Demos gegen Corona-Maßnahmen: 2.000 Teilnehmer am Karlsplatz
Einmal mehr gehen die Corona-Skeptiker und Impfgegner auf die Straßen Wiens und legen so am Nationalfeiertag die Innenstadt lahm. Der Polizei wurden mehrere Corona-Demos angemeldet, erwartet wurden mindestens 8.000 Personen. Am Karlsplatz etwa versammelten sich am Nachmittag aber nur rund 2.000 Menschen.
Der Demo-Dienstag im Live-Ticker:
Corona-Demos am Nationalfeiertag
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Schönen Vormittag aus dem KURIER-Newsroom!
Unsere Reporter sind bei den heutigen Corona-Demos in Wien live vor Ort.
Wir werden an dieser Stelle ab der Mittagszeit über die neusten Entwicklungen informieren.
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Demo hat begonnen: "Regierung muss weg"
Unsere KURIER-Reporter Antonio Šećerović und Sophie Seeböck sind bereits im Einsatz. Der erste Protestzug der Demo "Für Grund- und Freiheitsrechte" führt über die Mariahilfer Straße und hat um 13 Uhr begonnen. Vor Ort befindet sich auch einer der Veranstalter, Martin Rutter. Die Demonstranten rufen "Regierung muss weg" und "Politik ist gleich Korruption".
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"Kurz muss weg"
"Kurz muss weg": Die Maßnahmen-Gegner haben ihre Kernbotschaft entweder nicht an die tagespolitischen Entwicklungen angepasst oder der Rücktritt von Sebastian Kurz als Bundeskanzler genügt ihnen nicht.
Ein Politiker, mit dem sie schon eher etwas anfangen können: FPÖ-Chef Herbert Kickl, der in seiner gestrigen Pressekonferenz wissenschaftlich unhaltbare bis faktenwidrige Behauptungen zur Corona-Impfung ventilierte. Etwa, dass ein Zusammenhang zwischen der Impfung und "Tumorwachstum" bestehe - hier entlang zum Faktencheck. Oder, dass das Anti-Wurmmittel Ivermectin eine Alternative zur Corona-Impfung sei - das stimmt ebenfalls nicht. Die FPÖ ist heute nicht als Organisator beteiligt, allerdings sollen mehrere blaue Politiker vor Ort sein, wie Kickl andeutete.
Beliebter denn je bei "impfskeptischen" Politikern ist derzeit auch ein Starspieler des FC Bayern. Fußballer Joshua Kimmich scheut die Nadel, laut eigenen Angaben aus Angst vor möglichen Spätfolgen der Impfung. Warum er im Unrecht ist - hier entlang.
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Ruhiger Spaziergang
Der Demo-Zug hat es nun - bisher friktionsfrei - zum Haus des Meeres geschafft.
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Jetzt soll auch Schallenberg weg
Neben österreichischen Fahnen, schwenken vereinzelte Besucher auch deutsche, kroatische und bosnische Flaggen. Mittlerweile dürfte der Name des neuen Bundeskanzlers zu den Querdenkern durchgedrungen sein. Sie rufen nun auch: "Schallenberg muss weg".
Auch Fridays-for-Future-Parolen werden abgewandelt. Statt "Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut", rufen die Demonstranten: "Wir sind hier, wir sind laut, weil man uns die Freiheit klaut".
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Vorerst keine Ausschreitungen
Die Demonstranten stehen mittlerweile vor der Wiener Secession beim Karlsplatz. In unmittelbarer Nähe ist die Zentrale der Tageszeitung Österreich - zuletzt wegen der Verbreitung mutmaßlich getürkter Umfragen im Schussfeld, es gilt die Unschuldsvermutung.
Während Banner mit dem Schriftzug "Kurz muss weg" in die Höhe gehalten werden, rufen die Maßnahmen-Gegner "Schallenberg muss weg". Bisher gab es keine Ausschreitungen, es ist noch immer ruhig.
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1.700 Teilnehmer
Der erste Protestzug ist nun wieder im Wiener Resselpark angelangt. Neben den üblichen Parollen hört man auch laute Musik. Um 14.10 Uhr haben die Reden angefangen.
Laut Polizeisprecherin Barbara Gass haben sich bei der heute größten Corona-Demo "Für Grund- und Freiheitsrechte" insgesamt 1.700 Personen versammelt.
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Corona und die "Intelligenz"
Diesem Autofahrer dürften die getönten Scheiben als Sichtschutz nicht gereicht haben.
Auf einem der Sticker steht jedenfalls allgemein passend zur Szenerie: "Corona ist ein Intelligenztest".
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"Ruhende Wölfe" wollen für immer ungeimpft bleiben
Musiker Ben Arslan gibt nicht nur seine Lieder "It’s time for freedom" und "Unsere Freiheit" live vor der Karlskirche zum Besten. Er kritisiert auch die Regierung. Die Eliten hätten es zwar geschafft, die "ruhigen Schäfchen" zur Impfung zur überreden. Bei den "ruhenden Wölfen", womit er die Demo-Teilnehmer und damit auch sich selbst meint, würde man dies aber niemals schaffen.
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Wien soll antworten
Auch Schilder mit dem Schriftzug "Trieste Chiama" ("Triest ruft" auf Italienisch, Anm.) sieht man. Eine Referenz auf eine Bewegung gegen den Grünen Pass in Italien. Daneben steht: "Wien antwortet".
