Grün statt Grau: Wie Penzing renaturiert werden soll

Grün statt Grau: Wie Penzing renaturiert werden soll
Bezirkschefin Michaela Schüchner (SPÖ) erklärt, wie es mit der Renaturierung im Bezirk weitergeht und was sie in Zukunft noch vor hat.

„Wer als erstes das Rapid-Stadion sieht, hat gewonnen“, beschließen zwei Burschen in der S45. Gemeint ist das Allianzstadion in Wien-Penzing, wo der SK Rapid beheimatet ist.

Die Nasen werden an die Fensterscheibe gepresst, in der Hoffnung, als Sieger hervorzugehen. „Ich habs gefunden“, entfährt es einem der beiden. „Das ist egal, weil ich hab es zuerst gesehen“, entgegnet der andere siegessicher. „Schaut, wie grün es ist“, sagt die Mutter, um den Konflikt aufzubrechen, als das Stadion schnell vorbeizieht.

Grüner Bezirk abseits von Rapid

Rapid ist aber gewiss nicht das einzig Grüne im 14. Bezirk: Neben Anteilen am Wienerwald oder dem beliebten  Ausflugsziel „Sophienalpe“ sorgt der Wienfluss für einen Hauch Farbe. Ein Grund dafür ist die Renaturierung am Fluss. Aber was bedeutet das eigentlich?

„Renaturierung heißt, dass man möglichst viel Beton wegkriegt und die Landschaft wiederherstellt, so wie sie vorher war“, erklärt Penzinger Bezirkschefin Michaela Schüchner (SPÖ) bei einem Lokalaugenschein auf der Höhe des Hackinger Stegs. Hier treffen sozusagen zwei Welten aufeinander, eine Schnittstelle zwischen Wiese und Beton. Konkret gemeint ist damit  der bereits renaturierte Abschnitt des Wienflusses und jener, der es künftig noch werden soll. Im letzten Jahrzehnt wurde der Wienfluss in Abschnitten rückbegrünt. 

„Man kann es beim Wienflussweg gut erkennen. Man hat versucht, den Fluss wieder in den Ursprung zurückzubringen. Das heißt, am Boden ist nichts betoniert, man sieht Steine und Wiese – wie ein Bach eben aussieht“, sagt Schüchner. Schaue man hingegen in die andere Richtung, ist noch alles betoniert. 

Das soll sich bald ändern, denn die Rückbegrünung soll weitergehen. „Man versucht – das wird jetzt schon geplant–   den Boden aufzubrechen und möglichst viel Grünland wieder herzustellen“, sagt die Bezirkschefin in Bezug auf das betonierte Flussbett. Auf einer Länge von 1,2 Kilometern soll der Fluss zwischen Brauhausbrücke und Zufferbrücke in den naturnahen Zustand zurückversetzt werden. Ursprünglich geplanter Start war für Herbst 2025 angesetzt,  das Jahrtausendhochwasser im September 2024 wirkte sich jedoch  auf die Planungsphase aus, so Schüchner.

Grün statt Grau: Wie Penzing renaturiert werden soll

Bezirksvorsteherin Michaela Schüchner (SPÖ) bei einem Lokalaugenschein am Wienfluss

In Penzing werden auch die Hochwasserschutz-Maßnahmen für ganz Wien getroffen, weiter draußen sind die Retentionsbecken. „So ein Hochwasser hat es noch nie gegeben“, sagt die Bezirkschefin. Nicht nur durch mehr Renaturierung rüste man sich für kommende Unwetter: „Es werden die Mauern höher gemacht und die Becken ein bisschen ausgebaggert“, kündigt sie an.

Ein Bezirk, der alles hat

Doch nicht nur die Natur ist ein wichtiger Teil des 14.: „Penzing ist der Bezirk, der alles hat“, betont Schüchner. Von Innenstadtflair bis zu Naturoase – Penzing ist vielseitig. Rund zweieinhalbtausend Wohnungen seien in den letzten fünf Jahren gebaut worden. Zudem habe Penzing die 100.000er-Marke bei den Einwohnern geknackt. 

