Zu Besuch in Wien-Landstraße: Die drei großen Baustellen im dritten Bezirk

Zu Besuch in Wien-Landstraße: Die drei großen Baustellen im dritten Bezirk
Nach der Wien-Wahl stehen in der Landstraße zahlreiche Spatenstiche rund um Wohnen, Kultur und Straße an.

Gleich mehrere Spaten lehnen am Bürotisch. Wofür sie gedacht sind, ist klar – für die symbolischen Spatenstiche.

Davon hat Erich Hohenberger (SPÖ) in seinen 35 Jahren Amtszeit als Bezirksvorsteher von der Landstraße schon einige hinter sich gebracht. „Ich habe bestimmt schon an die 20 Spaten verschenkt“, erzählt er.

Der kleine Rest, der noch an Hohenbergers Bürotisch lehnt, bezeugt nur, dass man sich im dritten Bezirk an die Baustellen – sowohl die Größeren als auch die Kleineren – längst gewöhnt hat. Man erinnere sich etwa an das Projekt „Wien Mitte“, das übrigens auch schon unter Hohenberger realisiert wurde.

Baustelle: Straße

Ein Ende der Baustellen ist damit noch lange nicht in Sicht. Auch die nächste Amtszeit nach der Wahl am 27. April – ob mit dem 76-Jährigen als Bezirksvorsteher oder ohne ihn – wird davon geprägt sein. Allen voran von der Neugestaltung der Landstraßer Hauptstraße: Anfang März soll ein „Leitbild“ präsentiert werden, das zeigt, wie die Einkaufsstraße künftig aussehen könnte.

Zu Besuch in Wien-Landstraße: Die drei großen Baustellen im dritten Bezirk

Seit 1989 ist Erich Hohenberger (SPÖ) Bezirksvorsteher. Heuer kandidiert er erneut

Wie fast überall in Wien wünschen sich die Menschen auch hier vor allem mehr Grün – und einen Radweg. Letzterer war überhaupt Anlass für die Umgestaltung des Straßenzugs, wie der Bezirksvorsteher erzählt. „Der Mehrzweckstreifen hat sich überholt.“ Stattdessen sei nun eine „vernünftige Radverbindung“ von der Invalidenstraße bis zur Schlachthausgasse geplant.

Der Verkehr soll ebenfalls reduziert werden. Zwar soll die Landstraßer Hauptstraße weiterhin befahrbar bleiben, einige Parkplätze werde man aber verlieren. „Was wir auf keinen Fall verlieren werden, sind Ladezonen. Das war den ansässigen Betrieben sehr wichtig“, sagt Hohenberger.

Wie viel das Projekt kosten wird – was Hohenberger als ehemaligen Bankmitarbeiter eigentlich stark interessiert – ist noch nicht bekannt. Ein Baubeginn steht ebenfalls noch nicht fest. Den Spatenstich im Herbst, natürlich mit neuem Spaten, könnte sich der Bezirksvorsteher aber durchaus vorstellen.

Baustelle: Kultur

Noch deutlich unkonkreter ist der Plan zur in Neu Marx geplanten Eventhalle mit dem Projektnamen „Wien Holding Arena“. Nach Verzögerungen und einem Gerichtsurteil präsentierte Finanzstadtrat Peter Hanke (SPÖ) im November den privaten Partner, der gemeinsam mit der Stadt das Projekt stemmen soll. Ein Projekt, das die Stadt 153 Millionen Euro kosten wird – und eigentlich schon 2024 hätte fertig werden sollen.

Mit „großem Getöse“ habe man das Projekt präsentiert, dann sei Jahre lang nichts passiert, kritisiert Hohenberger. Zwischendurch habe er sich sogar einen Plan B zurechtgelegt, nämlich Wohn- und Bürogebäude. Nun sei man aber gespannt auf die Eventhalle: „Vor allem interessiert mich das Verkehrskonzept, das die Wien Holding vorlegen muss“, sagt Hohenberger. Gemeint ist damit, wie die An- und Abreise der 20.000 Besucher und der Künstler organisiert werden soll beziehungsweise welche baulichen Maßnahmen dafür anfallen. „Es darf keine zusätzliche Belastung für die Wohnbevölkerung entstehen. Sonst kriegt die Halle keine Genehmigung.“

Zu Besuch in Wien-Landstraße: Die drei großen Baustellen im dritten Bezirk

Der Gartenverein muss für den Bau der Eventarena in Neu Marx weichen.

"Bis zum Umfallen"

Kämpfen will der Bezirksvorsteher aber nicht nur für die Anrainer. Auch das Zwischennutzungsprojekt „Neu Marx Garten“, das derzeit das Areal, auf dem die Eventhalle entstehen soll, nutzt, liegt ihm am Herzen. „Bis zum Umfallen“ werde er kämpfen, dass der Gartenverein auch nach dem Bau der Halle auf dem Grund bleiben darf. Bei den anderen Vereinen – etwa den Skatern oder den Basketballern – müsse die Wien Holding entscheiden. „Ich kämpfe für die Gärtner“, so der Bezirksvorsteher.

"Wir haben schon eine Arena"

Eine letzte Voraussetzung hat Hohenberger in Bezug auf die „Wien Holding Arena“ noch: „Sie darf auf keinen Fall Arena heißen. Wir haben schon eine Arena.“ Letztere mache nicht nur ein gutes Programm, sondern auch keine Probleme. „Mit aller Kraft“ will er sie deshalb schützen. Schützen vor den Bewohnern jener Hochhäuser, die sich vergangenen Frühling über den Lärm der Konzertlocation beschwert haben. „Ganz brutal gesagt: Man muss ja nicht da hinziehen, wenn man weiß, dass dort ein autonomes Kulturzentrum ist.“

Baustelle: Wohnen

Apropos Wohnen, eine weitere große Baustelle im Bezirk. Zwischen Landstraßer Gürtel und Otto-Preminger-Straße entsteht derzeit ein neues Wohnviertel, das „Village im Dritten“. Von den 2.000 Wohneinheiten sind 742 gefördert. Und dennoch dreht sich das Hauptziel, das Hohenberger in einer möglichen weiteren Amtszeit verfolgen möchte, genau um dieses Thema: „Wir brauchen leistbare Wohnungen. Ich kämpfe deshalb wie ein Löwe dafür, dass auch Lücken mit geförderten Wohnungen bebaut werden können.“ Dazu müssten allerdings die Förderbestimmungen geändert werden.

Ob sich das umsetzen lässt, wird sich zeigen. Zuvor müsste Erich Hohenberger aber erneut zum Bezirksvorsteher gewählt werden. Neue Spaten – für die vielen Spatenstiche – sind ihm dann aber gewiss.

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