Die Kampagne sei sehr auffallend gewesen, sagt sie. „Noch heute kann ich mich an die sehr jungen Models erinnern und den „Trau dich doch“-Spruch, der schon als grenzwertige Aufforderung an Männer zu verstehen ist“, sagt Ernst im KURIER-Gespräch. Auch die dreifache Ausfertigung des Fotos stieß den Feministinnen sauer auf, es zeige eine „Frauenpuppe als Fließbandfabrikat“ wird eine von ihnen 1981 in der Zeit zitiert.
Die Spray-Aktion sei darum ein Protest gegen den reinen Objektstatus von Frauen gewesen, so Ernst. Und dieser war ein Erfolg. „Die Aktion hat entscheidend dazu beigetragen, damals gängige Normen in der Werbung zu verändern“, sagt Monika Sommer, Direktorin vom Haus der Geschichte Österreich. Der Wiener Wäschekrieg wird darum als eines der Beispiele bei der neuen Ausstellung „Heimat großer Töchter – Zeit für neue Denkmäler“ dafür gezeigt, dass Frauen gesellschaftliche Verhältnisse verbessern können).
Es war nicht die erste Protestaktion, die sich in den 1970ern und -80ern gegen sexistische Darstellungen richtete, sagt Sozialwissenschafterin Ulrike Weish. Wegen Sexismen wurde die Tür des Magazins konkret eingemauert, der Stern wurde wegen eines weiblichen Hinterns am Cover verklagt – und einem Journalisten des Wiener Extrablatts wurde im Büro die Hose ausgezogen, um, wie im KURIER 1981 steht, „seine Männlichkeit, die Genußwurzel allen Übels, zu demaskieren“.
Während diese Aktionen aber von der Bevölkerung noch belustigt aufgenommen wurden, begann die Stimmung nach der Palmers-Nacht zu kippen.
„Dass es sich bei den Plakaten um sexistische Werbung handelt, wird wohl kaum jemand bestreiten“, urteilte Frauenbewegungsikone Johanna Dohnal (SPÖ), damals Staatssekretärin für Frauenfragen. Allerdings befürworte sie „solche Schmieraktionen“ nicht, da „sie für die Gegner zum gefundenen Fressen werden“.
Und tatsächlich: Die Art, wie damals berichtet wurde, lässt einen nach heutigen Maßstäben fast ein bisschen ratlos zurück. „Denn zum einen kostümieren sich auch Emanzen mit Vorliebe uniform und in einer Art, als gelte es, alle Tauben Venedigs auf einmal zu verscheuchen“, steht etwa in einem Artikel vom 25. Oktober 1981. „Es war damals vollkommen normal, dass über Frauen diskriminierend berichtet wurde“, sagt Ernst. Ihre Antwort beim damaligen Interview ist umso zeitloser: „Der Vorwurf der Hässlichkeit ist der billigste Gegenschlag, den man machen kann. Es ist völlig egal, wie schön Frauen aus der Frauenbewegung sind. Sie werden auf jeden Fall als hässlich abgetan.“
Der geschätzte Sachschaden belief sich damals auf rund eine Million Schilling. Palmers verklagte die Feministinnen auf Schadenersatz. Die Polizei hatte in der Nacht zwei der Studentinnen aufgegriffen, die auch vor Gericht gestellt wurden. „Sie wurden aber schlussendlich freigesprochen“, erzählt Ernst.
Der „Wäschekrieg“ war weder der erste noch der letzte Skandal um Palmersplakate. Schon in den 1950ern schritt das Unterrichtsministerium ein, da bei bestrumpften Frauenbeinen der halbe Oberschenkel zu sehen war. Diese mussten mit Röcken überklebt werden. Palmers schadete das nicht. Im Gegenteil. Die Zensur trieb in den ersten Tagen nach Veröffentlichung den Umsatz um das Sechsfache in die Höhe. Auch die Aufregung im Jahr 2017 darüber, dass über Frauen in Unterwäsche „Osterhöschen“ stand, sorgte für keine nachhaltigen Schäden. Erst im September vermeldete Palmers einen neuen Umsatzrekord.
Die Plakate von 1981 waren nach den Protesten jedenfalls schnell aus dem Stadtbild verschwunden. „Ich weiß aber nicht, ob das ohnehin geplant war oder nicht“, sagt Ernst. „Fest steht aber, dass sich das Klima danach zum Guten verändert hat“.
Ausstellung: Start am Donnerstag
Ab 22. Oktober ist „Heimat großer Töchter. Zeit für neue Denkmäler“ im Haus der Geschichte Österreich (Neue Burg, Heldenplatz) zu sehen.
Welche Strategien hatten Frauen, um die Gesellschaft zu verändern? Zehn kaum bekannte Beispiele zeigen, wie es möglich ist, Handlungsspielräume zu erweitern Infos: www.hdgoe.at/grosser-toechter.
Öffnungszeiten: Das Museum hat von Dienstag bis Sonntag von 10–18 Uhr, am Donnerstag von 10–21 Uhr geöffnet. Erwachsene zahlen 8 Euro, Kinder gratis.
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