Was aus den großen Ambitionen für Wiens Straßen wurde
Es ist noch nicht allzulange her, da ließen sich Wiener (Bezirks-)Politiker gefühlt täglich mit Hochglanz-Visualisierungen von aufgehübschten Straßen ablichten. Der Grund: die nahende Wahl.
Allen voran in den Innenstadt-Bezirken, den rot-grünen Hoffnungsgebieten, wurde der Kampf um Stimmen über die Straße – genauer gesagt über hochtrabende Umbaupläne – ausgetragen. (Auf der Straße war das wegen Corona ja kaum möglich).
Erinnern Sie sich noch daran?
Falls nicht: Der KURIER hilft auf die Sprünge - und hat sich angesehen, wie es ein halbes Jahr nach der Wahl um die wichtigsten Versprechen steht.
Vorweg sei verraten: In so manchen Fällen läuft es nicht allzu gut – wie auch die aktuell wieder hochkochende Debatte um die Gumpendorfer Straße zeigt. Ein Überblick.
2., Praterstraße
So gut wie fix ist: Die beiden Autospuren stadtauswärts werden – anders als es die Grünen im Wahlkampf propagiert hatten –, wohl bleiben. Der durch die Spurreduktion gewonnene Platz sollte für zusätzliche Bäume und für breitere Radwege genutzt werden.
Die Bedingungen für Radfahrer will jetzt auch die neue Verkehrsstadträtin Ulli Sima (SPÖ) verbessern, allerdings ohne auf der Durchzugsstraße eine Spur wegzunehmen, kündigte sie an.
Wie sich das ausgehen soll, hat Sima bis dato allerdings nicht erklärt: Die konkreten Pläne werden derzeit noch ausgearbeitet.
5., Reinprechtsdorfer Straße
Die Situation ist verfahren: Die verschiedenen Konzepte, die für die Verbindungsstraße zwischen der Wienzeile und dem Matzleinsdorfer Platz erstellt wurden, kann man bald nicht mehr zählen.
Derzeit wird folgender Vorschlag geprüft: Geht es nach der regierenden SPÖ, soll die Straße dauerhaft eine einspurige Einbahn stadtauswärts bleiben (so wie sie das aktuell wegen der U-Bahn-Baustelle ist).
Damit ist der Plan von Ex-Bezirkschefin und Ex-SPÖ-Politikerin Susanne Schaefer-Wiery und Grünen, in einem Teil eine Begegnungszone zu bauen, so gut wie vom Tisch.
Still ist es, bedingt durch den Wahlsieg der SPÖ in Margareten und auf der Wieden, übrigens auch um die grünen Pläne für eine Begegnungszone in der Margaretenstraße geworden.
Diese hätte bis zur Paulanergasse, in den 4. Bezirk hinüber reichen sollen. (Vom Umbau der Operngasse und der Wiedner Hauptstraße, den die Grünen im 4. Bezirk forcierten, ist ebenso wenig zu hören.)
8., Josefstädter Straße
Einen ersten Schritt in Richtung Neugestaltung setzt heuer der grüne Bezirkschef Martin Fabisch: Er hat die Wahl unter anderem mit der Forderung nach einer Begegnungszone zwischen der Lange Gasse (die bereits eine Begegnungszone ist) und dem Palais Strozzi für sich entschieden.
Damit bekäme Wien seine erste Begegnungszone mit Bim. Noch heuer will Fabisch eine Machbarkeitsanalyse in Auftrag gegeben: Mit ihr soll eruiert werden, was in der Straße überhaupt möglich ist.
Das Budget dafür wurde bereits fixiert, heißt es auf KURIER-Anfrage aus seinem Büro. Diese Machbarkeitsanalyse werde die Basis für ein Bürgerbeteiligungsverfahren sein, dass dann 2022 stattfinden soll.
Mit Stadträtin Sima und den Wiener Linien habe man bereits Gespräche geführt. Man sei sich jedenfalls einig, dass es in der Josefstädter Straße mehr Grün brauche: Nachdem die große Platane von dort unlängst auf den Schmerlingplatz übersiedelt wurde, gebe es dort nun keinen einzigen Baum mehr.
7., Zollergasse
Im angrenzenden, ebenfalls grün regierten Neubau wird bereits an einem Wahlversprechen gebaut: der begrünten Begegnungszone in der Zollergasse.
Vor wenigen Wochen wurden dort Wasserrohre ausgetauscht, ab heute wird an den Gasleitungen gearbeitet. Und nächsten Montag starten dann die Arbeiten an der neuen Straßenoberfläche.
Zwischen der Mariahilfer Straße und der Lindengasse wird eine gepflasterte Ebene für Autolenker, Radfahrer und Fußgänger geschaffen.
In der Mitte der Straße werden große Platanen gepflanzt. Dazu kommen berankte Pergolen, Bänke, Trinkbrunnen und ein Wasserspiel. Eröffnet werden soll die neue Zollergasse Anfang Juni.
18., Gersthofer Platzl
Nach langem Hin und Her folgen doch manchmal Taten: Das zeigt das Beispiel Gersthofer Platzl. Mitte März nahm das Prestigeprojekt der grünen Bezirkschefin Silvia Nossek die letzte Hürde: Die Stadt sagte zu, 60 Prozent des 700.000 Euro teuren Umbaus zu bezahlen.
Dieser steht nun – mit zwei Jahren Verspätung – im Sommer an. Zwischen Währinger Straße und Gentzgasse sind breitere Gehsteige, fünf Bäume mit Beeten und ein Radstreifen geplant.
In diesem Abschnitt gibt es stadtauswärts künftig eine Autospur weniger. Die 10A-Haltestelle wird verlegt, der Markt unter der S-Bahn-Trasse neu gepflastert und es werden Bänke und Trinkbrunnen aufgestellt.
Die Fläche soll sich so zu einer Art Bezirkszentrum entwickeln. Im Herbst wird es fertig sein.
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