Wienwahl 2025: In welchen Bezirken Parteien auf einen Farbwechsel hoffen

Symbolbild Wien-Wahl 2025: Rundgang in Simmering
SPÖ, ÖVP, FPÖ und Grüne machen sich Hoffnungen, anderen Parteien den Bezirksvorsteher abzuluchsen. Die Neos rechnen zumindest mit Zugewinnen.

Derzeit teilen sich drei Parteien die Wiener Bezirke auf, mit einer klaren Mehrheit von SPÖ-geführten Bezirken. Die SPÖ stellt 17 Bezirksvorsteherinnen und Bezirksvorsteher, Grün und Türkis jeweils drei.

Während bei einigen ein Farbwechsel eher unwahrscheinlich ist, machen sich andere Parteien durchaus Hoffnungen, künftig den Bezirkskaiser zu stellen.

Klar ist: Obwohl die Bezirksvertretungswahlen am gleichen Tag wie die Gemeinderatswahlen stattfinden, sind die Ergebnisse nicht der gleichen Logik unterworfen – in einigen Bezirken unterscheidet sich das Wahlergebnis grundlegend vom wienweiten Ergebnis. 

„Gerade auf Bezirksebene spielen nicht nur Parteipräferenzen eine Rolle, sondern vor allem auch engagierte Persönlichkeiten und ihre konkreten Errungenschaften für die Bezirke, die für Identifikation und Vertrauen in der Bevölkerung sorgen“, heißt es dazu auch bei der SPÖ.

Wienwahl 2025: In welchen Bezirken Parteien auf einen Farbwechsel hoffen

Potenzial-Bezirke

Der KURIER hat nachgefragt, wo die Parteien Potenzial sehen, weitere Bezirke zu erobern – oder wo man selbst noch mehr mobilisieren muss.

Die SPÖ sieht aktuell in mehreren Bezirken gute Chancen, das Ergebnis der letzten Wahl zugunsten der Roten zu drehen – etwa in Döbling, Neubau und auch der Josefstadt. Damit sagt man sowohl Türkis und Grün den Kampf an (siehe auch Grafik).

Mit dem derzeit grünen 8. Bezirk wird hingegen auch bei den Bezirkstürkisen geliebäugelt – dort gab es zuvor ÖVP-Bezirksvorsteher, zuletzt bis 2020 Veronika Mickel-Göttfert. Bei der Landespartei selbst wird nicht mit Farbwechseln spekuliert. Dafür werde man in den traditionellen ÖVP-Hochburgen Innere Stadt, Hietzing und Döbling „bis zur Wahl kämpfen, die bisherigen Mehrheiten auch entscheidend abzusichern“. Man sei sich bewusst, dass auch dort Mitbewerber wie SPÖ, Grüne oder Neos mobilisieren – „aber das tun wir auch mit allen Kräften und wir sind überzeugt, dass wir in diesen Bezirken die Menschen für unseren bewährten Kurs überzeugen können.“

Die FPÖ wittert besonders in den Außenbezirken ihre Chance: „Allen voran in Floridsdorf, wo wir bei der Nationalratswahl die SPÖ bereits hinter uns gelassen haben, in der Donaustadt und in Favoriten.“ Blauer Hoffnungsträger ist wenig überraschend auch Simmering. Paul Stadler war vor dem Ibiza-Skandal der erste und bisher einzige blaue Bezirksvorsteher. „Er hat schon einmal bewiesen, dass er Politik für die Simmeringer macht, und der Zuspruch, den er jetzt wieder bekommt, ist sehr groß“, heißt es bei der Landespartei.

Dass es in den Flächenbezirken spannend wird, sieht man auch bei den Roten so: „Die vergangenen Wahlen in Wien haben gezeigt, dass es in einigen Bezirken zu einem engen Rennen kommen kann. Die stärkste Konkurrenz sehen wir hier – wie bereits bei der letzten Wahl – eindeutig bei der FPÖ.“

Grün gegen Rot

Die Grünen wollen den Roten gleich drei Bezirke abluchsen und haben dabei die Leopoldstadt, Margareten und den Alsergrund im Visier. Besonders große Chancen rechnet man sich im 5. Bezirk aus. Erst kürzlich hat Susanne Schaefer-Wiery, die selbst bis 2020 rote Bezirksvorsteherin war, erklärt, dass sie fortan den grünen Kandidaten Michael Luxenberger unterstützen wolle, der KURIER berichtete. Zuvor war ein Streit über die Umgestaltung des Margaretenplatzes entbrannt. Rein rechnerisch ist es aber am Alsergrund wesentlich enger. Bei der Bezirksvertretungswahl 2020 trennten SPÖ (31,5 Prozent) und Grüne (29,2 Prozent) gerade einmal 400 Stimmen. Die Leopoldstadt war dafür schon einmal grün geführt.

