Gastro-Plan: Immer weniger freie Flächen am Donaukanal
Freie Flächen sind im zentralen Abschnitt des Wiener Donaukanals rar. An sonnigen Abenden muss man Plätze außerhalb der Gastgärten und Beach-Bars suchen – besonders jetzt, wo die Corona-Pandemie noch mehr Menschen ins Freie zieht. Und bald könnte es noch enger werden.
Denn die Donauhochwasserschutz-Konkurrenz (DHK), die Verwalterin des Ufers, hat drei brach liegende Abschnitte ausgeschrieben. Gesucht sind gastronomische, sportliche oder kulturelle Konzepte – ungeachtet dessen, dass zwei der Bereiche explizit als Nicht-Gastro-Flächen definiert sind.
Konkret vergibt die DHK Pachtverträge mit einer Laufzeit von zehn Jahren. Bis Freitag, 19. Juni, können sich Interessenten melden. Hintergrund der Vergabe ist ein kritischer Rechnungshofbericht aus dem Jahr 2016, der unter anderem zu günstige Mietverträge beanstandet hatte. Für alle drei Flächen ist eine ganzjährige Nutzung ausgeschrieben.
Vergangene Vergabe
Als Reaktion auf den RH-Bericht schrieb die DHK Ende 2017 eine erste Tranche Flächen aus: Tel Aviv Beach, Feuerdorf, Central Garden, Hafenkneipe, Adria Wien und Badeschiff-Vorkaifläche. Die ersten vier Flächen gingen je-weils an die bestehenden Betreiber. Auf der Vorkaifläche ist Fräulein’s fabelhafter Sommergarten geplant, anstelle der Adria das Container-Lokal Taste
Angekündigte Kontrollen
Weil Kritik laut wurde, dass Besucher des Kanals die Abstandsregeln brechen, will die Stadt nun vermehrt kontrollieren.
Fragwürdig ist die Vergabe vor allen in Hinblick auf zwei Bereiche. Erstens, bei jenem auf der Seite des ersten Bezirks zwischen Salztor- und Marienbrücke.
Zuletzt hatte dort das Partyschiff Johann Strauss geankert. Vor drei Jahren wurde es (nach einem Rechtsstreit) abgeschleppt und die Infrastruktur an Land geräumt.
Jetzt ist das Gelände wieder eine Wiese – und eine der letzten unbespielten Flächen auf der zentralen, rechten Uferseite.
Freizeit ohne Konsum
Genau das soll sie auch sein. Die Fläche ist nämlich als sogenannter „Ermöglichungsraum“ definiert – und zwar in der Donaukanal-Partitur. Das ist eine Sammlung von Leitlinien für die Entwicklung des Kanals, die im Jahr 2014 von der Stadtentwicklungskommission zur Kenntnis genommen wurde und den „Masterplan Donaukanal“ präzisiert.
Der wiederum wurde im Jahr 2010 vom Gemeinderat beschlossen und definiert Ermöglichungsräume als Bereiche, in denen auf das Bedürfnis nach „konsumfreier Freizeitgestaltung und Erholung“ Rücksicht genommen wird.
In dem Papier ist auch explizit festgehalten, dass sich in dem betroffenen Abschnitt „kommerzielle Nutzungen mit frei zugänglichen Erholungsflächen“ abwechseln sollen.
Das heißt: Die DHK, in der auch die Stadt Wien vertreten ist, ignoriert mit der Ausschreibung diese Beschlüsse.
Streit zwischen Rot-Grün
Ein derartiges Vorgehen zog bereits vor drei Jahren einen handfesten Streit in der Rathaus-Koalition nach sich. Auch damals wurde ein Ermöglichungsraum vergeben. Die Grünen erzürnte das sehr, die SPÖ weniger.
Die Fläche ging letztlich an die Grillhütten-Lokalität Feuerdorf. Sie wurde allerdings auf den Winter beschränkt, im Sommer ist die Fläche frei.
„Kommerzfreie Nutzung“ abgesagt
Drastisch ist – zweitens – die Vergabe des Abschnitts am rechten Ufer zwischen der kleinen Anlegestelle flussabwärts der Schwedenbrücke und dem Badeschiff. Sie ist in beiden genannten Papieren der „kommerzfreien Erholungsnutzung“ vorbehalten.
Von der DHK war auf KURIER-Anfrage am Freitag keine Stellungnahme dazu zu erhalten.
Ecker ist Pächter
Und die dritte Fläche? Die befindet sich auf der linken Uferseite beim Aufzug zur Salztorbrücke. Wie sie genutzt werden soll, das ist nicht festgelegt. Der DHK könnte hier ein weiterer Streit mit Gerold Ecker bevorstehen.
Der Donaukanal-Gastronom hat die Fläche nämlich gepachtet. Seit Jahren weigert er sich, sein Lokal Adria zu räumen.
Wie die drei ausgeschriebenen Abschnitte genutzt werden, steht übrigens im Herbst fest: Im Oktober sollen die neuen Konzepte starten.
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