Gebaut wurde nicht nur Wohnraum: Im Sommer 2024 wurde die Cumberlandstraße umgestaltet. Ein Projekt, das nicht alle erfreute, denn dafür mussten Parkplätze weichen: „Das ist mir bewusst, aber es ist eine der heißesten Straßen. Auf diesem Abschnitt waren  keine Bäume und die Gehsteige waren so schmal, dass man mit einem Rollstuhl nicht fahren konnte.“ Es dauere noch, bis die Bäume tatsächlich Abkühlung bringen, aber „jedes Eckerl, das man begrünen kann, ist gut für die nachfolgenden Generationen.“

Grün statt Grau: Wie Penzing renaturiert werden soll

Die Cumberlandstraße nach der Umgestaltung im Sommer 2024 

Grün statt Grau: Wie Penzing renaturiert werden soll

Verkehrsberuhigte Zonen vor Schulen, wie etwa im Bereich der GTVS Diesterweggasse, sind Schüchner ein Anliegen 

Autofreie Schulvorplätze

Und gerade um diese Generationen will sich Schüchner bemühen. Die ehemalige Lehrerin sucht den Austausch mit Schülern. Das Klima sei dabei ein häufiges Anliegen.  Die autofreien Schulplätze, wie jener, die bei der Volksschule Diesterweggasse im Sommer entstand, bezeichnet Schüchner als „Herzensprojekt“ ihrer Amtszeit: „Kinder müssen einen sicheren Schulweg haben.“  

Wiens Bezirke im Überblick

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Priorität habe das Wohlergehen der Kinder, nicht ein geheimer Abschneider, um ein paar Ampeln zu umgehen, wie einst im Bereich der Cumberlandstraße. Neben Radwegausbau und den Schulvorplätzen denkt Schüchner zukünftig auch an eine Vergrößerung des H.C. Artmann-Parks

Aktuell werden dazu gerade Briefe an die Anwohnerinnen und Anwohner ausgesendet, die sie zur Mitgestaltung aufrufen. "Wir möchten vor allem im innerstädtischen Bereich, Plätze schaffen und Parks zu vergrößern, damit die Menschen sich im freien aufhalten können", so Schüchner.

Klarheit: Die wichtigsten Begriffe

Der 14. Bezirk ist die Heimat von über 98.000 Menschen. Bei einer Fläche von 33,8 km² sind 76 Prozent Grünland und Gewässer. Penzing ist durch die Ausdehnung in den Wienerwald nach Hietzing der „zweitgrünste“ Bezirk Wiens. Zahlreiche Gebäude im Bezirk stammen vom Jugendstilarchitekten Otto Wagner, der selbst 1841 in Penzing geboren wurde. Darunter befinden sich die Kirche am Steinhof sowie die einst nach ihm benannte Klinik Penzing. Im Bezirk ist jede 4. beschäftigte Person im Gesundheitssektor tätig - der höchste Anteil aller Bezirke. In Penzing ist das Hütteldorfer Allianz Stadion, Heimat des SK Rapid Wiens. Bezirksvorsteherin ist Michaela Schüchner (SPÖ).

SPÖ steht für Sozialdemokratische Partei Österreichs. Gegründet wurde sie 1889 in Hainfeld (NÖ) als Sozialdemokratische Arbeiterpartei, ihre Wurzeln liegen in der Arbeiterbewegung. Die Parteifarbe ist Rot. 

In Österreich zählt die SPÖ zu den sogenannten linken Parteien; im Grundsatzprogramm von 1998 bekennt sie sich zu den Werten Freiheit, Gleichheit, Gerechtigkeit, Solidarität und Vollbeschäftigung. Säulen der Partei sind auch die Vertreter aus Arbeiterkammer (AK) und Gewerkschaftsbund (ÖGB). Seit 1945 stellt die Wiener SPÖ durchgehend den Bürgermeister – aktuell ist das Michael Ludwig.

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