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"Moralisch verkommene Gestalten"
Das Kärntner BZÖ hätte sich vor der Nationalratswahl 2019 nur allzu gerne mit Martin Sellner - Kopf der rechtsextremen Identitären - verstärkt. Sellner sagte ab, doch mit Spitzenkandidat Martin Rutter erreichte das Bündnis Zukunft Österreich immerhin 0,02 Prozent der Wählerstimmen.
Mittlerweile ist Hutter ein begeisterter Corona-Leugner und behauptet im Resselpark gerade vor seinem Stammpublikum, es gebe "Millionen Impftote". In Deutschland gab es auf Basis eines Sicherheitsberichts des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI) zufolge rund 1.450 Verdachtsfallmeldungen von Todesfällen nach der Corona-Impfung. Nur in 48 Fällen wurde die Corona-Impfung als ursächlicher Grund für den Tod für wahrscheinlich gehalten.
Hutter - wir bitten um Verzeihung, dass er an dieser Stelle nicht so viel Raum bekommt, wie in einem bestimmten österreichischen TV-Privatsender - gibt Kund: "Die Regierung spricht von Quarantäne für Ungeimpfte. Für uns ist es ein Einsperren von Andersdenkenden." Aber das werde man nicht zulassen. Die Regierungsmitglieder bezeichnet Rutter als "moralisch verkommene Gestalten". "Auch die Polizei wird zur Verantwortung gerufen", sagt Rutter und blickt auf die versammelten Beamten.
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Ein paar Bewegtbild-Eindrücke
VIDEO: Corona-Demo am Nationalfeiertag 2021
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Inge (70) war schon damals auf der Straße
"Ich bin 70 Jahre alt, ungeimpft und frei", ruft die Rednerin Inge ins Mikrofon. Seit Beginn der Pandemie gehe sie demonstrieren. "Ich habe mich auch schon im letzten Lockdown nicht einsperren lassen. Ich war auf der Straße und wurde nicht krank."
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Daniela: "Bewusste Entscheidung, an Corona zu sterben"
Die fünffache Mutter und Sozialberaterin Daniela spricht bei ihrer Rede von Kindern, die in der Zukunft keinen Job bekommen können, ohne geimpft zu werden. Sie spricht von "Diskriminierung". Familien würden zerbrechen, weil "der eine die Impfung will, der andere nicht". "Wenn ein Ungeimpfter an Corona stirbt, dann hat er sich ganz bewusst dafür entschieden", sagt Daniela.
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Die Bundeshymne - oder?
Eine Einzelperson intoniert mehrstimmig mutmaßlich die Bundeshymne.
VIDEO: Hymne bei Corona-Demo - ein Versuch
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Jede Menge Antisemitismus
Um die "friedlichen Demonstranten" ein wenig zu kontextualisieren: Auf dem Kurznachrichtendienst Twitter kursieren Sujets von Demo-Teilnehmern, die unter anderem die Corona-Maßnahmen mit dem Holocaust gleichsetzen und den Gesundheitsminister mit SS-Lagerarzt und Kriegsverbrecher Josef Mengele vergleichen.
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Es geht weiter, Richtung Ring
Der zweite Protestzug geht Richtung Ring. Veranstalter Rutter bezeichnet einen möglichen Lockdown für Ungeimpfte als "Lockdown für Andersdenkende".
Die Kundgebung am Karlsplatz dauerte zirka eineinhalb Stunden. Am Ring rufen die Menschen "Widerstand!".
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Demozug gestoppt
Die Demonstranten wurden beim Schottenring gestoppt, offenbar kam der Polizei ein herrenloser Gegenstand verdächtig vor.
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Alles steht
Der Bereich um den verdächtigen Gegenstand wird gesperrt
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Herrenloser Rucksack
Das ist der verdächtige Gegenstand, der der Polizei Sorgen bereitet.
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Demozug geht weiter
Offenbar hat sich der Verdacht nicht bestätigt. Die Lage ist trotzdem ein wenig angespannt.
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Verstärkung
Die Demonstranten sind nun am Schwarzenbergplatz. Die Polizei bekommt hier Verstärkung von der Polizeihundeeinheit.
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Demo beendet
Die Demonstration wurde gerade offiziell beendet. Im Resselpark ist es trotzdem noch sehr laut.
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Auf Wiedersehen!
Die Demo ist vorbei, unser Ticker jetzt ebenso. Wir danken fürs Mitlesen. Eine Zusammenfassung lesen Sie hier:
Die Route der Demo "Für Grund- und Freiheitsrechte" führte über die Mariahilfer Straße, den Getreidemarkt und die Lothringerstraße zum Resselpark beim Karlsplatz.
Geschwenkt wurden am Nationalfeiertag sowohl österreichische als auch deutsche Flaggen. Auch einige Vertreter der Neonazi-Szene nahmen in einschlägiger Kleidung an der Demonstration teil.
VIDEO: Corona-Demo am Nationalfeiertag 2021
Auch andernorts hatten sich schon zuvor Corona-Demonstranten versammelt, unter anderem im Inneren Burghof nicht unweit der "Impfburg" von Bundespräsident Alexander Van der Bellen. In der Nähe des Museumsquartiers hatte die Liste MFG, die in Oberösterreich in den Landtag eingezogen war, einen Stand aufgebaut.
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