Schaumstoff-Stücke zum Leben erweckt

Eine Anordnung von bunten geometrischen Formen vor einem schwarzen Hintergrund.
Eine sanfte, wunderbare, fast zauberhafte Geschichte über getrennte Eltern und ein Kind mit zwei Zuhauses.

Für Dauergäste des Festivals „Luaga & Losna“ (Übersetzung aus dem Vorarlbergerischen: Schauen und hören) war es fast ein déjà-vu. Da thronte auf einem Podest eine rote Kugel – ähnlich wie das Ei tags zuvor in „Was schlüpft da aus dem Ei?“. Hier ist’s ein roter Ball – sein Kompagnon ein lebendiger Akkordeon-Spieler (Fred Ferrand). Er wird die gesamte ¾ Stunde in „La Balle rouge“ (Der rote Ball) der gleichnamigen Compagnie aus Frankreich der einzige sichtbare menschliche Spielpartner sein.

Ein Mann mit Bart sitzt mit einem Akkordeon der Marke Balone Burini vor abstrakten Formen.

Zum Ball gesellen sich zunächst zwei längliche viereckige Stangen (gelb und blau), 22 kleine Würfelchen in den selben Farben und alle aus Schaumstoff. Die beiden Stangen beginnen – gesteuert von zwei komplett schwarz gekleideten und damit vor dem gleichfarbigen Ambiente unsichtbaren Figurenspielern (Denis Garénaux und Franck Jublot) lebendig zu werden: Tanzen, sich verbiegen, miteinander – und mit dem roten Ball - spielen, einander annähern – so weit, dass sie ein kleines Kind aus demselben Material „zeugen“.

Ein grünes, schaumstoffartiges Objekt steht auf einer roten Kugel vor schwarzem Hintergrund.

Und dann rückt das Podest in der Mitte auseinander – Trennung der Eltern. Aber das Kind wandert – über den Ball – hin und her, hat nun zwei Zuhauses. Die Bälle werden größer und größer – sozusagen Coming of Age – eine ersetzt die andere. Bis sie riesengroß werden und der nun sichtbar werdende Figurenspieler sanft Kinder aus dem Publikum einlädt, mit ihm und dem großen roten Ball zu spielen, hinein zu hören, was die Kugel vielleicht geheimnisvoll erzählen könnte.

Und dann kommt eine noch viel größere dünnhäutige Luft gefüllte Kugel, die an hochgestreckten Armen quer durchs Publikum wandert.

Ein Publikum blickt auf einen großen, roten Ballon in einem abgedunkelten Raum.

Seit 15 Jahren spielt die Gruppe das Stück – bisher gut 1500 Mal aufgeführt – so erzählen die Ball-Rouge-Künstler im abendlichen Gespräch. Genau und komplett wie in einer Partitur sei das Stück aus den einzelnen Szenen gebaut, die ineinander greifen – auch mit der Live-Musik. Entstanden aus vielen Gesprächen mit Kindern wurde einst die Geschichte entwickelt. Und „weil es ein schwieriges Thema ist, muss es sanft sein“, war und ist ihre Maxime für den fast magischen „roten Ball“.

Ballerouge.com/

Ein Mann steht neben einem riesigen roten Ball auf einer Bühne.

Kommentare