Zu guter Letzt Musik und Bohnen für alle
Was vielleicht auch ein wenig an „Hans im Glück“ erinnert, der Dinge gegen – für alle anderen – wertlos erscheinendere Dinge tauscht, umfasst schon im Original „Jack and the Beanstalk) mehr: Den Gegensatz zwischen arm und reich – räumlich verkörpert durch unten auf der Erede und oben im Himmel, hier menschenklein und oben riesengroß.
„Theater Kunstdünger“ (in der Nähe von München) machte daraus „Hannah und die Bohnenranke“, das heißt, ließ sich eher durch das Märchen, das es in etlichen Variationen gibt, inspirieren und baute eine eigene Geschichte. Mit Christiane Ahlhelm als Solistin auf der Bühne – mit einigen wenigen, vor allem verwandelbaren Objekten (Figuren).
Alles dominierend hölzerne, klappbare Maßstäbe in unterschiedlichen Größen. Damit, so die Schauspielerin im abendlichen Inszenierungsgespräch, hätte sie anfangs wenig anfangen können, als die Bühnenbildnerin Sibylle Kobus mit dieser Idee gekommen sei (Michl Thorbecke & das Kunstdünger-Team). Aber deren innere Stück-Logik, es gehe doch in der Geschichte um sinnbildliche Maßstäbe – etwa zwischen haben und nicht haben – überzeugte Ahlhelm, die sich dann auf das Spiel einließ, aus einem handlichen Maßstab beim Geräusch des Regens mit wenigen Handgriffen einen Schirm daraus zu machen. Oder ein Haus – das aus einem überdimensionalen, schweren Maßstab. Und aus dem kleineren ein Fenster, um rauszuschauen.
Aus einem anderen Maßstab lässt sie die zentrale Bohnenranke wachsen. Die kommt aus einer der wenigen „Zauber“-Bohnen, die Hannah am Markt für die Kuh Milchweiß kriegt und wofür ihre Mutter sie zusammenstaucht. Doch die Ranke wäääächst urschnell und ebenso hoch. Hannah (Jack) erklettert sie, kommt ins Reich des reichen Riesen und seiner Frau. Er riecht Menschenfleisch, die Riesin versteckt Hannah.
Hier kommen noch weitere Objekte ins Spiel – riesige Papp-Maschée-Masken für die großen Bewohner_innen der Oberwelt.
Die nimmt sich vom Gold-Taler-Überfluss mit hinunter ins Armenhäuschen. Als der Vorrat aufgebraucht ist, klettert Hannah wieder rauf und kommt mit einem Huhn, das goldene Eier legt und später mit einer goldenen Harfe zurück – die stellt sie auf den Dorfplatz – die ist für alle. Das hält auch der Riese, der an der Ranke runterklettert und Hannah verfolgt nicht aus. Die Ranke hält auch ihn nicht aus, zerbricht – aber wirft so viele Bohnen ab, dass alle was davon haben.
Theater Kunstdünger ist übrigens kurzfristig beim Festival „Luaga & Losna“ für eine Gruppe aus Frankreich, die Corona-bedingt absagen musste, eingesprungen. Wie praktisch alle anderen Künstler_innen bei diesem kleinen, feinen Festival mit viel Austausch, Gesprächen und Diskussionen – als zweites Element gibt es die Dramatiker_innen-Börse – war es der erste Auftritt nach der monatelangen Virus-bedingten Zwangspause.
Hannah und die Bohnenranke
frei nach dem Märchen "Hans und die Bohnenranke"
Theater Kunstdünger / Deutschland
Konzept/Spiel: Christiane Ahlhelm
Regie: Michl Thorbecke & Team
Bühnenbild/Figuren: Sibylle Kobus
Musik: Annegret Enderle
Dramaturgie: Xenia Bühler
Kostüme: Bascha Schaucher
Ab 5 Jahren
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