Dieses Bilderbuch schenkt sehr viel Zeit …
Rund um Zeit kriegen Kinder seit Generationen nicht selten ziemlich blöde Sprüche zu hören. Von „ich hab/wir haben jetzt keine Zeit“ über „die Zeit heilt alle Wunden“ oder „bis du heiratest ist alles wieder gut“ …
Wenn Kinder nach ihren innigsten Wünschen, die nicht mit Geld zu erfüllt sind, gefragt werden, steht sehr oft ganz oben auf der Hitliste: „Meine Eltern sollen mehr Zeit für mich oder mit mir haben!“ Das und die Hektik sind keine neuen Phänomene. Michael Endes „Momo“ – DAS Plädoyer für mehr Zeit mit Kindern, überhaupt miteinander und gegen die grauen die Zeit verrauchenden Business-Men – feiert in drei Jahren den 50. Geburtstag.
Zwölf Zeit-Unversen
Zeit für vieles, scheinbar Gegensätzliches und doch oft untrennbar Zusammengehöriges – und für alles und noch viel mehr dazwischen – darüber machte ein bereits erfolgreiches junges Duo ein neues Buch. Lena Raubaum (Idee und Text) gestaltete mit Clara Frühwirth das wunderbare Bilderbuch „Es gibt eine Zeit …“ (Tyrolia Verlag, siehe Infos unten).
Jede der zwölf (so viele wie eine Uhr Stunden anzeigt) Doppelseiten ist jeweils einem Gegensatzpaar gewidmet. In ganz wenigen, knappen, sehr verdichteten, mitunter auch sprachverspielten Zeilen wird es umrissen. Ein Beispiel gefällig?
Alles braucht (seine) Zeit
„Es gibt eine Zeit für Statuenstille und eine für purzelnde Bäume …“ Das tolle daran – diese Zeilen – sowie die Texte auf den anderen Seiten werden in den Bildern nicht einfach verdoppelt. Nein, die Illustrationen weiten die Blicke, die Gedanken, laden jedes Kind ein, sich weitere eigene Bilder im Kopf auszumalen. Zu philosophieren, zu spintisieren, wann hab ich so Momente, wo ich ganz still sein muss. Oder auch will. Und wann und was mach ich wenn ich mich wild oder auch anders bewegen will…
Was den beiden auch wichtig war/ist und sie über Text und Bilder vermitteln, alle Gefühle, Momente sind gleichwertig, wichtig. Und so gibt es „Zeit für ein trauriges Kinn und eine, da lacht auch der Bauch…“ oder „für wütende Worte und eine für friedliche Hände…“ Jedes der Gegensatzpaare wofür es Zeit(en) gibt, endet mit drei Punkten – und lädt schon dadurch zum weiterdenken, -reden, vielleicht auch selber –zeichnen oder –schreiben ein…
Wurzel
Eines der Bilder dominiert das Buch, taucht in irgendeiner Form auf jeder Der Doppelseiten und prominent auf Titel- und Rückseite auf: Der Abdruck eines Baum-Schnitts mit seinen Jahresringen. Eines der Symbole für Zeitmessungen – und nicht zuletzt dafür, dass Buchseiten, so sie nicht aus Kunststoff, sondern aus Papier sind, letztlich Bäumen ihre Existenz verdanken.
Lena Raubaum (Text)
Clara Frühwirth (Illustrationen)
Es gibt eine Zeit …
26 Seiten
ab 4 Jahren
Tyrolia Verlag
16,95 €
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