Schlaf, Luft, Öffis: Wie das Virus die Wien-Statistik prägt

Schaufensterpuppen mit Schutzmasken in einer Wiener Auslage.
So verändert die SARS-CoV-2-Pandemie samt ihrer Begleiterscheinungen Wien: Ein Streifzug in Zahlen.

Was den Wienern immer wieder vorgeworfen wird, entspricht zumindest derzeit der Realität: Die Wiener sind Langschläfer – dem Homeoffice sei Dank. Viele sparen sich wegen der aktuellen Ausgangsbeschränkungen (nicht ganz freiwillig) den täglichen Weg in die Arbeit.

Sie können daher länger im Bett bleiben – und tun es auch, wie Daten der Wien Energie zeigen. Den Stromverbrauch, den der städtische Energieversorger üblicherweise bereits um 6.30 Uhr misst, den verzeichnet er dieser Tage erst um 8.30 Uhr.

Das heißt: Kaffeemaschinen, Toaster und Haarföhne werden satte 2 Stunden später angeworfen als sonst. Das ist ein Indikator von vielen, dass das kleine Coronavirus das geschäftige Großstadtleben massiv dämpft. Wie sehr, zeigt der KURIER in Zahlen.

Der Bewegungsradius der Wiener ist seit Inkrafttreten der Ausgangsbeschränkungen deutlich zurückgegangen: Am stärksten – nämlich um ganze 88 Prozent – im 1. Bezirk.

Das haben Forscher vom Complexity Science Hub und von der TU Wien auf Basis von Handydaten errechnet. Die weitesten Wege legen (wohl zwangsläufig) immer noch die Donaustädter zurück.

Dass die Wiener weniger unterwegs sind, zeigt sich auch in den U-Bahn-Stationen. Das Passagieraufkommen beträgt insgesamt nur noch 14 Prozent des Vorkrisenniveaus.

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Die leere Station Karlsplatz: Das Passagieraufkommen ist insgesamt um 86 Prozent zurückgegangen. 

Am größten ist der Rückgang mit 90 Prozent in der Station Schwedenplatz, am geringsten bei den Haltestellen Leopoldau und Reumannplatz – dort beträgt er 75 Prozent.

U-Bahn-Nutzer warten derzeit an Werktagen übrigens 5 statt 3 Minuten auf den nächsten Zug. Das entspricht dem üblichen Samstags-Takt.

Orte, die man aufsuchen könnte, gibt es ohnehin kaum mehr. 0 von 5.900 Restaurants, Wirtshäusern und anderen Gastro-Betrieben bedienen im Moment Gäste. Die 2.200 Wiener Kaffeehäuser haben ebenfalls zugesperrt.

Geöffnet sind laut Wiener Wirtschaftskammer exakt 886 Supermärkte, 287 Drogerien und 325 Bäckereien. Die restlichen rund 7.700 Einzelhandelsbetriebe sind zwangsweise geschlossen.

Alle 1.760 Spielplätze der Stadt sind gesperrt. Möglichkeiten zur Zerstreuung (selbstverständlich nur alleine oder mit Wohnungsgenossen!) bieten Naherholungsgebiete wie die Donauinsel und die 1.000 städtischen Parks. Jene 5 Parks, die der Bund verwaltet, sind geschlossen.

Und der Tourismus?

228 von 356 Hotels empfangen noch Gäste. Die Bettenkapazität ist dadurch um 53 Prozent verringert: 32.200 Betten von insgesamt 61.200 fallen derzeit weg.

Anzureisen ist sowieso schwierig, besonders mit dem Flugzeug: 50 Abflüge und Ankünfte listete der Flughafen Wien-Schwechat am Mittwoch auf seiner Website auf.

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In der Flughafenhalle ist nicht mehr viel los. 

Das ist ein Bruchteil der sonstigen Aktivität: Im Vorjahr landeten oder starteten im Schnitt täglich 730 Maschinen.

Das Dahindämmern hat auch sein Gutes: Weil weniger Autos unterwegs sind, steigt die Luftqualität. Das Umweltbundesamt registriere in der Vorwoche an der Messstelle Hietzinger Kai pro Kubikmeter Luft 15 Mikrogramm Stickstoffdioxid weniger.

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