Die fremde Momo bereichert

Keyfoto "Momo"
Inhaltlich setzt die neue Saison auf Begegnung mit Fremden und Fremdem. Finanziell fehlt rund eine halbe Million €.

Ein kleines, dunkles Mädchen, das verloren in einem Amphitheater sitzt – und dennoch viel Kraft ausstrahlt. Und diese „Fremde“ bereichert die Kultur in der sie ankommt, sie befreit die unter dem Zeitdiktat der „grauen Männer“ Leidenden, vermittelt ihnen Lebensfreude. Mit Michael Endes „Momo“ eröffnet das Theater der Jugend in seinem großen Haus in der Wiener Neubaugasse die Saison 2015/16 Mitte Oktober.

Die fremde Momo bereichert
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Die Annäherung an Fremde(s) und von Fremden an die Werte der Aufklärung stehen im Zentrum des Spielplans der neuen Saison, so Direktor Thomas Birkmeir bei der Auftakt-Pressekonferenz Donnerstag Mittag. Im kleineren Haus, dem Theater im Zentrum, startet die Saison mit „Human Being Parzival“, ebenfalls einem Neuankömmling in einer für ihn unbekannten Welt, der mit scheinbar naivem (Hinter-)Fragen und dem Verfolgen seines eigenen Weges die Suche nach dem Heiligen Gral erst erfolgversprechend macht.

Hinterfragen

Hinterfragen steht auch im Zentrum von Astrid LindgrensKalle Blomquist lebt gefährlich“. Den Zugang zu anderer, scheinbar fremder Kultur vermittelt „Die automatische Prinzessin – Fantastische Fabeln aus 1001 Nacht“.

Das meist gespielte Theaterstück im deutschsprachigen Raum ist derzeit ein Jugendstück. „Tschick“ von Wolfgang Herrndorf. Das Aufeinandertreffen eines deutschen „wohlstandsverwahrlosten“ Jugendlichen mit einem (sozialen) Außenseiter mit kasachisch-russischen Wurzeln, wird vom Direktor selbst im „Zentrum“ inszeniert. Das Thema Cybermobbing wird von Petra Wüllenwebers Stück „NetBoy“ aufgegriffen.

Die Saison im großen Haus beschließt ein Stück, an dem der Theaterdirektor selbst noch arbeitet: „Der Pirat im Kleiderschrank“. Mit ihm will Birkmeier „eine Zeitreise durch 2000 Jahre Theatergeschichte“ auf die Bühne bringen – unter dem Motto „Kunst muss die Freiheit haben, die Welt anders zu sehen als die Machthaber“.

Spaaaaaaaaaaaaaaaaren

Apropos Machthaber: Das sind ja wohl die Geldgeber. Und trotz aller möglichen Einsparungen wie Streichung des beliebten Tages der offenen Tür, um gut ein Drittel weniger Schauspieler_innen, gekürzte Gagen, geringstmöglicher Verwaltungsaufwand fehlen dem Theater rund 500.000 Euro jährlich. Die letzte Subventionserhöhung habe es 2008 für das viertgrößte Sprechtheater Österreichs mit 276.500 Besucher_innen 8davon 132.500 zugekauften Plätzen in Vorstellungen anderer Theater) gegeben, erklärte die kaufmännische Direktorin Sonja Fretzer.

„Sire, geben Sie Index-Anpassung!“, wandelte der künstlerische Direktor ein Schiller-Wort um, denn „Kunst rechnet sich nicht, aber sie zahlt sich aus!“

www.tdj.at

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