Erzähltheater: Auch Häuser wollen wohnen und Polster schlafen
Viel kleiner kann die große Welt kaum dargestellt, erklärt, begriffen werden als dies Tristan Vogt (Thalias Kompagnons, Deutschland) in „Daheim in der Welt“ spielt - in KiTas in seiner Heimat Nürnberg (Deutschland) und beim Theaterfestival für junges Publikum "luaga & losna" (schauen und hören) in Vorarlberg.
Minimalistisch steht ein alter Küchenschemel da, drauf ein kleinerer und darüber eine mit einem Tuch bedeckte Kiste. Der „Sachensammler“ kommt, stellt sich vor, die Kiste und den kleineren Holzsitz auf den Boden, setzt sich und nimmt nach und nach Gegenstände aus seiner unscheinbaren „Schatztruhe“. In einer Gegenstände haucht er – „nur“ über seine erzählenden Worte Steinen, die er am Strand von Korfu gesammelt hat, Leben ein. Nein, nichts Esoterisches. Eben die Geschichten bringen’s.
Da wird ein klitzekleiner Stein zum jugendlichen fast Revoluzzer. Einfach am Strand liegen ist fad. Immer wieder büchst er aus. Na, so „zaubert“ ihm der Erzähler durch den umgedrehten Deckel der Schachtel aus der er die Steine holte, eine Bühne. Doch auch die anderen Steine versinken nicht in einer anonymen Masse. Jedem verlieht er „Individualität“. Und doch machen sie sich dann gemeinsam auf Weltreise – die Bühne wird wieder umgedreht und zum Boot. – Auf zu neuen Ufenr – Brüdern und Schwestern in Wüsten, Wäldern und als Endstation in einem Kindergarten. Schließlich sind es Kinder, die solches Spiel perfekt beherrschen – Gegenstände zu „beleben“.
Daheim in der Welt
Fundstücke auf der Suche nach einem neuen Zuhause
Thalias Kompagnons / Deutschland
von und mit: Tristan Vogt
Ab 4 Jahren
Eine andere mit Gegenständen illustrierte Geschichte dreht sich um einen Polster (Kissen), das schlafen gehen will – und was es so alles dazu braucht – von der kuscheligen Decke über den Schlummertrunk aus dem Märchenlöffelchen bis zum Krokodil, das böse Monster in Träumen abhält.
Jene Geschichte, mit der Vogt beginnt und der rund halbstündigen Performance den Titel gibt, handelt von einem kleinen Email-Häuschen das zuerst auf die „Welt“ in Form der Sitzfläche des Schemels kommt. Es hätt‘ gern ein Zuhause – so allein im Irgendwo oder All. Als der Erzähler und damit Weltenerschaffer ein größeren Haus auf die Spielfläche bringt, fragt es dort an. Das verbale Nein unterstreicht Vogt durch eine abweisende Wendung desselben. Auch ein Näherrücken verbittet sich die zweistöckige Unterkunft. Eine Grenze muss her. Die verwandelt das kleine Haus bald in eine Umzäunung, in das es gerne das auftauchende Huhn und später das Schwein einlädt. Was das große Haus auch wieder neidig macht: Du hast Besuch und ich nicht.
Natürlich erzählt Tristan Vogt sich und die Figuren aus diesem Dilemma – mit einem Happy End und Geborgenheit für alle Beteiligten – also „Daheim in der (Spiel-/Erzähl-)Welt.
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