dann versekten haben lassen. Dabei wird er das Gemisch mit Kohlensäure angereichert. Das haben dann aber nicht wir selber gemacht, sondern außer Haus gegeben.“ 420 Flaschen wurden produziert, gut 300 schon verkauft.
Diese Juniorfirma vertreibt neben dem Honigwein aber auch noch Bienenwachs-Tücher und hat aus solchen auch Frischhalte-Sackerln genäht – vor allem für Brot gut geeignet.
"BeeZante" wurde übrigens bei der Messe für das beste Marketing ausgezeichnet.
Jetzt muss Papa nicht mehr am Wochenende in die Firma
Der Vater eines Mitschülers ist auch am Wochenende immer in die Firma gefahren, um die Pflanzen zu gießen. Das war der Moment, wo Jugendlichen aus der HTL Mödling die Idee für ihr Produkt entwickelten, bei dem sie ihr fachliches Wissen, das sie in der Schule lernen mit einer Geschäftsidee verbanden. „PlanTec“ stellte ein Set aus einem großen Blumentopf mit Box, die als Wassertank dient, samt Pumpe, Micro-Chip, Sensor und Lämpchen her. Lukas Staudl und Dominik Steinmetz erklären dem KiKu, dass der in die Erde gesteckte Sensor dauernd die Feuchtigkeit misst und dann entsprechend dem Micro-Chip ein Signal sendet, wann die Pumpe in Gang gesetzt werden muss, um zu bewässern. Leuchtet das Lämpchen am Topf-Rand rot, ist der Tank leer.
Der Vater des Kollegen in dieser Juniorfirma erspart sich nun die Wochenend-Trips in seine Firma.
Schlaues, formschönes Handy-Laden
Auch in der HTL Mödling gründeten Alexander Hickelsberger, Walter Mathias, Markus Meixner und Maximilian Kühn ihre Firma „Smart charge“. Das „schlaue Aufladen“ des Akkus von Smartphones, bei denen das kabellos funktioniert. Gibt’s doch schon, oder?
„Ja, aber wir haben getüftelt, unser System funktioniert besser und es ist aus Abfallmaterial aus den Werkstätten bei uns in der HTL – sowohl das Plexiglas für die Ladefläche als auch das Metall drumherum. Die ersten Prototypen sind uns nicht so schön gelungen.“ Ihre schlauen kabellosen Ladegeräte sollten auch formschön sein. 50 Stückhaben sie hergestellt, rund 30 davon bisher verkauft.
Gleich drei Firmen aus der HAK Ybbs
Die Handelsakademie in Ybbs (NÖ) schickte – wie auch einige anderen Schulen – gleich zwei Juniorfirmen zur internationalen Handelsmesse. Die eine, „Unique Trashure“, setzte auf ein Business, in das viele der diesjährigen Schüler-Firmen investieren: Umweltschutz und Nachhaltigkeit. Agnesa Gutaj, Jasmin Amon und Celina Malle fanden für ihre Geschäftsidee noch dazu einen genialen Titel aus der Kombination für Müll (Trash) und Treasure (Schatz). „Wir re- bzw. upcyclen Dinge, die im Haushalt anfallen und weggeschmissen würden wie Kaffeekapseln, kleine Marmeladengläser, Weinflaschen, Konservendosen. Ursprünglich wollten wir auch aus den Öffnungs-Clips von Getränkedosen Armbänder machen, aber das hat sich nicht bewährt. Ideen, was wir aus solchen Abfällen, die wir vor allem in der Verwandtschaft gesammelt haben, machen könnten, haben wir auch im Internet gefunden, erzählen die drei, die mit zwei Kolleg_innen produzieren, verkaufen und eben – wie in Juniorfirmen üblich – auch alle anderen Unternehmensaufgaben (Marketing, Buchhaltung usw.) bewältigen.
Tealicious - köstlicher Tee
Auch die Kolleg_innen von „Tealicious“ machten ein Wortspiel zum Firmennamen – ein Mix aus den englischen Worten für Tee und köstlich. „Zuerst haben wir uns informiert, welche Kräuter, welche Wirkung haben, aber jedenfalls auch gut schmecken“, schildern Julia Schönberger, Jessica Schöbella und Roberta Sterbky ihre Vorgangsweise bei der Auswahl für ihre Tee-Mischungen. „Und wir schreiben auf die Papiersackerln auch ganz genau drauf, was drinnen ist. Das ist nicht bei allen zu kaufenden Tees so."
Bade"bomben"
„Booming bath bombs“ nannte die zweite Firma aus der Handelsakademie der Stadt an der Donau ihr Unternehmen. Denisa Toader und Bianca Huber, die mit fünf Mitschüler_innen diese Juniorfirma führen, zeigen dem Kinder-KURIER die vielfältigen Formen – Herzen und Sterne. „Dafür haben wir Keks-Ausstechformen verwendet, das Gemisch eingefüllt und über Nacht trocknen lassen.“
Taschen statt wegwerfen
Auf Recycling setzt auch das Jugendlichen-Unternehmen „Taschenvielfalt“ – aus der HAK Laa an der Thaya. Sophie Cermak und Jakob Langer zeigen auf die Vielfalt an kleinen mit mittleren Stofftaschen – geeignet vom Geldbörsel über Schminktascherl bis zur Tablet-Hülle. „Wir haben uns in der Firma am Anfang überlegt, was wir produzieren könnten, die Mehrheit wollte etwas, das der Umwelt guttut. Dann hat unsere Lehrerin das mit den Taschen vorgeschlagen. Wir haben dann angefangen, alte Jeans und andere Stoffe zu sammeln, die sonst weggeschmissen worden wären.“ Die Taschen selbst, so gestehen die beiden Vertreter_innen der Firma dem KiKu, „nähen wir nicht, wir schneiden nur die Stoffe zu und geben sie dann an den gemeinnützigen Verein Zwirnschmelz in Mistelbach. Dort werden die Taschen genäht. Die Größen haben wir ausgesucht.“
Süße Wolken
Neben Nachhaltigkeit und da vor allem Recycling von Dingen, die sonst die Müllberge anwachsen lassen würden, ist Gesundheit ein weiterer Trend bei einigen der Junior Companys. Neben diversen Obstangeboten gab’s auch das, worauf viele stehen: Süßigkeiten. Die 29 Schülerinnen und Schüler des 2. Jahrgangs der LFS (Landwirtschaftliche Fachschule) Warth (bei Neunkirchen) stellten eigenhändig gesunde Süßigkeiten her, von Schoko, die zu 70 % aus Kakao besteht bis zu Süßigkeiten aus Früchten – ohne Zugabe von Zucker, wie Theresa Eisenkölbl und Lena Ecker dem Kinder-KURIER versichern. Ihre Juniorfirma nannten sie Candy Cloud.
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