Klar ist: Obwohl die Bezirksvertretungswahlen am gleichen Tag wie die Gemeinderatswahlen stattfinden, sind die Ergebnisse nicht der gleichen Logik unterworfen – in einigen Bezirken unterscheidet sich das Wahlergebnis grundlegend vom wienweiten Ergebnis.
„Gerade auf Bezirksebene spielen nicht nur Parteipräferenzen eine Rolle, sondern vor allem auch engagierte Persönlichkeiten und ihre konkreten Errungenschaften für die Bezirke, die für Identifikation und Vertrauen in der Bevölkerung sorgen“, heißt es dazu auch bei der SPÖ.
Potenzial-Bezirke
Der KURIER hat nachgefragt, wo die Parteien Potenzial sehen, weitere Bezirke zu erobern – oder wo man selbst noch mehr mobilisieren muss.
Die SPÖ sieht aktuell in mehreren Bezirken gute Chancen, das Ergebnis der letzten Wahl zugunsten der Roten zu drehen – etwa in Döbling, Neubau und auch der Josefstadt. Damit sagt man sowohl Türkis und Grün den Kampf an (siehe auch Grafik).
Mit dem derzeit grünen 8. Bezirk wird hingegen auch bei den Bezirkstürkisen geliebäugelt – dort gab es zuvor ÖVP-Bezirksvorsteher, zuletzt bis 2020 Veronika Mickel-Göttfert. Bei der Landespartei selbst wird nicht mit Farbwechseln spekuliert. Dafür werde man in den traditionellen ÖVP-Hochburgen Innere Stadt, Hietzing und Döbling „bis zur Wahl kämpfen, die bisherigen Mehrheiten auch entscheidend abzusichern“. Man sei sich bewusst, dass auch dort Mitbewerber wie SPÖ, Grüne oder Neos mobilisieren – „aber das tun wir auch mit allen Kräften und wir sind überzeugt, dass wir in diesen Bezirken die Menschen für unseren bewährten Kurs überzeugen können.“
Die FPÖ wittert besonders in den Außenbezirken ihre Chance: „Allen voran in Floridsdorf, wo wir bei der Nationalratswahl die SPÖ bereits hinter uns gelassen haben, in der Donaustadt und in Favoriten.“ Blauer Hoffnungsträger ist wenig überraschend auch Simmering. Paul Stadler war vor dem Ibiza-Skandal der erste und bisher einzige blaue Bezirksvorsteher. „Er hat schon einmal bewiesen, dass er Politik für die Simmeringer macht, und der Zuspruch, den er jetzt wieder bekommt, ist sehr groß“, heißt es bei der Landespartei.
Dass es in den Flächenbezirken spannend wird, sieht man auch bei den Roten so: „Die vergangenen Wahlen in Wien haben gezeigt, dass es in einigen Bezirken zu einem engen Rennen kommen kann. Die stärkste Konkurrenz sehen wir hier – wie bereits bei der letzten Wahl – eindeutig bei der FPÖ.“
Grün gegen Rot
Die Grünen wollen den Roten gleich drei Bezirke abluchsen und haben dabei die Leopoldstadt, Margareten und den Alsergrund im Visier. Besonders große Chancen rechnet man sich im 5. Bezirk aus. Erst kürzlich hat Susanne Schaefer-Wiery, die selbst bis 2020 rote Bezirksvorsteherin war, erklärt, dass sie fortan den grünen Kandidaten Michael Luxenberger unterstützen wolle, der KURIER berichtete. Zuvor war ein Streit über die Umgestaltung des Margaretenplatzes entbrannt. Rein rechnerisch ist es aber am Alsergrund wesentlich enger. Bei der Bezirksvertretungswahl 2020 trennten SPÖ (31,5 Prozent) und Grüne (29,2 Prozent) gerade einmal 400 Stimmen. Die Leopoldstadt war dafür schon einmal grün geführt.
Neos auf Stimmenfang
Für die Neos ist es unwahrscheinlich, dass sie nach der Wahl einen Bezirksvorsteher stellen. Dennoch: „Seit der EU-Wahl haben wir in Wien durchgehend zugelegt, und diesen Schwung nehmen wir mit“, zeigt man sich kämpferisch. Das gelte für Bezirke wie Währing und die Innere Stadt, „wo wir schon starke Ergebnisse hatten, aber auch in Bezirken wie Favoriten und Donaustadt, wo wir mit extrem motivierten Teams auf Zugewinne hoffen“.
Was alle Parteien in ähnlichen Worten beteuern: Man kämpfe in jedem Bezirk gleichermaßen um jede Stimme.
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