An weibliche Models mit Dehnungsstreifen, Zahnlücken oder unterschiedlichen Hautfarben ist man als Konsumentin mittlerweile gewöhnt: Dem Konzept der „Body Positivity“ sei Dank setzten Modemacher und Unternehmen in den vergangenen Jahren vermehrt auf Körper, die vom vermeintlichen Schönheitsideal abweichen, auch auf Instagram treten unzählige Bloggerinnen erfolgreich für mehr optische Vielfalt ein.
Und bei den Männern? Da mangelte es bisher an medialen Vorbildern, vor allem im Bereich der Übergrößen. Während weibliche „Plus-Size-Models“ von Laufstegen und Titelseiten lachten und als Galionsfiguren einer neuen Körper-Ära gefeiert wurden, war von männlichen Pendants nicht viel zu sehen.
Waschbär statt -brett
Ausgerechnet Rihanna, die vor drei Jahren mit ihrem Lingerie-Label Savage X Fenty unter die Designer ging, könnte das nun ändern. Teile ihrer neuen Herrenkollektion werden online an einem Model mit dickem Bauch und hängender Männerbrust gezeigt – ein überraschender Anblick, der in den sozialen Medien positives Feedback nach sich zog. „Noch nie in meinem Erwachsenenleben habe ich ein männliches Model gesehen, das einen ähnlichen Körper wie ich hat“, freute sich ein Twitter-User, dessen Nachricht 20.000-mal geliked wurde. „Endlich kann ich etwas kaufen und WEISS, dass es für Menschen wie mich gemacht wurde.“
Der Soziologe und Männerberater Richard Schneebauer (www.dermännerkenner.com) sieht darin ein positives Signal, mit dem alleine aber noch nicht viel erreicht sei: „Der Selbstoptimierungsdruck hat bei den Männern erst so richtig begonnen und alle Bereiche erfasst. Seinen Körper anzunehmen wie er ist, war lange ein Frauenthema, das hat sich jetzt ausgeweitet. Magersucht und Schönheitsoperationen nehmen auch bei Männern zu.“
Vor allem Jugendliche würden zunehmend über ein perfektioniertes Äußeres Sicherheit suchen – „weil sie erleben, wie andere in Schubladen gesteckt und diskriminiert werden“, sagt der Männerberater. „Darum ist es so wichtig, dass immer mehr Männer sich selbst und ihr Mannsein reflektieren.“
Immer mehr Designer tragen ihren Teil zu diesem Diskurs bei, so brachte das Luxuslabel Gucci kürzlich ein 1.000-Euro-Männerkleid auf den Markt, um „toxische Stereotype“ zu zerschlagen und das traditionelle Bild von Männlichkeit zu hinterfragen.
Richard Schneebauer plädiert für einen offeneren Umgang und Mut zur Verletzlichkeit: „Wenn Männer einander zeigen, wie sie wirklich sind, können sie sich auch selbst besser annehmen.“
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