Wo Süd-Favoriten zur Stadt wird - und wo es Land bleibt
Im südlichen Favoriten ist es vielerorts ruhig. Sehr ruhig. Aber das wird nicht lange so bleiben. Das 20 Quadratkilometer große Gebiet südlich des Verteilerkreises, das aus vielen Feldern und Grünflächen besteht, wird sich in den nächsten Jahren verändern.
Dort, am Stadtrand ist nämlich noch Platz. Platz, der für Wiens wachsende Bevölkerung benötigt wird. So manche Alteingesessenen sind daher alarmiert: Sie fürchten, dass Naherholungsgebiete und die traditionelle Struktur der Orte verloren gehen könnten. Nun hat die Stadt einen Plan vorgelegt, um genau diese Bedenken auszuräumen.
Am Montag wurde das sogenannte Stadtteilentwicklungskonzept für Süd-Favoriten vorgelegt. Seit Sommer 2019 haben Fachleute mit der Bevölkerung daran gearbeitet – in dem größten Beteiligungsprozess der Wiener Stadtentwicklung der vergangenen Jahre, wie es heißt.
Das Konzept ist das Bindeglied zwischen dem Stadtentwicklungsplan (der die grobe Stoßrichtung vorgibt) und der Projektebene (auf der es um Details geht).
Urbane Landwirtschaft
Wichtigster Punkt darin: 52 Prozent des Gebiets (das sind etwas mehr als 10 Quadratkilometer), sollen als Grünraum erhalten bleiben – 7,5 Quadratkilometer davon als landwirtschaftliche Flächen.
Das soll die Erholungsgebiete um den Laaer Berg sowie entlang der Liesing sichern. Und im Stadtentwicklungsgebiet Rothneusiedl sind Parks mit insgesamt 25 Hektar Fläche geplant.
Der dortige, ehemalige Haschahof wird derzeit saniert und in den sogenannten Zukunftshof umgebaut. Er soll als Experimentierfeld für urbane Landwirtschaft erhalten bleiben.
Neue Buslinie
Wenn in Süd-Favoriten gebaut wird, dann soll das entlang der U1 geschehen. Um die bestehende Trasse nach Oberlaa wurden schon mehrere Immobilienprojekte realisiert (wie der FH-Campus und das Wohnquartier Violapark) bzw. sind bereits in Planung (etwa an der Kuhtrift und in der Kurbadstraße).
Entlang des neuen U-Bahn-Astes nach Rothneusiedl sind die Bauvorhaben noch wenig konkret: Sie können erst entwickelt werden, wenn die U1-Verlängerung fixiert ist.
Ausgebaut werden sollen auch die Busverbindungen: Eine neue Linie soll die Bewohner der Siedlung Fontanastraße schneller zur U-Bahn-Station Oberlaa bringen.
Außerdem sind an mehreren Stellen bessere Fuß- und Radstrecken geplant: In der Laaer-Berg-Straße etwa sieht das Stadtteilentwicklungskonzept zusätzliche Querungen für Fußgänger vor, Radfahrer sollen künftig leichter nach Simmering kommen.
Schutzzonen für Orte
Die Kleingarten- und Einfamilienhausgebiete will man in der jetzigen Form erhalten, indem man sie vor Verdichtung schützt. Grundstücke in diesen Grätzeln werden laut den Bewohnern immer wieder an Investoren verkauft, die dort dann Mehrfamilienhäuser bauen.
Dieser Praxis will man über den Flächenwidmungsplan einen Riegel vorschieben. Mit Bausperren und Schutzzonen sollen wiederum ungeregelte Abbrüche in Unter- und Oberlaa verhindert werden. Das soll den Charakter der historischen Orte sichern.
Umgesetzt sein wird das alles frühestens in 10 Jahren. Bevor die Stadtentwicklungskommission im Rathaus das Konzept beschließen wird, dürfen sich übrigens die Bürger noch einmal dazu äußern: Im Frühling wird eine sogenannte Werkstatt stattfinden, in deren Rahmen die Pläne diskutiert werden.
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