Neos auf Stimmenfang

Für die Neos ist es unwahrscheinlich, dass sie nach der Wahl einen Bezirksvorsteher stellen. Dennoch: „Seit der EU-Wahl haben wir in Wien durchgehend zugelegt, und diesen Schwung nehmen wir mit“, zeigt man sich kämpferisch. Das gelte für Bezirke wie Währing und die Innere Stadt, „wo wir schon starke Ergebnisse hatten, aber auch in Bezirken wie Favoriten und Donaustadt, wo wir mit extrem motivierten Teams auf Zugewinne hoffen“.

Was alle Parteien in ähnlichen Worten beteuern: Man kämpfe in jedem Bezirk gleichermaßen um jede Stimme.

Wissenswertes zur Wien-Wahl

Wien-Wahl: So schneiden die Parteien aktuell in den Umfragen ab Wien-Wahl 2025: Wahlkabine.at steht ab sofort zur Verfügung Wien-Wahl 2025: So kommt man zu seiner Wahlkarte Wien-Wahl 2025: Was wird am 27. April genau gewählt?

Klarheit: Die wichtigsten Begriffe

„Simmanningen“ wurde im Jahr 1130 das erste Mal urkundlich erwähnt. Der 11. Bezirk wurde 1892 aus den Gemeinden Simmering und Kaiserebersdorf gebildet. Heute leben dort über 110.000 Menschen. 43 Prozent der Bezirksgesamtfläche, die 23,3 km² ausmacht, sind Grünland und Gewässer. Ein großer Teil davon ist der Zentralfriedhof. Der Friedhof ist der größte Friedhof Österreichs und der zweitgrößte in Europa. Rund 10 Prozent der Bezirksfläche wird von Friedhöfen eingenommen (über 2,5 km² ). Bezirksvorsteher ist Thomas Steinhart (SPÖ).

Floridsdorf, mit 44,4 km² flächenmäßig der zweitgrößte Bezirk Wiens, ist das Zuhause von 186.233 Menschen. Früher gab es hier viel Landwirtschaft, später entstanden auch Industrie- und Gewerbebetriebe. Dennoch hatte Floridsdorf immer den Ruf, ein Arbeiterbezirk zu sein. Zuletzt kam der Bezirk in die Schlagzeilen, da im Februar am Franz-Jonas-Platz ein Alkoholverbot eingeführt wurde. Bezirksvorsteher ist Georg Papai (SPÖ).

Die Josefstadt ist seit dem Jahr 1850 Teil des Stadtgebiets. 1861 wurde sie der 8. Wiener Gemeindebezirk. Mit einer Größe von 1,09 km² ist die Josefstadt flächenmäßig der kleinste Bezirk der Stadt. In der Josefstadt lebten im Jahr 2024 24.499 Personen mit einem Altersschnitt von 42 Jahren. 2022 waren 53,8 Prozent der Bevölkerung Akademikerinnen und Akademiker. Bezirksvorsteher ist Martin Fabisch (Grüne), der bereits als Student im „Pfeilheim“ lebte.

Der Bezirk Döbling entstand 1892 aus den ehemaligen Vororten Unterdöbling, Oberdöbling, Grinzing, Heiligenstadt, Nussdorf, Josefsdorf, Sievering und dem Kahlenbergerdorf. Erweitert wurde Döbling 1938 um Neustift am Walde und Salmannsdorf, die davor zum Bezirk Währing gehörten. Der 19. Bezirk umfasst 24,9 km² - über die Hälfte davon sind Gründland. Döbling ist außerdem für Weinanbau, Heurigen und das Villenviertel bekannt. Der Bezirk zählt zu den wohlhabendsten Bezierken, ist aber auch Heimat des bekannten Gemeindebaus „Karl-Marx-Hof“. Im Bezirk leben über 75.000 Menschen. Bezirksvorsteher ist Daniel Resch (ÖVP).

Margareten, seit 1850 Teil von Wien, ist ein klassischer Wiener Arbeiterbezirk. Hier wurde 1919 der erste Wiener Gemeindebau, der Metzleinsthalerhof, eröffnet. 54.400 Menschen leben in dem 2 km² großen Margareten, das macht ihn zu einem der am dichtesten besiedelten Bezirke der Stadt. Die Zeichen stehen derzeit auf Veränderung: Es wird an der Verlängerung der Linie U2 bis Favoriten gearbeitet, mit der Station Reinprechtsdorfer Straße erhält Margareten die erste U-Bahn-Station im Herzen des Bezirks. Bezirksvorsteherin ist Silvia Jankovic (SPÖ).

Kommentare