Wiener Donaukanal: Uferflächen wurden neu vergeben
Die Betreiber von Feuerdorf, Tel Aviv Beach, Central Garden und Hafenkneipe können aufatmen: Sie haben in einem umstrittenen Vergabeverfahren neue Pachtverträge ergattert und dürfen somit weitere zehn Jahre am Donaukanal bleiben. Adria- und Badeschiff-Vorkaifläche bekommen dagegen neue Pächter: Dort sollen bald „Fräulein’s fabelhafter Sommergarten“ und eine Figar-Dependance einziehen – wenn ihnen nicht noch ein Streit zwischen ihrem Vorgänger und dem Ufer-Besitzer einen Strich durch die Rechnung macht.
Denn Gerold Ecker, Betreiber von Adria Wien und Badeschiff-Vorfläche, hat sich im November bei der Grundeigentümerin Donauhochwasserschutzkonkurrenz (DHK) nicht um neue Pachtverträge beworben – sondern Klage gegen die Ausschreibung eingereicht. Gleichzeitig fordert die DHK die Übergabe der Flächen gerichtlich ein - der KURIER berichtete. Im Oktober laufen Eckers Verträge aus, er will seine Uferabschnitte aber nicht widerstandslos herausgeben: „Aus unserer Sicht ist nicht von einer Bespielung auszugehen. Dazu braucht es einen rechtlich bindenden Räumungstitel“, sagt er zum KURIER. Der nächste Verhandlungstermin ist für Mitte Oktober angesetzt.
Grillen für alle
Stephanie Edtstadtler, Inhaberin des Café Fräulein's in Neubau, macht sich jedenfalls „keine großen Sorgen“, dass die Querelen ihr Projekt vor dem Badeschiff gefährden könnten. In Betrieb gehen soll es ohnehin erst im Frühjahr, erklärt sie. Geplant sei „ein Biergarten im ursprünglichen Sinn“: Gäste dürfen ihr Essen selbst mitbringen – und auf dem Griller braten. Edtstadtler: „Es wird Public Viewing geben, Tischtennis und bunte Lichterketten.“
Nicht so tief in die Karten blicken lassen sich David und Ergo Seiler, die gemeinsam mit dem Gastro-Container-Entwickler Box-ircus die Adria-Fläche übernehmen. In den nächsten Monaten soll umgebaut werden, die Eröffnung sei für Frühjahr geplant, sagt David Figar. „Wir sehen die Zusage als Wertschätzung unserer Arbeit.“ Er und Seiler hatten am Donaukanal zuletzt „Figar macht Urlaub“ betrieben. Heuer mussten sie eine Zwangspause einlegen, weil ihnen Ecker das Quartier gekündigt hatte. Der Gastronom hat am Donaukanal nämlich eine Doppelrolle: Gepachtete Flächen, auf denen er nicht selbst Lokale führt, vermietete er weiter.
Vassilakou urteilt „vorsichtig positiv“
Das sei der wahre Grund für die Neuvergabe, munkeln einige Gastronomen am Kanal. Denn die DHK habe Eckers Praxis gestört. Laut den Ausschreibungsregeln hätte er sich nun nur für eine Fläche bewerben dürfen. Die Untervermietungen hatte 2016 auch der Rechnungshof beanstandet – womit Stadträtin Ulli Sima ( SPÖ) die Interessentensuche rechtfertigte. Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou (Grüne) fürchtete dagegen, dass aufgrund der Vergabekriterien (u. a. umsatzabhängiger Zins) vor allem Gastroketten zum Zug kommen könnten.
Die rot-grünen Differenzen dürften aber passé sein: „Das Ergebnis ist vorsichtig positiv zu bewerten“, sagt Vassilakou. "Pioniere, kleine Lokale, die den Charme des Donaukanals ausmachen, bleiben an Bord. Auch die neuen Akteure machen auf den ersten Blick einen positiven Eindruck.“
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