Bei den Mandolettikrämern etwa bekam man Butterpasteten oder mit Mandeln verfeinerte Germkuchen. Auch sie stammten aus Italien und auch sie hatten einen Kaufruf: „Letti! Mandoletti! Bonbiletti!“.
Die Waren der Mandolettikrämer waren so beliebt, dass sie sich zu einem ernsten Problem für die hiesigen, damals nicht ganz so kunstfertigen Zuckerbäcker entwickelten – und heftig bekämpft wurden.
Bei den Lavendelweibern bekam man (im Sommer) Lavendelsträuße. Bei den Bandelkrämern gab es Bänder, Zwirn und Hemdärmelbesätze (aus dem sogenannten Bandelkramerland, dem Waldviertel). Und bei den Planetenverkäufern erhielt man Glücksbriefchen (die „Planeten“) für die Lotterie.
Ein gemischtes Sortiment hatten die Hausierer. Sie boten in Lokalen unter anderem Seife, Hosenträger oder Bleistifte an – und hofften, dabei eine Gratis-Mahlzeit abzustauben.
Schikane für Spielzeugmacher
Die Waren von Spielzeugmachern waren unterdessen auf den Märkten zu haben. Sie waren „meist Handwerker, die aus den unterschiedlichsten Berufen kamen und entweder nebenbei oder ausschließlich Gegenstände zur Unterhaltung und Beschäftigung der Kinder herstellten“, schreibt Palla.
Die teils schikanösen Zunftbestimmungen machten es den Spielzeugmachern aber nicht gerade leicht. Hafner (so wurden Töpfer früher genannt) durften zum Beispiel zwar Puppengeschirr fertigen, aber keine Schränkchen dafür.
Mit der Erlangung der Gewerbefreiheit bündelten diese Handwerker als Spielzeugfabrikanten alle erforderlichen Tätigkeiten in einem Betrieb.
Zweifelhafter Ruf
Ein breites, inzwischen verschwundenes Betätigungsfeld bot der kaiserliche Hof – für Dienstboten. „Das ,Livrévolk‘ wie man in Wien sagte, bestand aus Lakaien, Tafeldeckern, Portieren, Läufern, Zimmerputzern, Kammerdienern, Kammerjungfern, Stubenmädchen, Dienstmädchen, Hausknechten, Reitknechten, Vorreitern und anderen Bedienten“, schreibt Palla.
Auf ihre Tätigkeit angewiesen waren auch Adelige oder hohe Beamte – da wie dort hatten Dienstboten aber einen schweren Stand: Sie waren als stolz, faul und naseweis verschrieen.
Auf ein ganzes Regiment von Helfern konnte sich auch der sogenannte Oberstküchenmeister verlassen. Dies war der höchste Rang in der kaiserlichen Hofküche.
Wer ihn innehatte, war nicht selten dafür verantwortlich, binnen einer Stunde zwölf Gänge für 3.000 Esser auf den Tisch zu bringen. Als Letzter war dies Rudolf Munsch.
Zu seinem Abschiedsdiner im Jahr 1919 unter dem bereits entmachteten Kaiser Karl gab er sich bescheiden: Munsch servierte Gemüsesuppe, gebackene Gemüseschnitzel und trockene Biskuits, wie Palla herausgefunden hat.
Akribische Recherche
Als Quellen zog er allen voran die Experten und Unterlagen der Technischen Museen in Wien und München heran. Zwei Jahre nahm er sich für die Recherche Zeit. Pallas Interesse für verschwundene Berufe ist biografisch bedingt. Sein Vater war Schriftsetzer – und damit ebenfalls Angehöriger einer mittlerweile ausgestorbenen Profession.
Dass sich so viele Menschen für alte Berufe (und sein Buch) interessieren, erklärt sich der Schriftsteller mit der Rückbesinnung auf Gewesenes: „Beim Handwerk, etwa bei der Lederbearbeitung oder bei Stoffen, lernen viele Kunden Qualität wieder zu schätzen. Da erinnert man sich dann an einstige Berufe und das damit verbundene Wissen.“
Das scheint man auch bei der Wirtschaftskammer zu tun. In deren Online-Berufsinfoportal wird manche Profession angepriesen, die man verschwunden wähnt. Etwa den „Lebzelter und Wachszieher“.
Bei den Jobchancen ist man ehrlich: Beschäftigungsmöglichkeiten, heißt es auf der Website, gebe es meist nur in alten Familienbetrieben.
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