Die Beobachtung des Hollywoodstars löste in den sozialen Medien viele Reaktionen aus. Viele Frauen erkannten sich in den Schilderungen Wilsons wieder und teilten ihre eigenen Erfahrungen nach einem Gewichtsverlust. „Genauso ging es mir auch“, kommentierte eine Twitter-Nutzerin, „als ich dick war, war ich unsichtbar“.
Hartnäckige Vorurteile
Andere bekrittelten, dass die Comedy-Schauspielerin erst abnehmen musste, um die Privilegien von Schlanken (Thin Privilege) bzw. die Benachteiligung von dicken Menschen (Fat Shaming) zu begreifen. Die Doppelmoral in Hollywood sorgte in der Vergangenheit immer wieder für Kritik: Wenn Plus-Size-Schauspielerinnen wie Rebel Wilson engagiert werden, dann meist für die Klischee-Rolle der „lustigen Dicken“.
„Schlanke Menschen gelten in unserer westlichen Gesellschaft als aktiver, leistungsfähiger, ehrgeiziger und gesünder, egal ob das der Wahrheit entspricht oder nicht“, weiß die Psychotherapeutin Brigitte Moshammer-Peter. So zeigte etwa eine britische Studie aus dem Jahr 2016, dass schlanke Frauen und große Männer in Hinblick auf berufliche Position und Einkommen erfolgreicher sind – ein Hinweis, dass Frauen mit höherem BMI in der Arbeitswelt benachteiligt werden.
„Dicke Personen sind oft mit den Vorurteilen, faul und träge zu sein, konfrontiert, nicht in der Lage, konsequent Ziele zu verfolgen. Oft löst diese Diskriminierung Scham aus und schwächt den Selbstwert der Betroffenen“, erklärt die Therapeutin. "Mitunter führt das so weit, dass sich Personen nicht mehr in Badebekleidung zeigen oder es ihnen sogar unangenehm ist, auf die Straße zu gehen. Essen in der Öffentlichkeit wird zur Qual und die Betroffenen ergehen sich in Selbstvorwürfen bis hin zu Selbsthass."
Dass Übergewicht auch genetische oder hormonelle Ursachen haben kann, werde viel zu oft außer Acht gelassen.
Beweg' dich mal!
Auf Instagram, wo Influencer teilweise unerreichbare Schönheitsstandards propagieren, setzen sich immer mehr Aktivistinnen und Prominente für ein entspannteres Körperbild ein. Im Sommer startete das deutsche Plus-Size-Model Julia Kremer mit der Social-Media-Kampagne #RespectMySize (respektiere meine Größe) einen Aufruf, fremde Körper nicht zu kommentieren – egal, ob zu dünn, zu dick, zu sehr oder zu wenig trainiert.
Die Hamburger Bloggerin (www.schoenwild.de) trägt Größe 46 und wird seit ihrer Schulzeit immer wieder mit Beschimpfungen und Diskriminierung konfrontiert, wie sie in einem RTL-Interview erzählte: Erst vor Kurzem habe ihr ein fremder Mann auf der Straße „Du fette Sau, beweg’ dich mal“ hinterhergerufen. Popstar und Jugend-Idol Billie Eilish (75 Millionen Instagram-Abonnenten) lebt das Konzept der „Body Neutrality“ auf ihre eigene Art vor, indem sie aus Prinzip nur weite Kleidung trägt. Niemand, so die 19-jährige Sängerin, könne so ihre Figur bewerten.
Brigitte Moshammer-Peter plädiert für eine Neugewichtung der Werte. "Wie schön wäre es, wenn als Gegensatz zum Arbeitsstress die Genussfähigkeit stünde, Fitness mit einem guten Körpergefühl einhergeht und nicht Schlankheit, sondern Klugheit, soziale Kompetenz und Toleranz als anzustreben gelten. Damit wäre uns allen geholfen."
Ein Meilenstein in Richtung Normalisierung diverser Körperformen ist Julia Kremer gelungen: Ende Februar wird sie im Finale der Wahl zur Miss Germany antreten – als erstes Plus-Size-Model überhaupt.
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